Nobelpreis an Österreich
Anton Zeilinger erhält Physik-Nobelpreis

Überreichung des Nobelpreises durch den schwedischen König Carl XVI. Gustaf an Anton Zeilinger, Quantenphysiker an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Wien. | Foto: ÖAW/Uni Wien/Hinterramskogler
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  • Überreichung des Nobelpreises durch den schwedischen König Carl XVI. Gustaf an Anton Zeilinger, Quantenphysiker an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Wien.
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Nobelpreis-Verleihung: Anton Zeilinger erhält die ehrenvolle Auszeichnung

Anton Zeilinger wurde in Stockholm der Nobelpreis für Physikdurch den schwedischen König Carl XVI. Gustaf überreicht. Der Physiker, der in Österreich an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Universität Wien forscht, erhielt den höchsten Wissenschaftspreis der Welt für seine Arbeiten zur Quantenverschränkung. Es ist der erste österreichische Nobelpreis für Physik seit der Verleihung an Wolfgang Pauli 1945 - Zeilingers Geburtsjahr.

Der Nobelpreis für Physik die höchste Auszeichnung für Leistungen auf diesem Gebiet die man erhalten kann.

ÖAW-Präsident Heinz Faßmann: „Großer Tag für die Wissenschaft“

Heinz Faßmann, Nachfolger von Anton Zeilinger als Präsident der ÖAW, sagt: „Heute ist ein großer Tag für den unbeugsamen Grundlagenforscher Anton Zeilinger, aber auch für die Wissenschaft in Österreich. Er hat die ÖAW fast ein Jahrzehnt erfolgreich geführt, wir freuen uns mit ihm. Sein Nobelpreis ist hochverdient und wirkt weit über die Wissenschaftsgemeinschaft hinaus.“

Zur Person Anton Zeilinger

Geboren 1945 in Ried/Innkreis in Oberösterreich, studierte Anton Zeilinger Physik und Mathematik an der Universität Wien. Nach seiner Dissertation im Jahr 1971 war er Forschungsassistent am Atominstitut in Wien und anschließend Fulbright Fellow am Neutron Diffraction Laboratory des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Zurück in Wien, habilitierte er sich 1979 an der Technischen Universität Wien.

"Wien war ein besonderer Ort. Mein Doktorvater Helmut Rauch (…) hat ein Klima geschaffen, wo man Dinge machen konnte. Das war ungewöhnlich und weltweit nicht oft der Fall: Dass man nur seiner Neugierde nachgehen kann.” meint Anton Zeilinger im Jahr 2022.

Sein einzigartiger beruflicher Werdegang führte ihn zunächst zurück ans MIT, wo er bis 1983 als Associate Professor fungierte. Bis 1990 war er Assistenzprofessor an der Technischen Universität Wien sowie an der Technischen Universität München. 1990 folgte er dem Ruf als Professor für Experimentalphysik an der Universität Innsbruck, bevor er 1999 die Professur für Experimentalphysik an der Universität Wien antrat, die er bis zu seiner Emeritierung 2013 bekleidete.

Weitere Stationen und Forschungsaufenthalte führten Anton Zeilinger unter anderem ans Collége de France sowie an die Oxford University. Im Fokus seiner Forschungsarbeiten stand und steht das Phänomen der quantenphysikalischen Verschränkung, die rätselhafte Verbindung zwischen zwei Teilchen, die unabhängig von ihrer Entfernung einen identischen Zustand annehmen.

Anton Zeilinger und die Quantenphysik

Bei den ersten Experimenten wurde ich gefragt, wozu das gut sein soll. Ich habe ganz stolz geantwortet: Das ist für nichts gut. Das mache ich nur aus Neugierde, weil ich von der Quantenphysik von Anfang an vollkommen begeistert war.”
Anton Zeilinger, 2022.

Für seine wissenschaftlichen Durchbrüche auf diesem Gebiet erhielt er zahlreiche nationale wie internationale Auszeichnungen und Ehrungen, darunter das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, der Descartes Preis der Europäischen Kommission, die Isaac Newton Medaille (UK), der Orden Pour le Mérite, der Israelische Wolf Preis, der John Stewart Bell Prize sowie der chinesische Micius-Preis. Er ist Mitglied in einer Reihe namhafter wissenschaftlicher Akademien wie etwa der American Association for the Advancement of Science, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina oder der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.

2003 gründete Anton Zeilinger das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit, deren Mitglied er seit 1994 ist. Von 2004 bis 2013 leitete er das Institut in Wien, bevor er zum Präsidenten der ÖAW gewählt wurde.

Quantenphysiker Anton Zeilinger, früherer Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften  | Foto: Sepp Dressinger
  • Quantenphysiker Anton Zeilinger, früherer Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
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Bis 2022 stand er der Akademie als Präsident vor, betrieb zugleich weiterhin quantenphysikalische Forschungen, die weltweit für große Aufmerksamkeit sorgten. Für seine wissenschaftlichen Errungenschaften und Leistungen wurde Anton Zeilinger schließlich 2022 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.

Heinz Faßmann, der dem Quantenphysiker im Juli 2022 als Präsident der ÖAW nachfolgte, gratuliert Anton Zeilinger zum Nobelpreis sehr herzlich: "Es ist die Auszeichnung für einen kompromisslosen Grundlagenforscher, der das Unentdeckte entdeckt hat und das bisher Unerklärte erklären konnte."

Etappen auf dem Weg zum Nobelpreis

ESSENZ DER QUANTENPHYSIK
Als wichtigste Voraussetzung für spätere Experimente erarbeitete Anton Zeilinger mit Daniel Greenberger und Michael Horne das "GHZ"-Experiment: Darin schlugen sie Versuche mit einem Zustand aus drei verschränkten Quantenteilchen vor, mit denen sie die Korrektheit der Quantenmechanik zeigen wollten. Dies sollte der Nachweis für die bereits von Erwin Schrödinger als "Essenz der Quantenphysik" bezeichnete Quantenverschränkung werden.

1997 EIN QUANTEN-ZUSTAND
Das Jahr des ersten Teleportationsexperiments von Anton Zeilinger: Der exakte Quanten-Zustand eines Teilchens A wurde auf ein entferntes Teilchen B übertragen - und damit die experimentelle Grundlage für weitere bahnbrechende Versuche geschaffen.

1998 QUANTEN-TELEPORTATION
Im Jahr 1998 gelang erstmals die Übertragung einer Verschränkung zwischen einem Teilchenpaar auf ein anderes Teilchenpaar - ein wissenschaftlicher Durchbruch, auf den bei der Verleihung des Physik-Nobelpreises im Jahr 2022 an Anton Zeilinger auch Bezug genommen wurde.

1999 EXPERIMENTELLER NACHWEIS
Im Jahr 1999 gelang anschließend auch noch der experimentelle Nachweis der "GHZ-Zustände" - also die erfolgreiche praktische Umsetzung der zehn Jahre zuvor erarbeiteten Versuchsreihe.

2004 BEAM ME UP - "Raumschiff Enterprise" und "Star Trek" lassen grüßen?
Die Teleportation verschränkter Teilchen konnte auch außerhalb des Labors wiederholt werden. So gelang das "Beamen", also der Nachweis der Verschränkung zweier Lichtteilchen über die gesamte Distanz zwischen Wiener Prater und Donauinsel.

Quantenphysiker Anton Zeilinger, früherer Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften  | Foto: Jacqueline Godany
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ZWISCHEN LA PALMA UND TENERIFFA
Anton Zeilinger und sein Team konnten die Übertragung verschränkter Teilchen über immer größere Distanzen bewerkstelligen. Im Jahr 2010 bereits über 143 Kilometer - zwischen den Kanarischen Inseln La Palma und Teneriffa!

2017 IN DEN WELTRAUM
In einem öffentlichen Versuch gelang 2017 schließlich mithilfe eines Satelliten das weltweit erste „Quantentelefonat“, ein mit Quantentechnologie verschlüsseltes Videogespräch zwischen Österreichischer und Chinesischer Akademie der Wissenschaften. Der öffentlich in Wien und Peking veranstaltete Versuch sorgte weltweit für Schlagzeilen und verdeutlichte vor den Augen einer globalen Öffentlichkeit das enorme Potenzial von Quantentechnologien.

Quantenphysiker Anton Zeilinger, früherer Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, beim ersten abhörsicheren Quanten-Videotelefonat zwischen zwei Kontinenten  | Foto: ÖAW
  • Quantenphysiker Anton Zeilinger, früherer Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, beim ersten abhörsicheren Quanten-Videotelefonat zwischen zwei Kontinenten
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ALBERT EINSTEIN ENDGÜLTIG WIDERLEGT
In dem globalen Online-Experiment „BIG Bell Test" trafen über 100.000 Freiwillige jeweils einzelne Entscheidungen zwischen 0 und 1. Durch diese unbeeinflussbare Zufälligkeit aus über 100.000 Entscheidungen wurde die verbliebene theoretische Möglichkeit, dass Quanten-Verschränkung doch nur auf Messfehlern beruhe und nicht real sei, beseitigt. Albert Einsteins Bagatellisierung der Verschränkung als „spukhafte Fernwirkung“ ist endgültig Geschichte.

Eine wahrhaft außergewöhnliche Leistung die von dem Österreicher erbracht wurde. Man darf gespannt sein welche bahnbrechenden Etappen und Forschungen seine Physiklaufbahn noch haben wird.

Quellenangaben:
+ Danke an "Österreichische Akademie der Wissenschaften"
+ OTS Pressemeldung
+ ÖAW Homepage (mit freundlicher Genehmigung)
+ Recherche Steinriegler
+ Fotos: ÖAW sowie Rechte im Foto angegeben
+ Wikipedia

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