Bezirk Melk: "Das Gefühl, es geht aufwärts"
Zwei Bürgermeister aus dem Bezirk Melk machen eine Zeitreise zurück in die 70er-Jahre.
BEZIRK. Glockenhosen, Koteletten, Kernkraft, Eiserner Vorhang. Würde man heute ins Niederösterreich der 70er-Jahre zurückkehren, man würde das Land nicht wiedererkennen. Eine Schau im NÖ-Ausstellungs-Mekka, der Schallaburg, widmet sich derzeit dieser Epoche unserer jüngeren Geschichte. Die BEZIRKSBLÄTTER nahmen zwei Bürgermeister mit auf eine Reise in die Vergangenheit.
Als Lehrer nach Loosdorf
"Ich bin 1969 als Lehrer nach Loosdorf gekommen und wohnte anfangs in einer kleinen Wohnung", startet Josef Jahrmann, Bürgermeister von Loosdorf, seine Zeitreise. Dort angekommen, fing er gleich eine kleine "Revolution" an. "Ich mochte die althergebrachte Art des Unterrichtens nicht. Ich setzte mich auf den Tisch und begann mit meiner Gitarre zu spielen. So hatte ich auch immer einen guten und respektvollen Draht zu meinen Schülern", erzählt Jahrmann. Die Musik spielt bei Jahrmann immer noch eine große Rolle, unter anderem singt er in einem Männerchor mit.
Ganz andere Stimmung
Ein paar Eindrücke blieben dem damaligen Häuslbauer noch in Erinnerung. "Es war damals eine ganz andere Stimmung als heute. Man hatte das Gefühl es geht aufwärts. Zum Beispiel war das Thema Arbeitslosigkeit überhaupt kein Thema und Vorschriften und Gesetze haben einen nicht so eingeengt", so der Musiker.
Eingeengt fühlte sich der Sprecher der ARGE Landesausstellung 2017 und Landtagsabgeordnete Karl Moser bei einer Genossenschaftsveranstaltung Ende der 70er nicht. "Wir verstanden die Vorgangsweise der Genossenschaft, die ein 'Altersheim' in unserer Ortschaft errichten wollte, nicht", erinnert sich der Yspertaler Bürgermeister zurück.
"Sie san oba a ned dabei"
Bei einer Infoveranstaltung kam es dann zur Diskussion zwischen Moser und einem Vertreter der Genossenschaft. "Er wollte mir nach langem Hin und Her das Wort entziehen, weil ich nicht bei der Genossenschaft war. Ich hab es mit den Worten 'Da habens recht, oba Sie san jo a ned dabei' zur Kenntnis genommen, durfte dann weiterreden und war anschließend das Sprachrohr der Bevölkerung", so der damalige Landjugend-Obmann.
Auch die Errichtung des Atomkraftwerkes Zwentendorf war dem sportambitionierten Jugendlichen ein Dorn im Auge. "Ich habe es nie verstanden, warum es ein parteipolitisches Thema war, wo es um ein Thema geht was die nächsten Generationen betroffen hätte", so Moser. Weiters ist ihm sein erstes Auto in Erinnerung geblieben. "Es war ein Mercedes 180, Baujahr 1956. Da hab ich oft die Mädels herumkutschiert", lacht der Yspertaler.
ZUR SACHE
Ausstellung "Die 70er – Zukunft war damals" von 19. März bis 6. November auf der Schallaburg. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertage: 9 bis 18 Uhr
Das sagt der Initiator Kurt Farasin zu den 70er Jahren
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