Filmklub - "Conducta"

Tauben erzählen von Freiheit. Und sie spielen auch in der afrokubanischen Religion eine große Rolle.
Der Schulbub Chala (Armando Valdés Freire) züchtet sie unter den Dächern seiner heruntergekommenen Heimatstadt Havanna. Chala ist elf und ein gerissener Schlingel, der immer einen guten Spruch auf Lager hat. Allem Unbill – die Mama ist drogensüchtig, Vater gibt es keinen – trotzt er improvisierend und trickreich. So müssen es viele anlegen im Havanna am Ende der Revolutionsära. Neben Tauben züchtet Chala auch Hunde für Wettkämpfe, geht riskante Wetten ein und möchte gerne das Herz von Yeni (Amaly Junko), der Klassenbesten, erobern. Sie lebt illegal in einer Baracke, nachdem sie mit ihrem Vater von der Provinz nach Havanna gekommen ist um hier bessere Chancen zu haben.
In seiner alten Lehrerin Carmela (Alina Rodriguez) hat Chala ein strenges, aber verständnisvolles Gegenüber. Schule ist bei ihr Lebensschule – was bedeutet, dass sie Chala nicht aufgeben will, wie das eigentlich das System vorschriebe. Sie versucht ihn vor dem Erziehungsheim, der "escuela de conducta" (dt. Schule des Benehmens), zu bewahren. Und das heißt: Widerstand gegen die Macht in einem autoritären, verknöcherten Staat.
Der 55-jährige kubanische Regisseur Ernesto Daranas legte den Film als "lebendiges, unfertiges Projekt" an, sämtliche Kinder sind Laiendarsteller. "Conducta", zur Gänze aus staatlichen Quellen finanziert, war zu keinem Zeitpunkt staatlicher Willkür ausgeliefert – und das, obwohl der Film die eklatanten Probleme in einem der Vorzeigeprojekte der Revolution zeigt: dem flächendeckenden Schulsystem. Man sagte Daranas, dass der Film "schonungslos" sei, "aber die Wahrheit", und dass man den Film dem ganzen Politkader zeigen werde.
Wenn Zuschauer in Massen ohne Furcht vor ihrer Politelite ins Kino strömen können, deutet das auf eine neue Ära auf der Zuckerinsel hin.

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