Holzratsche statt Glocke
In der Osterwoche sind in jeder Ortschaft wieder fleißige Ratschenkinder unterwegs.
BEZIRK (mk). Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom, die Ratscher übernehmen ihren Job bis Ostern. Die Bezirksblätter sprachen mit jungen Ratschern, die diesen alten Brauch pflegen, und besuchten die Kirchenglocken noch kurz vor Abflug in ihren Turmstuben mit Aussicht. Pfarrer Christian Wiesinger aus Gaubitsch präsentiert stolz die vier Glocken im Kirchturm. "Unsere älteste stammt aus dem Jahr 1770. Die anderen sind nach den Weltkriegen dazugekommen." In der Osterwoche werden sie dann von den Ratschern ersetzt. "Ich bin froh, dass sich dieser Brauch gehalten hat. Die Sprüche werden von Jahr zu Jahr weitergegeben. Dadurch entsteht eine Gemeinschaft unter den Kindern." Der Pfarrer erklärt, warum die Glocken überhaupt wegfliegen. "Der Tod Jesu wird mit Leiden verbunden, das verträgt sich nicht mit lauten Glocken, die mit Fröhlichkeit verbunden werden. Die Glocken stehen also still und werden durch den dumpfen Holz-Klang der Ratschen ersetzt."
Früher gab´s ein rotes Ei
Die Kinder sind drei Tage im Einsatz und sammeln für sich selbst. "Früher gab es nur ein rotes Ei als Belohnung, aber heute bekommen die Ratscher auch Süßes und Geld", erzählt Pfarrer Wiesinger.
Anna Weilinger aus Bernhardsthal geht heuer zum letzten Mal ratschen. Ab sechs Uhr früh heißt es für sie Sprüche aufsagen und die Ratschen drehen. "'Wir ratschen, wir ratschen zum Gebet', ist der erste Spruch in der Früh", so Anna, "zu Mittag sagen wir 'wir ratschen, wir ratschen zum Engelsgruß, zum Zeichen, dass jeder Christ beten muss', und um 15 Uhr schreien alle 'wir ratschen, wir ratschen zum Leiden und Sterben Jesu Christi'."
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