Trendstudie
Gewaltfreie Erziehung ist nicht selbstverständlich
OÖ. Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) und Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger präsentierten kürzlich die aktuelle Trendstudie zum Thema Gewalt in der Erziehung.
Seit 30 Jahren ist in Österreich Gewalt in der Erziehung verboten. Die gesetzlichen Vorgaben, verbunden mit bewusstseinsbildenden Maßnahmen, zeigen auch positive Auswirkungen auf das Erziehungsverhalten. Allerdings zeigt eine aktuelle Studie im Auftrag der Kinder- und Jugendanwaltschaft auch, dass es noch weitere Anstrengungen braucht, damit gewaltfreie Erziehung selbstverständlich wird. „Mehr als ein Fünftel der Oberösterreicher glaubt immer noch, dass die G`sunde Watschn nicht schadet und psychische Gewalt wird häufig nicht als solche erkannt. Wir müssen hier weiter Aufklärungsarbeit leisten“, sagt Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer.
Die oö. Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger ist überzeugt, dass Gewalt lebenslange Narben hinterlässt sowie das Vertrauen in sich selbst und die Beziehung zu anderen Menschen zerstört: „Der Schutz von Kindern vor jeglichen Formen von Gewalt muss deshalb in unserer Gesellschaft oberste Priorität haben", sagt Winkler-Kirchberger.
Gute Gründe für eine Erziehung ohne Gewalt
Entwicklung des Kindes:
Kinder, die Gewalt erfahren, werden ängstlicher und haben weniger Selbstbewusstsein; auch ihre Beziehungsfähigkeit leidet.
Folgen bis ins Erwachsenenalter:
Psychische und körperliche Folgen von Gewaltanwendung wirken oft bis ins Erwachsenenalter. Die Betroffenen brauchen professionelle Begleitung zur Bewältigung.
Lerneffekt:
Kinder machen die Erfahrung, dass es in Ordnung ist, Gewalt an anderen auszuüben. Sie lernen, Konfliktsituationen mit Gewalt zu lösen.
Vorbildwirkung:
Wir sind Vorbilder für unsere Kinder! Kinder beobachten genau, wie sich ihre Bezugspersonen verhalten und merken sich, wie sie in kritischen Situationen reagieren.
Demütigung:
Jegliche Gewaltanwendung an einem Kind ist ein Angriff auf seine Würde.
Verboten:
Jegliche Gewalt in der Erziehung (auch psychische Gewalt) ist in Österreich gesetzlich verboten.
Angst:
Gewalt erzeugt Angst. Dauernde Angst erzeugt Stress, stört die Eltern-Kind-Bindung und erhöht das Krankheitsrisiko.
Hilfe holen:
In der Erziehung der eigenen Kinder kann man an seine Grenzen geraten. Es ist kein Zeichen von Versagen, sich Hilfe zu holen, wenn man nicht mehr weiter weiß. Es gibt viele Anlaufstellen, die Unterstützung anbieten.
Sachlich bleiben:
Natürlich machen Kinder manchmal etwas falsch. Wenn man sie dafür bestraft, wissen sie aber immer noch nicht, wie es richtig geht. Eine sachliche, kindgerechte Erklärung bringt mehr.
Auszeit:
Auch Eltern können einmal überfordert sein. Bevor es in so einer Situation zu einem „Ausrutscher“ gegenüber dem Kind kommt, ist es besser, sich eine kurze Auszeit zu nehmen.
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