Zu hohe Stromkosten
Kaufhaus Bodenbrunner schließt nach 70 Jahren
Nach 70 Jahren geht in Deutsch Jahrndorf eine Ära zu Ende: Das "Kaufhaus Bodenbrunner" schließt für immer seine Pforten. Die Kritik an der fehlenden Unterstützung durch die Gemeinde bleibt nicht aus. Bürgermeister Gerhard Bachmann (SPÖ) seien jedoch die Hände gebunden.
DEUTSCH JAHRNDORF. Das Ende des Kaufhauses Bodenbrunner ist ein schwarzer Tag für die Gemeinde Deutsch Jahrndorf. 1953 gegründet, nach dem Tod ihres Mannes Matthias von Hermine Bodenbrunner geführt und schließlich von den Kindern Waltraud Mayer und Walter Bodenbrunner übernommen, musste das traditionsreiche Kaufhaus am Montag, 3. Juli, endgültig aufgeben. Der östlichste Ort des Burgenlandes hat somit keinen Nahversorger mehr.
Stromkosten explodierten
Die Konkurrenz der großen Supermärkte macht es den kleinen Betrieben nicht leicht. Die stark gestiegenen Preise für Energie, sind aber nur ein Problem von Vielen. „Die explodierenden Kosten haben uns den Garaus gemacht. Alleine die Stromkosten sind von 2.800 Euro im Jahr 2022 auf 6.800 Euro in diesem Jahr explodiert - für uns als kleines Familienunternehmen einfach unbezahlbar", so Gewerbeinhaberin Waltraud Mayer.
"Verhängnisvoller Fehler"
Bereits Ende 2022 stand die Zukunft des Kaufhauses angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf der Kippe. Doch aus Respekt vor der Familientradition und der Zusage der Gemeinde, sie zu unterstützen, hielten sie durch. Ein verhängnisvoller Fehler, bedauert Mayer.
„Die Endergebnisse mehrerer Gespräche mit dem Bürgermeister waren am Ende eine Gemeindeaussendung, in welcher man die Bevölkerung dazu aufrief, doch in der Gemeinde einkaufen zu gehen, um die lokalen Wirtschaftstreibenden zu unterstützen. Ein Schreiben, dass die Tinte nicht wert war“, wie Mayer verbittert erklärt. Eine zuletzt angebotene Einmalzahlung seitens der Gemeinde kam schließlich viel zu spät und hätte auch für die Zukunft nicht viel gebracht.
"Im Stich gelassen"
Am letzten Tag sei das Geschäft regelrecht leergeräumt worden sein. „Ein Bruchteil der Kundschaft der letzten beiden Öffnungstage zu normalen Zeiten und ein Zusperren hätten wir nicht einmal angedacht“, sagt Mayer.
Kritik kommt vom ehemaligen freiheitlichen Gemeinderat Karl Perschy: „Bereits vor Jahren habe ich im Prüfungsausschuss die Frage aufgeworfen, warum bei Rechnungsprüfungen kaum Rechnungen aus Deutsch Jahrndorfer Betrieben zu finden sind? Politik und Vereine haben das Kaufhaus im Stich gelassen.“ Auch Frau Mayer teilt diese Meinung: „Weder für Schulfeste, Kirtage noch andere Veranstaltungen wurden wir bedacht.“
Auch Gemeinde von Stromkosten betroffen
Für Bürgermeister Gerhard Bachmann (SPÖ) sei die Schließung des letzten Nahversorgers der Gemeinde ein trauriger Umstand. Die Bevölkerung zum Einkaufen zu motivieren habe es gegeben, nur seien die älteren Kunden sukzessive weggestorben. Auf den Vorwurf von Frau Mayer, die Unterstützung sei zu spät gekommen entgegnet der Bürgermeister: "Auch die Gemeinde ist von den hohen Energiekosten betroffen. Der Versuch über das Land 5000 Euro zu beschaffen dauert einfach seine Zeit und passiert nicht von heute auf morgen." Ihm seien die Hände gebunden. Seitens der Partei hätte man sehr wohl für Feste in dem Geschäft eingekauft. Auch der Bürgermeister selbst nutzte den Nahversorger der Familie Mayer. Man könne die Bevölkerung aber auch nicht dazu zwingen im Kaufhau einzukaufen.
Container als Notlösung
Als Lösung für die Bevölkerung würde man sich nun am Beispiel Potzneusiedl orientieren, so Bachmann. "Um wieder einen Nahversorger im Ort zu haben, streben wir eine Art Selbstversorgungscontainer an." Außerdem gäbe es zwei Taxis im Ort mit denen die ältere Generation zu Supermärkten gefahren werden könne.
Früher hätte es 3 Greissler und auch zwei Trafiken in der 650 Seelen-Gemeinde gegeben. Aber die Zeiten ändern sich. Denn wer gehe schon in Zeiten von gestiegenen Stromkosten nicht dort einkaufen wo es am billigsten ist?
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