Dialekt is vui gmiadlich
Dialekt is cool. Aber verstehen die Jungen noch, was Fendrich, Ambros, Jazz Gitti und Co singen?
BEZIRK. "Du kaunnst mi buglfünfaln"*, "Noaglsaufn"**, "Huizpitschama"*** oder oschüssige Leid'n**** – versteht unsere Jugend diese regionalspezifischen Ausdrücke überhaupt noch?
A Dialekt-Wön
Die Bezirksblätter hörten sich um, ob unser Dialekt nicht still und heimlich von Anglizismen und Germanismen planiert wird. Der Ternitzer Christian "Mr Dialektmusik" Wagner ortet eine Dialektwelle: "Immer mehr Musiker verabschieden sich vom Matura-Englisch und Grönemeyer-Deutsch und bringen ihre Botschaften im Dialekt unter ihre Zuhörer." Der Ternitzer Poet und Musiker Franz Zwazl empfindet Dialekt als "eine Art enger Familienzugehörigkeit" und ortet als Schwarzataler Spezialität die Vernachlässigung des Genitivs, so sagen die Leute "Weg'n an schlechtn Wetta".
Deutsch ist wie Beleidigung
"Da Dialekt is afoch runda, kummt ned so streng wia Deitsch", stellt Zwazl fest. Der Prigglitzer Musiker Klaus Trabitsch präzisiert: "Der Dialekt nimmt den tödlichen Ernst. Wenn ich das auf Deutsch sage, klingt es wie eine Beleidigung. Im Dialekt klingt alles gleich gemütlicher, weniger wichtig."
Heimat und Identität
"I red Dialekt am liabstn, in Ambros kenn i owa ned", meint Schülerin Michelle aus Wimpassing. "Für mi is Dialekt so vü wia Heimat, Eigenständigkeit und Identität", bringt es Mario aus Neunkirchner auf den Punkt. Die Mundart blüht trotz aller Kabelfernseh-Attacken.
G'schert g'redt
*du kaunnst mi buglfünfaln ... du kannst mir den Buckel hinunterrutschen -
**Noaglsaufn ... gemeinschaftliches Trinken der Überreste nach einem Fest oder beim Schließungsfest eines Gasthauses -
***Huizpitschama ... Sarg
****oschüssige Leid'n ... abfallender Hügel
botschat ... tolpatschig
Wappler ... Unfähiger
dazöhn ... erzählen
Streifnhörnchen ... Polizist
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