Lokales
Gibt es ihn noch: unseren Lieblingswirt?
Jeder von uns fiebert dem Tag entgegen, an dem die Wirtshäuser wieder öffnen. Jedoch mit einem mulmigen Gefühl: "Gibt es ihn noch, unseren Lieblingswirt?" fragt man sich bange. Hat er überlebt, in dieser langen schweren Krise? Gibt es die Hotels noch?
Autorin Andrea Glatzer
NEUSIEDL AM SEE. In den nächsten Wochen und Monaten wird sich das wahre Ausmaß zeigen, wer von dieser krisengebeutelten Branche auf der Strecke geblieben ist. Jeder kann sich noch an die schockierenden Worte des Bundeskanzlers am Beginn der Coronakrise erinnern: „Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona verstorben ist“. Mit Sicherheit kennt jeder von uns einen Wirten, der entweder rechtzeitig die Reißleine gezogen hat oder nicht mehr aufsperrt, weil er nach dem Polittheater um das Rauchverbot bereits einen schweren Einbruch erlitten hat. Danach kam die Einführung der Registrierkassenpflicht, für Kleinbetriebe ein Schlag ins Gesicht. Und nun der existenzbedrohende Lockdown, der am 19. Mai endet. Wer all das heldenhaft überstanden hat, der verdient es, dass ihm die Gäste die Wirtsstube stürmen.
Bereit, um loszustarten
Kommerzialrätin Martina Wende vom traditionsreichen Hotel Wende in Neusiedl am See ist voll ansteckendem Elan und großer Zuversicht. Sie steckt voll Vorfreude, um endlich wieder Gäste begrüßen zu dürfen und mit MitarbeiterInnen wieder motiviert an die Arbeit gehen zu können. Noch in Lockdown-Zeiten hat ihr Betrieb mit vielbeachteten "gelikten" Marketingauftritten auf Facebook Aufmerksamkeit erregt. „Wir haben die lange Zeit genützt um neue Angebote zu kreieren“, so die Geschäftsführerin. „So haben wir im Außenbereich der Hotelanlage einiges investiert und auch einen sehr schönen Achtsamkeits-Parcours errichtet. Neu zum Entdecken für unsere Gäste gibt es einen Kräutergarten. Und aus unserer Küche werden bald einige tolle Ideen zu verkosten sein.“ Auf die Frage der Sicherheitsvorkehrungen und Öffnungsregelungen antwortet Martina Wende: „Wir haben für unser Haus ein Präventionskonzept für unsere Gäste und Mitarbeiter. Es wurde im Betrieb auch das Leistungsangebot der Wirtschaftskammer für COVID-Betriebstestungen gerne angenommen. Allerdings warten wir die längste Zeit auf die konkreten Verordnungsschritte des Ministeriums für die Öffnung“.
Sie denkt darüber laut nach, dass man eine Flut von Informationen dazu bereits aus den Medien erfährt, aber nur wenig hilfreich Konkretes.
Getestet, geimpft, genesen.
„Ja, wie geht es weiter?“ fragten wir Markus Lentsch vom Gasthaus „Zur Dankbarkeit“ in Podersdorf. „Wir öffnen am 20. Mai mit dem gleichen Personal wie zuvor, da unsere Mitarbeiter den gesamten Lockdown in Kurzarbeit waren. Neu wird natürlich der Mindestabstand von zwei Metern zu anderen Gästen, die Registrierung bzw. die Kontrolle der Testungen sein. Ich bin jedoch sehr zuversichtlich, so Markus Lentsch, dass unsere Gäste gerne wiederkommen und das akzeptieren werden“.
Abholservice während des Lockdowns
Das Gasthaus Schütz in Weiden am See hat während des Lockdowns das Abholservice für Speisen für Stammgäste angeboten. „Das Service wurde sehr gerne angenommen“, so Beatrix Schütz. Auch ihr Betrieb hat die Mitarbeiter in Kurzarbeit gehalten und sieht der Eröffnung am 20.Mai mit Zuversicht entgegen.
Die Umsetzung der Öffnungsschritte bereitet den Gastronomen noch Kopfzerbrechen, da Informationen von seiten der Wirtschaftskammer ihrer Meinung nach längst überfällig sind.
Mit großem Bangen sehen wir der Tatsache ins Auge, dass sich inzwischen so mancher Wirt aus der Gastronomie verabschiedet hat und nicht mehr aufsperren wird. Auch die bekannten „Budelsteher mit ihrem Stehachtel“ gehören vermutlich der Vergangenheit an.
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