"Klare Regeln, gute Freunde"
Oberösterreich bekommt eine "Hausordnung" für das Zusammenleben

- LH Stelzer, Landesrat Dörfel und Integrationsexperte Güngör präsentieren den Prozess zur Erarbeitung einer „Hausordnung“ für Oberösterreich.
- Foto: Land OÖ/Peter Mayr
- hochgeladen von Felix Aschermayer
In Oberösterreich leben etwa 300.000 Menschen, die nicht hier geboren wurden – sie stammen aus 172 Nationen. Das Zusammenleben in einem so vielfältigen Umfeld bringt Chancen, aber auch Spannungen. Um Orientierung zu geben und ein gemeinsames Wertefundament zu schaffen, will das Land nun bis Herbst eine "Hausordnung" für alle Menschen erarbeiten.
LINZ. "Damit das Zusammenleben gut funktioniert, braucht es klare Regeln, die festlegen, wo die Grenzen sind. Diese sind zu respektieren – das gilt für jede und jeden“, betont Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Er spricht von einem Leitfaden, an dem sich alle orientieren können. Das Motto laute: "Klare Regeln, gute Freunde". Integrations-Landesrat Christian Dörfel (ÖVP) nennt das Projekt das "kleine 1x1 des Zusammenlebens": "Wir wollen herausarbeiten, was uns verbindet, nicht was uns trennt."
Oberösterreich als Vorreiter
Die geplante "OÖ Hausordnung“ soll kein theoretisches Papier werden, sondern ein praktischer, leicht verständlicher Leitfaden für den Alltag. Entwickelt wird sie gemeinsam mit Integrations-Experte Kenan Güngör und auf Basis einer IMAS-Umfrage. Auch Vertreter migrantischer Communitys werden eingebunden. Die Präsentation ist für Herbst geplant. Güngör sieht die Notwendigkeit klar: "Unterschiedliche sozio-kulturelle Gruppen bringen auch unterschiedliche Werte mit. Fragen zu Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit oder religiösem Umgang müssen in einem demokratischen Rahmen geklärt werden – mit Leitwerten, die für alle gelten." Mit dem Oberösterreichischen Plan nehme das Bundesland durchaus eine Vorreiterrolle in Österreich ein, so Güngör weiter. Die der "Hausordnung" zugrunde liegende Wertebasis, solle regional konotiert sein.
Große regionale Unterschiede
Die Herausforderungen seien regional höchst unterschiedlich, so Dörfel. Denn während in Bezirken wie Freistadt der Anteil an zugewanderten Menschen bei etwa fünf Prozent liegt, ist er in Städten wie Wels bei über 36 Prozent. Besonders stark gestiegen ist die Zahl von Syrern und Ukrainerinnen. Diese gesellschaftliche Vielfalt soll laut Stelzer nicht zur Polarisierung führen, sondern in ein gemeinsames Fundament münden: „Wir fördern – aber wir fordern auch.“
Kritik der Grünen: Integration brauche mehr als Regeln
Kritik kommt von der Integrationssprecherin der Grünen, Ines Vukajlović: "Wenn Vermieter:innen eine Hausordnung montieren, ist das grundsätzlich gut – aber sie haben auch dafür zu sorgen, dass das Wohnumfeld funktioniert. Genauso ist es mit der Integration: Es geht um Rechte und Pflichten – auf beiden Seiten." Vukajlović kritisiert, dass die Debatte häufig einseitig geführt werde. "Stets Zweifel an der Integrationsbereitschaft der Betroffenen zu säen, bringt uns keinen Schritt weiter."
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