Aus Textilgeschäft wurde Tourismus-Imperium

Bei einer deftigen Platte in der Speckbacherhütte: der Reichenauer Unternehmer Bernd Scharfegger (l.) und Redakteur Thomas Santrucek.
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Wurde im Hause Scharfegger bereits die Generationsablöse vollzogen?
Generationsablöse im klassischen Sinn gibt‘s in einem Familienunternehmen dieser Größe nicht. Aber am Papier ist sie vollzogen. Mein Bruder Klaus und ich führen die Betriebe.

Wer macht was?
Wir machen alles zusammen, aber Klaus ist Geschäftsführer der Seilbahn und ich von den anderen Betrieben.

Wie viele Betriebe führt die Familie Scharfegger?
Pension, Stadl, Café, Seilbahn, Buffet Talstation, Bergstation, das Ottohaus, das Incoming Büro mit dem Taxi. Insgesamt also neun und für das leerstehende Geschäft neben dem Kaffeehaus bräuchte ich dringend eine Idee.

Das ist eine beeindruckende Zahl an Tourismusbetrieben. Wie viele Arbeitsplätze sind daran geknüpft?
Außerhalb der Saison sind‘s zwischen 40 und 50. Und in der Saison ca. 80.

Wie wird man so groß?
Indem man einen Vater, eine Mutter und einen Bruder hast, die in der Vorgeneration fleißig waren und in der Region etwas Positives bewirken wollten. Vieles hat sich ja ergeben, teilweise aus Überzeugung, teilweise aus der Not heraus. Begonnen hat alles mit dem Preiner Stadl. Mein Vater kommt ursprünglich aus der Textilbranche. Er hatte neun Filialen Kleidergeschäften bis Gloggnitz. Gegenüber der Fahrschule Zeiski, das war meines Vaters Geschäft in Gloggnitz. Und in der Zeit als die großen Ketten kamen, waren da und dort Probleme – und dann hat sich ergeben, dass jemand für den Kaiserhof gesucht wurde. Damals ist mein Vater aus der Steiermark aus Mürzzuschlag rüber. Das war heuer vor 45 Jahren. Damals war der Stadl jede Woche g‘steckt voll. Das war die einzige Disco zwischen Wien und Graz mit Live-Bands. Da spielte z.B. „White Stars“ und alles was Rang und Namen hatte.

Kann man da heute noch anknüpfen?
Es ist viel schwieriger geworden. Aufgrund der Lage, die auf der einen Seite viel wert ist in der Natur, auf der anderen Seite sind für solche Geschichten viel zu wenig Einwohner im Umkreis.

Der Stadl ist Ihr Steckenpferd, oder?
Das hat alles mit dem Klaus angefangen. Und der Fritz, mein verstorbener Bruder, die haben alles mit meinen Eltern aufgezogen. Da haben sie den DJ gemacht. Mein Vater war damals auch Pächter des Berggasthofs. Und durch die Pacht des Berggasthofs, wo am Wochenende alle rauf sind, ergab sich das mit der Seilbahn im Nachhinein.

Bei welcher Gelegenheit denken Sie an Ihren verstorbenen Bruder?
Mein Bruder hatte Lungenkrebs. Er ist vor ein paar Jahren gestorben, und das war natürlich ein einschneidendes Erlebnis für die ganze Familie. Interessant ist, wenn man jemand so besonderen verliert... in jedem Gedanken, bei jeder Entscheidung siehst du die Person vor dir. Und wenn du schon zu Lebzeiten sehr viel von ihm gehalten hast versuchst du dich hinein zu denken, wie hätte er das wohl gesehen.

In die Seilbahn muss nun auch investiert werden...
Im Mai wissen wir dann endgültig wie-was-wann. Das Ziel ist natürlich das in Familienhand zu behalten. Die Investition ist jetzt natürlich erheblich. Das eine ist die technische Seite, wo wirklich bis zu jedem Zahnrad alles durchleuchtet wird. Die Sachverständigengutachten, Lawinengutachten brauchen wir... ständig neue Sachen, die für die Berechnungen notwendig sind. Jetzt hoffen wir, dass wir endlich zu neuen Zahlen kommen. Es ist einmal positiv, dass wir von der damaligen Summe, diese 7,5 Millionen Euro, auf jeden Fall um einiges herunterkommen, weil wir neue technische Lösungen gefunden haben. Die werden jetzt berechnet.

Ist die Rax ohne Seilbahn vorstellbar?
Nein. Wir bringen 150.000 Leute pro Jahr auf die Rax. Das ist für den Ausflugstourismus, für die Hütten, für alle, die unmittelbar mit dem Tourismus zu tun haben, wichtig.

Was ist aus dem Camping-Projekt bei der Raxseilbahn geworden?
Ein Gutachten führt zum nächsten. Aber es gibt einen Zeitplan. Es liegt jetzt bei der Gemeinde Reichenau.

Man kann also vielleicht im Sommer 2016 bereits in Reichenau campen?
Das ist auf jeden Fall das Ziel.

Die neun Betriebe, die Sie gemeinsam führen – welcher ist der wichtigste?
Das hängt vom jeweiligen Zugang ab. An dem einen hängt die Leidenschaft durch die Arbeit, die du jeden Tag dort machst. Der Raxalpenhof ist das Aushängeschild, weil dort viel investiert worden ist. Da steckt auch die meiste jahrelange Arbeit vom Vater drinnen. Das ist auch architektonisch etwas Besonderes. Überregional betrachtet ist es logischerweise die Seilbahn. Aber für die Seele – wenn man so will – ist es der Berggasthof und das Ottohaus (obwohl das nur ein Pachtbetrieb ist – Anm. d. Red.).

Was zeichnet z.B. den Raxalpenhof aus?
Meine Frau Silvia macht die Naturkosmetik im Raxalpenhof. Wir sind ja ein kleiner Betrieb, haben nur 49 Betten. Das ist im Verhältnis relativ klein. Umso besser für die Leute, die hier wohnen, weil sie haben den „Luxus“, in einer angenehmen Größe einen Sauna- und Spa-Bereich zu haben. Insofern ist das alles viel persönlicher.

Sind Sie oft in den Raxbergen?
Zu wenig. Aber das sind für mich so 5-Minuten-Urlaube, wennst da oben sitzt und runter schaust.

Sie erwähnten, Ihre Frau Silvia ist Veganerin, Sie hingegen sind leidenschaftlicher Fleisch-Esser. Wie geht das?
Wenn man keinen in der Familie hat, kann man das nicht nachvollziehen. Ich habe inzwischen so viel von meiner Frau gelernt, und kulinarisch einen Zugang, eine Horizonterweiterung bekommen, den ich sonst nicht gehabt hätte. Ich ernähre mich zuhause fast nur vegan. Die Kinder essen aber was sie wollen. Aber diese Breite, die ich jetzt habe in der Kulinarik und diese Gewürze, die man bei Gemüse, Tofu, egal was, verwendest, die kommen da erst richtig zum Vorschein, denn Fleisch beeinträchtigt den Geschmack. Du kommst auf Gewürze und Geschmacksrichtungen beim veganen Essen, die sensationell sind. Das ist für mich eine Bereicherung in meinem Leben. Wir bieten nun im Betrieb auch gute, vegane Speisen an. Die Vielfalt ist ja unbegrenzt.

Wie entspannt ein Bernd Scharfegger?
Wir haben das Glück ein paar Zugpferde unter den Mitarbeitern zu haben, auf die man sich verlassen kann, wo man in Ruhe auch ein Verantwortung abgeben kann. Daher kann ich einmal in Ruhe wegfahren. Wir sind passionierte Sauna-Geher. Und es gibt zwei Haupturlaube im Jahr: einer im Winter, der findet auch mit der Schwester statt. Wir fahren irrsinnig gerne nach Altaussee. Da haben wir eine kleine Berghütte und dann sind vier kleine Kinder, Schwester, Schwager, alle beisammen. Und im Sommer geht‘s auf eine kroatische Insel. Da sind fast keine Leute, dort verbrachten meine Frau und ich 2009 unseren ersten Kroatien-Urlaub. Das ist für mich mein Kraftplatz. Ich will in meinem Haupturlaub auch kein Hotel sehen.

Und werden die Kinder einmal die Scharfegger-Betriebe übernehmen?
Wer weiß, was bis dahin ist. Soweit denke ich gar nicht. Es entwickeln sich zwar Charakterzüge – vor allem bei meiner Tochter, Maria, Chefin zu spielen. Der Emil ist komplett die andere Richtung, der ist a bisserl ein Faulpelz, beide sind aber extrem sportlich, vor allem der Junge. Das muss man auf jeden Fall fördern. Und die Maria ist künstlerisch extrem begabt, die malt Bilder, da schnalle ich ab.

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