Seit 50 Jahren als Nikolaus auf Achse
Im Bezirksblätter-Interview verrät der Mann mit schlohweißem Haar und Bischofsmütze, warum er in Mollram wohnt.
BEZIRKSBLÄTTER: Wie wird man Nikolaus?
NIKOLAUS: Ich war seinerzeit bei der katholischen Jugend und besuchte die ganzen Ortschaften rund um Neunkirchen. Und als ich das erste Mal in die Politik eingestiegen bin, habe ich in Mollram einen Nikolausempfang organisiert. Und das machen wir heuer jetzt das 45. Jahr. Heuer ist er am Samstag, den 6. Dezember, ab 17 Uhr. Der Erlös kommt immer einem sozialen Zweck zu Gute. Heuer bekommt ihn Hermann Bauer, der an ALS leidet.
Macht der Nikolaus auch Hausbesuche?
Ja, wenn die Leute das wollen, komme ich auch ins Haus.
Wie viele Tage im Jahr arbeitet der Nikolaus?
Das ist eine volle Woche, in der er im Einsatz ist.
Und was macht er das restliche Jahr?
Das ist eine gute Frage. Da hat er viele andere Aufgaben. Der Nikolaus ist vor allem 365 Tage im Jahr sozial.
Kann man dem Nikolaus auch irgendwie helfen?
Man kann ihm insofern helfen, indem man die Aktion "Essen auf Rädern" unterstützt. Da brauchen wir immer Helferleins.
Man hört, der Nikolaus will in Mollram einen Teich anlegen?
Will er auch, aber da gibt's noch Widerstände.
Wer den Nikolaus ohne Kostüm sieht, bemerkt: er hat ja schon einen Bart. Warum hängt er sich noch einen längeren, weißen Bart um?
Weil er schon sehr alt ist. Das zeigt das.
Musiker Hans Czettel wäre also auch ein guter Nikolaus?
Ja, der könnte den Job machen, ohne dass er einen Bart umhängen muss.
Was isst der Nikolaus am liebsten?
Alles, was die Frau kocht. Denn sie ist eine tolle Köchin.
Der Nikolaus ist verheiratet?
Ja, schon seit 46 Jahren.
Hat der Nikolo Ziehsöhne, die in seine Fußstapfen treten werden?
Das wird sich so ergeben. Ich habe Enkelkinder, die sehr aktiv sind…
Was ist das Schöne am Nikolaus-Dasein?
Wenn man in neugierige, interessierte Kinderaugen sehen kann.
Was hört man von den Kleinen für Fragen?
Das geht von bis. Ich habe wunderschöne unterkonfessionelle Erlebnisse – zum Beispiel mit einem Moslemkind im Blätterstraßen-Kindergarten. Da habe ich erklärt, dass das Wichtigste im Leben die Liebe ist. Und der Nikolaus Geschenke bringt und sich so auch Zuneigung verschaffen kann. Und da hat ein Kind gesagt: "Du bist so ein lieber Mann, ich möchte dir auch eine Freude bereiten". Und sie hat mir eine Zeichnung von ihr geschenkt.
Der Nikolaus macht keinen Unterschied zwischen den Kulturen?
Der Nikolaus ist für alle da. Und die Urperson des Nikolaus kommt ja aus Myra. Und das liegt im heutigen Kleinasien, in der Türkei. Das war früher katholisch.
Was hat der Nikolaus in seinem großen Sack?
Da gibt's für die Kinder immer süße Geschenke, weil die Kinder das mögen.
Also Obst und Müsli gibt's nicht?
Obst und Nüsse schon.
Der Nikolaus hat immer einen geringelten Stab mit. Warum?
Der Bischofsstab ist ein Zeichen der Würde.
Also nicht zum Aufstützen, weil er schon so alt ist?
Nein, das ist ein Zeichen, das früher auch Herrscher hatten: 3x mit dem Stab aufklopfen hat bedeutet, was er jetzt gesagt hat, gilt und ist Gesetz.
Der Nikolaus hat auch immer so schiache Teufel dabei. Warum?
Nachdem es im menschlichen Leben nicht nur das Gute gibt, ist in unseren Breiten der Krampus die Gegenfigur, die Figur des Bösen.
Warum wohnt der Nikolaus ausgerechnet dort, wo die Weltachse steht, in Mollram?
Es gibt den Spruch, dass der Nikolo in Mollram zuhause ist, weil in der Mollramer Kapelle eine Statue vom Nikolaus von Myra steht.
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