Haus St. Josef
Wo ehemals Obdachlose wohnversorgt sind
Im Haus St. Josef werden ehemals Obdachlose dabei unterstützt, ihr Leben wieder auf die Beine zu stellen.
NEUBAU. "Bevor sie zu uns kommen, sind sie meist obdachlos und schlafen an der Donau in einem Zelt", erzählt Anita Scherzer, Leiterin des Haus St. Josef. In der Bernardgasse 27 sind ehemals Obdachlose, meist Suchtkranke, wohnversorgt.
Anders als bei anderen Häusern können sie ihre treuesten Begleiter mitbringen: Hunde, Katzen, Hamster, Vögel und sogar Schlangen oder Ratten. Drei Bewohner erzählen über ihr Leben im Haus St. Josef.
Mietwohnung auf Zeit
Michaela Omorodion wohnt mit ihren Hunden Naomi und Emil sowie ihrem Freund seit Jänner hier. "Man bekommt alles, was man will, braucht nie nachfragen. Mir taugt es hier sehr und alle sind so freundlich." Bevor sie in die Bernardgasse kam, war sie 1,5 Jahre auf der Straße. "Davor zwei Jahre als ich ganz jung war", erzählt die pensionierte 40-Jährige.
In ihrer Paarwohnung kocht Omorodion zwei- bis dreimal die Woche und hilft im Haus mit. Sie ist für den Keller zuständig und sortiert die Spenden. "Unsere Bewohner helfen im Haus mit und bekommen als Gegenleistung ein therapeutisches Taschengeld", erklärt Scherzer. Die Bewohner müssen auch Miete zahlen, "um das Wohnen zu üben und alles, was sie für später brauchen", verrät die Leiterin.
Im Haus St. Josef sind die Mieter meist für zwei Jahre untergebracht, außer sie machen Probleme. "Das verstehe ich nicht, wenn man hier aufgenommen wird und dann Probleme macht. Ich bin so froh, dass ich hier bin", ist Michaela Omorodion erleichtert. Das Ziel im Haus St. Josef ist, danach eine Gemeindewohnung zu bekommen. So auch der Wunsch von Tatjana K. (Name von der Redaktion geändert).
Die 27-Jährige lebt seit mehr als einem Jahr mit ihrer Hündin Lucy hier. "Ich habe meine Wohnung 2013/2014 verloren und bin dann abgestürzt", verrät Tatjana K. Momentan ist sie auf Arbeitssuche und schreibt fleißig Bewerbungen. Unterstützung bekommt sie vom Team des Haus St. Josef.
Insgesamt 17 Mitarbeiter sind hier beschäftigt. In den Bereichen Sozialarbeit, Sozialbetreuung, Haustechnik, Zivildienst, Nachtdienst und Reinigung. Zu den Aufgaben gehören auch sogenannte "Lebendkontrollen". "Wir notieren uns, wen wir während des Tages gesehen haben und klopfen dann bei denjenigen, die wir nicht gesehen haben", erklärt Scherzer.
Hier spielt die Musik
Eine Person, die man nicht so schnell übersieht, ist Michael Kitzer. Der 47-Jährige ist nämlich zwei Meter groß. Er und seine Verlobte leben seit dem 23. Dezember in der Bernardgasse. "Wir haben sozusagen ein verfrühtes Weihnachtsfest bekommen", erinnert er sich.
Kitzer unterhält die anderen Bewohner auch gerne mit Musik, denn er ist leidenschaftlicher Gitarrenspieler. Außerdem hat er ein eigenes Lied geschrieben. "Es ist ein gesellschaftskritisches Lied. Darüber, dass man froh sein kann über solche Institutionen. Es soll zum Nachdenken anregen", verrät er.
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