Corona-Studie in Oberösterreich
Mehr Fälle am Land, weniger Infektionen bei hohem Ausländeranteil
Seit Monaten sticht bei Oberösterreichs Corona-Zahlen ein starkes Stadt-Land-Gefälle ins Auge – nun wird dieses von einer Studie untermauert.
OÖ. Professor Hans-Peter Hutter vom Public Health Zentrum der Medizinischen Universität Wien kommt in seiner Analyse zum Schluss, dass eine hohe Bevölkerungsdichte mit einer geringeren Anzahl an Corona-Fällen einhergeht. Dem gegenüber lagen die Infektionszahlen in dünner besiedelten Gebieten Oberösterreichs seit Sommer konstant höher. So war etwa die 7-Tage-Inzidenz (die Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche) zwischen 19. Oktober und 30. November in den Bezirken Ried, Eferding und Rohrbach meist doppelt so hoch wie in Linz. Verschärfend kam hinzu, dass am Land mehr Menschen an den Folgen einer Virusinfektion starben, als etwa in den Städten.
Eine mögliche Begründung dafür liefern die Wissenschafter nach: In ländlichen Regionen dürften die Maßnahmen zum "Infektionsschutz weniger ernst genommen und weniger sorgfältig umgesetzt werden“. Hutter ortet da eine psychologische Komponente: Am Land gäbe es häufig eine "persönliche Nähe" zum direkten Umfeld und den Nachbarn. Man kenne sich und fühle sich in einem geschützten Bereich – was aber bei Infektionskrankheiten ein Trugschluss sei.
Haberlander: "Ein Virus der Nähe"
Vor dieser trügerischen Nähe warnt auch Landeshauptmann-Stellvertreterin und Gesundheitsreferentin Christine Haberlander (ÖVP): "Das Virus ist ein Virus der Nähe – und zwar auch der emotionalen Nähe. Dabei geht es nicht um Faktoren wie die Bevölkerungsdichte, sondern darum wer ist einem nah und wie nah lasse ich jene Menschen in dieser schwierigen Zeit an mich heran. Deshalb appelliere ich an alle, auch im privaten, vertrauten Kreis auf die Einhaltung der Maßnahmen zu achten."
Weniger Ausländer, weniger Corona
Interessant ist zudem der Einfluss des Ausländeranteils auf das Infektionsgeschehen. Obwohl man meinen könnte, dass größere Familienverbände mit Migrationshintergrund ein guter Nährboden für das Corona-Virus sein müssten, trifft das Gegenteil zu. Sprich: Je höher der Ausländeranteil in einer bestimmten Region des Bundeslandes, desto niedriger ist dort die Anzahl der Corona-Fälle. Dieser Befund gilt sowohl für die „zweite Welle“ zwischen Oktober und Dezember, als auch auf das Infektionsgeschehen seit Juli, das ebenfalls analysiert wurde.
Professor Hutter vermutet, dass größere Familienverbände mit Migrationshintergrund, bei denen vom Enkel bis zur Großmutter alle unter einem Dach leben, vorsichtiger agieren, um die ältere Generation nicht anzustecken. "Wenn man mit Opa und Oma zusammenlebt, ist man möglicherweise vorsichtiger", sagt Hutter. Gleichzeitig schränkt er aber ein, dass die Studie keine Motive erhoben, sondern nur nackte Zahlen geliefert habe.
Uni-Absolventen sterben seltener an Corona
Keinen Zusammenhang fanden die Forscher in der Altersstruktur, sprich: Ältere waren nicht häufiger oder seltener infiziert als jüngere Mitbürger. Jedoch ist auch in der Pandemie offenbar die Bildung nicht unwichtig: Personen, die eine berufsbildende mittlere Schule besucht haben, erkrankten häufiger an Corona als andere. Und ein Uni- oder FH-Abschluss geht mit "niedrigeren Inzidenzen und Todesfallzahlen einher“.
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