Interview Bohuslav
Petra führte uns an Spitze

Petra Bohuslav zieht im Gespräch Bilanz. | Foto: privat
  • Petra Bohuslav zieht im Gespräch Bilanz.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Oswald Hicker

NIEDERÖSTERREICH. Petra Bohuslavs Bilanz als Landesrätin: vom Agrarland zur wirtschaftsfreundlichsten Region Europas.

Die Ära Bohuslav als Landesrätin ist vorbei. War es eine Überraschung, als Sie Pröll aus der Wirtschaft in die Politik holte?
Es war eine totale Überraschung. Es hat auch für Erwin Pröll ungewöhnlich lange gedauert, bis ich zugesagt habe. Im Nachhinein habe ich gemerkt, was es eigentlich bedeutet, wenn man einen Landeshauptmann sechs Stunden warten lässt mit der Entscheidung. Es war von ihm ein großer Vertrauensvorschuss. Auch der Ausstieg jetzt nach 15 Jahren war eine Überraschung. Anscheinend zieht sich das durch mein berufliches Leben, dass ich für Überraschungen immer wieder gut bin.

Meistens sind Quereinsteiger in der Politik ja nicht recht langlebig. Jetzt sind es doch 15 Jahre als Landesrätin. Ist Politik schwerer für Quereinsteiger?
Ja sicher, weil man ja das ganze System nicht kennt. Aber es hat zwei Erfolgsfaktoren gegeben, ohne die es nicht möglich gewesen wäre: einerseits den Landeshauptmann, der mich nicht verbogen hat zu einer klassischen Parteipolitikerin, sondern der mich als Sachpolitikerin arbeiten ließ. Und der zweite Erfolgsfaktor ist das Team, das dich durchträgt durch die schwierigsten Situationen.

Am Anfang waren Sie Soziallandesrätin. Gibt es etwas, das bis heute noch nachwirkt?
Ja, einerseits natürlich die Entwicklung der Pflegeheime und auch der mobilen Pflege. Unter meiner Ära ist das Modell der 24-Stunden-Betreuung begonnen worden und das ist etwas, das noch immer hält. Jetzt nicht nur in Niederösterreich, - österreichweit.

Danach waren Sie elf Jahre Wirtschaftslandesrätin. Was waren die Herausforderungen?
Naja, die größte Herausforderung war die Wirtschaftskrise 2008/09. Also das war schon eine Challenge, den Betrieben, die natürlich schwer betroffen waren von Umsatzrückgängen, zu helfen zu überleben. Da haben wir damals gleich einmal ein Konjunkturpaket geschaffen, wo wir ganz genau festgelegt haben, welchen Betrieben wir wie helfen können. Wir haben dann etwa Zwischenfinanzierungen angeboten.

Hat man da schlaflose Nächte, wenn man so viel Steuergeld in die Hand nimmt? Das Geld hätte ja auch weg sein können.

Ja, aber es war alternativlos. Wir haben uns die Betriebe natürlich auch ganz genau angeschaut. Schlussendlich haben wir es dann geschafft und die Betriebe sind wieder durchgestartet.

Danach haben Sie Betriebe ermutigt, zu exportieren...
2003 haben NÖ-Betriebe Waren im Wert von 12,2 Milliarden exportiert und 2018 waren es 23 Milliarden. Also eine Verdoppelung. Eine Milliarde im Export bedeutet 11.000 Arbeitsplätze bei uns in Niederösterreich. Jetzt kann man sich ausrechnen, wie viele Arbeitsplätze bei 23 Milliarden hier in Niederösterreich gesichert oder neu geschaffen worden sind. Wir haben das immer akribisch vorbereitet. Wir sind nicht einfach in ein Land gefahren, weil es uns so gut gefallen hat, sondern wir haben vorher durch Analysen gesehen: Da ist ein Markt für uns.

Weitere Säulen waren Forschung und Digitalisierung. Wie fit sind unsere Unternehmen?
Was ich mitgestalten durfte in den 15 Jahren war der Wandel Niederösterreichs vom typischen Agrar- und Industrieland hin zu einem Technologieland. Die Leuchtturmprojekte waren die Technopole, das IST, MedAustron, die Donau-Universität. Hier haben wir die Wirtschaft mit der Forschung und der Ausbildung ganz eng zusammengebracht. Das hat uns internationales Renommee gebracht, weil durch die Forschung auch Kooperationen mit dem Ausland entstanden sind.

2017 wurde NÖ auch deshalb beste Unternehmerregion Europas...
Ja, da ist es darum gegangen, wie wir strategisch aufgestellt sind, wie plausibel das ist und wie hoch der Umsetzungsgrad ist. Und da waren wir europaweit die Besten.

Sie haben auch Automatisierung gefördert. Das hat am Anfang Ängste vor einem „Jobkiller" ausgelöst.
Es gibt eine „SPIEGEL“-Coverseite aus den 70er-Jahren, auf der ein Computer und eine Sekretärin zu sehen waren und darüber: „Jobkiller. Die Computer nehmen die Jobs weg.“ Der SPIEGEL hat dann vor zwei Jahren wieder mit einem Roboter getitelt: „Jobkiller.“ Und was ist passiert? Das war in den 70er-Jahren nicht so. Und auch jetzt nicht. Es ist eine Chance. Das ist ein Veränderungsprozess, dem sich auch Niederösterreich nicht entziehen kann. Demnach war es wichtig, zu signalisieren: „Seht es als Chance, wir begleiten euch.“

Gibt es positive Beispiele?
Ja, etwa die Firma Haumberger in Judenau. Durch die Anschaffung eines Roboters wurden Tätigkeiten, die mit viel Schmutz oder auch mit schwerer Last verbunden sind, automatisiert. Das heißt, es entlastet die menschliche Arbeitskraft. Durch diese Geschichte sind sie natürlich flexibler geworden in der Auftragsbewältigung, sind attraktiver geworden für Kunden und haben dadurch mehr Umsatz gemacht und mehr Mitarbeiter eingestellt.

Zum Schluss zum Tourismus. Wie ist da Ihre Bilanz?
2003 gab es 5,6 Millionen Nächtigungen in NÖ. Letztes Jahr hatten wir 7,6 Millionen. Eine der wesentlichsten Entscheidungen war die Gründung der Bergbahnen GesmbH. Da konnten wir mit der Investition von Steuergeldern viel hebeln und für die Region tun, weil die waren so ein bisschen am Wanken. Es war wichtig, diesen Regionen wieder eine Vision zu geben. Nach uns sind plötzlich auch die Privaten gekommen und haben investiert, das hat einen richtigen Schub gegeben. Jetzt sind die Regionen wieder sehr, sehr gut unterwegs. In anderen Regionen war die Fokussierung auf Kultur, Kulinarik und Wein und auch das ist gut aufgegangen.

Kommen wir zum Sport. Was bleibt hier von Petra Bohuslav?
Die Marke SPORTLAND Niederösterreich zu etablieren, war ein wesentlicher Punkt. Mir war immer wichtig, dass erstens einmal die Sportstätten attraktiv und modern sind, weil nur dann macht es Spaß, dort Sport zu betreiben und nur dann kann ich als Sportlerin und Sportler Leistung bringen. Durch diese Förderung gibt es in Niederösterreich wenige Sportstätten, wo akuter Handlungsbedarf besteht. Zweitens war es mir ganz wesentlich, den Breitensport zu fördern. Weil nur, wenn ich eine große Breite habe, kann ich auch entsprechende Spitzensportförderung machen.

Blicken wir in die Zukunft: Wie ist der Acker bestellt, den Petra Bohuslav verlässt?
Das Land ist wahnsinnig gut aufgestellt und unter der Führung der Landeshauptfrau extrem zielorientiert und zukunftsorientiert ausgerichtet. Da ist eine unglaubliche Dynamik drinnen, viel Potenzial, das man hebt und da gibt es noch viele Chancen.

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glückskinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.