Großprojekt in Fertörákos & Co
Sorge um den Neusiedler See

- Das geplante Großprojekt in Fertörákos bereitet auf der burgenländischen Seite des Neusiedler Sees Sorgen.
- Foto: Sopron-Fertő Touristikentwicklungs-AG
- hochgeladen von Franz Tscheinig
Der Verein Welterbe Neusiedler See sieht den Welterbestatus des Sees durch das Großprojekt in Fertörákos gefährdet und beklagt den Mangel an Informationen – allerdings ist Besserung in Sicht. Die Grünen orten generell eine Goldgräberstimmung.
NEUSIEDL/FERTÖRAKOS. 90 der 320 km² des Neusiedler Sees liegen in Ungarn. Zugänge zum See gibt es beim Nachbarn aber nur einen einzigen: in Fertörákos. Dort will man bekanntlich ein touristisches Großprojekt aufziehen, das unter anderem Stellplätze für rund 800 Boote, ein großes 4-Sterne Hotel, ein kleineres Motel, einen Campingplatz sowie mehrere Sportplätze inkludieren soll – dafür soll eine Fläche von 136 Hektar asphaltiert werden. Das bereitet dem Verein Welterbe Neusiedler See Sorgen.
Welterbestatus gefährdet?
Denn dieser befürchtet, das Großprojekt könne den Welterbestatus des Sees gefährden. "Das zentrale Problem ist, dass die ungarischen Behörden und die Entwicklungsgesellschaft des touristischen Projektes bislang für eine offene Kommunikation nicht zur Verfügung gestanden sind", heißt es vom Verein. Briefe von der zuständigen Abteilung im Bundeskanzleramt sowie von Naturschutzlandesrätin Astrid Eisenkopf an die ungarischen Verantwortlichen seien bislang unbeantwortet geblieben. Mit dem Mangel an Informationen hat man aber nicht nur auf österreichischer Seite zu kämpfen: "Auch der ungarische Welterbeverein wurde unseren Informationen nach in keiner Phase der Projektkonzeption eingebunden oder informiert."
UVP: Keine Notwendigkeit?
Hinsichtlich einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) sehe die ungarische Seite keine rechtliche Notwendigkeit oder Verpflichtung, die Republik Österreich oder das Land Burgenland einzubeziehen. Außerdem: "Die innerstaatliche UVP und sämtliche weiteren Behörden- und Bewilligungsverfahren für das Projekt im Seebad Fertőrákos sind mittlerweile durchgeführt und abgeschlossen", berichtet der Verein.
Appell an ungarische Seite
Dass es auch auf ungarischer Seite des Neusiedler Sees Entwicklungsprojekte gibt, dagegen sei nichts einzuwenden, sagt Vereinsobmann Erwin Preiner. "Aber wir appellieren an die ungarische Seite, mit offenen Karten zu spielen und auf Augenhöhe mit uns zu kommunizieren." Letztendlich müsse auch ein grenzüberschreitender Managementplan erarbeitet werden. Sein Stellvertreter Rudolf Strommer pflichtet dem bei: „Das Management in einer bilateralen Welterbestätte kann nur eine gemeinsame Aufgabe sein. Deshalb sollen alle relevanten Informationen zur Verfügung gestellt werden. Das Argument, dass das Projekt keine grenzüberschreitenden Auswirkungen hat, ist für uns nicht nachvollziehbar.“
Grüne: "Goldgräberstimmung"
Auch die burgenländischen Grünen sorgen sich dieser Tage um den Neusiedler See – allerdings nicht nur aufgrund des Großprojektes in Fertörákos. Dies sei zwar das größte Bauprojekt von allen, "doch auch auf der österreichischen Seite herrscht Goldgräberstimmung. Die Situation ist dramatisch“, meint Regina Petrik. Immobilienprojekte wie in Weiden, wo im Seepark 28 Ferienappartements und -häuser mit Gärten und Parkplätzen entstehen oder in Oggau, "wo exklusive Seevillen nur mehr gute betuchte Zweitwohnsitzer anziehen", lehnen die Grünen ab. „Am Seeufer dürfte nur gemäß des Kultur- und Landschaftsraums gebaut werden. Große Hotelbauten entsprechen nicht der regionaltypischen Baukultur." Das Seeufer müsse von Hotels und Wohnsitzen frei bleiben. "Der See muss für alle zugänglich sein, auch ohne Hotelzimmer und Eintrittsgeld.“
Annäherung in Sichtweite
In den nächsten Wochen könnte es aber zumindest beim Großprojekt Fertörákos zu einer kommunikativen Annäherung kommen: So sollen die ungarischen Verantwortlichen Bereitschaft signalisiert haben, ihre konkreten Pläne darzulegen. Der Termin dafür soll im September stattfinden. Auch was die Auswirkungen des Großprojekts auf die Welterbestätte betrifft, soll den Ungarn eine bereits durchgeführte Studie vorliegen, die nun ins Deutsche übersetzt und anschließend an die österreichischen Verantwortlichen übermittelt werden soll.
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