Loosdorf: "Bei uns baaln fost olle Jenisch"

- Johannes Zauner und Christopher Winkler< reden miteinander und mit anderen Loosdorfern ausschließlich Jenisch.
- hochgeladen von Daniel Butter
Die Einwohner Loosdorfs sind stolz darauf, mit dem Jenisch eine eigene "Volkssprache" zu haben.
LOOSDORF. Bacherl, Bacherl, mi spaun au, Jenisch baaln kau i scho*. Sie haben jetzt kein Wort verstanden? Kein Problem, fragen Sie einfach einen Loosdorfer oder Sitzenthaler was dieser Satz bedeutet. Das Jenisch – eine aus dem 17. Jahrhundert stammende alte Sprachkultur der auf Wanderschaft befindlichen verarmten Menschen – ist in der Marktgemeinde noch immer in der Sprachkultur enthalten. Vor allem auch bei vielen Jugendlichen.
Anfänge in der Schule
"Ich bin ja eigentlich kein gebürtiger Loosdorfer, bin aber hier in die Schule gegangen. Da war es gang und gäbe, dass mit jenischen Ausdrücken miteinander gesprochen wurde", erklärt Johannes "Josch" Zauner.
Ähnlich sieht es bei Christopher Winkler aus. Auch er ist ein "Zuagroasta". Bei ihm war aber nicht die Schulzeit in Loosdorf ausschlaggebend, sondern die Arbeit. "Dort war ich hauptsächlich mit dem Jenisch konfrontiert. So eignete ich mir den Dialekt an", meint Winkler.
Loosdorfer Dialekt
Stichwort Dialekt: War diese Art von Sprache lange Zeit als "Zigeunersprache" verschrien, ist sie nun ein Loosdorfer Bestandteil, auch wenn viele nicht mehr alle Vokabeln der Sprache beherrschen. "Am gängigsten sind, egal ob bei alten oder jungen Menschen, die Wörter baaln (sprechen), gschutzt (dumm), tschineun (arbeiten), Lowe (Geld) und buttn (essen). Die hört man eigentlich noch überall, wenn sich Sitzenthaler oder Loosdorfer unterhalten", sagt Zauner.
Die "Jenische Hymne"
Dass das Jenisch noch immer so stark mit Loosdorf verbunden ist, liegt auch an dem ehemaligen Gastronom Paul Schaefer. Er trug mit seiner Version vom Lied "De Schollarei von Lowe", wo laut Zauner fast jeder Loosdorfer oder nicht Loosdorfer zumindest den Refrain mitsingen kann, stark dazu bei, dass "baaln" in der Marktgemeinde noch immer in ist. "Als Betreuer vom Jugendverein merke ich auch, dass der Einfluss der Eltern, die Jenisch sprechen, auf die Jugendlichen übertragen wird. So wird der Dialekt immer weitergereicht", ist Student Zauner glücklich über diese Entwicklung.
Übrigens: Studenten der Fachhochschule St. Pölten beschäftigten sich in ihrer Diplomarbeit über das "Jenisch in Loosdorf". Das Buch dazu wurde vor Kurzem im Feuerwehrhaus in Loosdorf präsentiert. In dem Werk wird zwar betont, dass die jenische Lebensweise bald einmal aussterben wird, die Sprache aber erhalten bleibt.
*Bub, Bub, schau mich an, Jenisch reden kann ich auch schon.
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