Kellergassenführer, Mühlenmeister, Köllamauna
Neue Botschafter der Weinviertler Kultur
FALKENSTEIN. „Falkenstein ist ein ausgezeichneter Vertreter der Weinviertler Kellerkultur mit seinen 120 Presshäusern in vier Kellergassen. Bis 1995 war der Kindergarten mitten in der Kellergassen. Wir Älteren sind also alle in der Kellergasse groß geworden und haben den Wandel der Nutzung hautnah miterlebt“. Mit diesen launigen Worten hieß Bürgermeister Leopold Richter die neuen Kellergassenführer und Mühlenmeister willkommen. Die Ausbildung durch die AGRAR Plus Akademie ist ein wichtiger Baustein für die Erhaltung der Kellergassen. Hier lernen Interessierte, was es braucht, um Gästen die Kellerkultur näher zu bringen. „Gerade erst ist die Kellerkultur von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe erhoben worden“, freute sich Michael Staribacher von AGRAR Plus.
Hannes Steinacker, Geschäftsführer des Weinviertel Tourismus, schloss sich an: „Die Kellergasse ist das wichtigste Image-sujet. Mit Radfahren und der Kellerkultur in offenen Kellern kommt neues Leben in die Kellergassen. Es kommen mehr und mehr Gäste ins Weinviertel, die die Kulturgüter schätzen, wir müssen diesen Kulturschatz aber auch erlebbar machen.“
Zum 58. Mal wurde den neu Ausgebildeten die Urkunde verliehen. Obmann Joachim Maly stellte die Arbeit des „Vereins der Kellergassenführer“ vor und wusste von mittlerweile 672 Kellergassenführern, 1300 Kellergassen und 33 000 Presshäusern zu berichten.
Daneben hob Otto Schöffl die einstige Bedeutung der vielen Brotmühlen im Weinviertel hervor. „Der Boden ist hier hervorragend, so gab es viel Korn, das gemahlen werden musste. Das Weinviertel hätte eigentlich auch Brotviertel heißen können. Im Waldviertel gab es mehr Sägemühlen, im Alpenvorland viele Hammermühlen, die Mühlen waren bis ins 19. Jahrhundert der einzige Antrieb und somit wichtige Kulturstätten.“
Christian Kalch hatte dann noch das Vergnügen, den frisch gekürten elften Köllamaun vorzustellen. Die ehemaligen Köllamauna wählten Alois Ullmann aus Oberkreuzstetten zum Köllamaun 2022. Mit seinem vorbildlichen Engagement in der Kellergasse wurde aus dem Negativbeispiel von 1988 ein Juwel der ganz besonderen Art. Mit der Gründung des Kellergassen-Erhaltungs-Vereins 2011 und dem Kellergassenführer 2017 ist Alois Ullmann ein spätberufener, dafür besonders aktiver Revitalisierer. Seine Bautätigkeit in den Kellern ist unvergleichlich, er schafft jedes Jahr um die 100 Tonnen Erde händisch in Kübeln aus seinen Röhren. Ullmann: „Ich pass ja optisch nicht so ganz ins Bild, aber im Herzen bin ich auf jeden Fall ein typische Köllamaun.“
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