Ein großes Herz für Musik und Bedürftige

- Einer von vielen großartigen Kabarettisten in der 9er Bar: Mike Supancic mit Gerti Kollath.
- Foto: privat
- hochgeladen von Gabriele Dienstl
Gerti Kollath wird die einzigartige 9er Bar ab April 2017 nicht mehr weiterführen. Abschlusskonzert ist am 25. März.
NIEDERKREUZSTETTEN (gdi). Bereits der Eröffnungsabend der legendären Kulturdonnerstage vor knapp 10 Jahren bot Außergewöhnliches in der 9er Bar. Die Gruppen 5/8erl in Ehr'n und Netnakisum spielten gemeinsam und sind der Veranstalterin Gerti Kollath noch in wunderbarer Erinnerung. "Ich kann mich gar nicht entscheiden, welches von den vielen Konzerten der letzten Jahre das Beste war. Spontan fallen mir die Strottern oder Madame Baheux ein, aber auch viele Kaberettabende ware einfach großartig," schwärmt Kollath. Die gebürtige Niederkreuzstetterin pachtete Ende 2006 das Lokal und wollte anfangs das bestehende Gasthaus weiterführen. Jedoch aufgrund ihrer vielen Erfahrungen in der Gastronomie, die vom Würstelstand bis zum Marriott in Wien reichen, änderte Kollath bald das Kozept und rief wöchentliche Konzertabende ins Leben. Der Kulturdonnerstag in der 9er Bar war geboren. "Hier in der Gegend gab es ja nichts, und mir fehlte das kulturelle Leben der Großstadt. Darum habe ich es hierher geholt," erinnert sich Kollath.
Arbeiten, weil es schön ist
Es war eine aufregende Zeit mit wunderbaren Konzerterlebnissen und vielen netten Gesprächen, beschreibt Kollath die vergangenen Jahre mit etwas Wehmut. "Wegen Geld habe ich das Lokal nie betrieben, ich sah rasch dass hier nichts übrigbleibt." Die Musikbegeisterte erzählt lachend weiter: "Als mir vor sechs Jahren die Sozialversicherung bekanntgab, dass ich in Pension gehen kann, dachte ich nur: sind denn die wahnsinnig? Ich möchte hier weiterarbeiten!" Und das tat sie auch. Als Grund für das Aufhören mit zum ersten Quartal 2017 nennt Kollath einerseits die Registrierkassenpflicht und andererseits das geplante totale Rauchverbot in Lokalen per 2018.
Starke soziale Ader
Gerti Kollath liebt Menschen. Es war ihr immer ein Bedürfnis, Schwache und Hilfsbedürftige mit voller Kraft zu unterstützen. So beherbergte sie sieben Monate lang eine vierköpfige Flüchtlingsfamilie in ihrem Haus und organisierte viele karitative Sammlungen. Ein anderes, jahrelang betreutes Projekt in Rumänien ist dem tatkräftigen Energiebündel besonders ans Herz gewachsen: Während einer Spendenlieferung nach Bucharest erfuhr sie von einem Roma Dorf bei Brezoi, wo sie sich vom Ausmaß der benötigten Hilfe ein Bild machte. "Es gab eine Art Kindergarten, wo nicht einmal ein befestigter Fußboden und auch kein WC oder Fließwasser vorhanden war. Ich bin sofort zum dortigen Bürgermeister marschiert und habe gehörig Wirbel gemacht. "Diese Kinder sind eure Zukunft", rief ich ihm zu." Kollaths Auftritt zeigte Wirkung. Nach einem neuerlichen Besuch ein halbes Jahr später war der Kindergarten renoviert und insgesamt 26 Mal fuhr sie mit einem vollbepackten Bus nach Brezoi.
Was kommt jetzt?
Wie es mit der 9er Bar weitergehen wird, steht derzeit noch in denSternen. Für ihre zukünftige Freizeit gehen der vielseitig interessierten Neo-Pensionistin die Ideen nicht aus. Sie wird ihr Haus und den Garten renovieren, und vielleicht mit einem Campingbus in den Süden fahren. Auch "ihre" Romasiedlung würde sie sehr gern wieder besuchen. "Ob ich etwas anders machen würde, könnte ich nochmals von vorn anfangen? Gar nichts, es ist alles gut so wie es eben war." Es gibt wohl kaum ein schöneres Resümee über aktive Berufsjahre wie dieses.
Die letzten Veranstaltungen:
19. März 2017 Kabarett Leopold Toriser "Spaß für Geld"
25. März 2017 Abschlusskonzert mit DirtyWink - College Coma - 40 Miles Away - Winterkind
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