Ausblick
Agrarpolitische „Baustellen“ im neuen Jahr
Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger und Landwirtschaftskammer OÖ-Präsidentin Michaela Langer-Weninger gaben einen Ausblick auf das bevorstehende Jahr 2020. Es sind die großen Themen dieser Tage, die auch den Agrarsektor beschäftigen: Klima, Digitalisierung, EU-Politik und nicht zuletzt das Programm der neuen Bundesregierung.
OÖ. Am Beginn des Jahres 2020 sind die heimischen Bauern mit einer Vielzahl offener agrarpolitscher „Baustellen“ konfrontiert. Die Ursachen dafür liegen aus Sicht der Landwirtschaftskammer Oberösterreich auf nationaler Ebene im Scheitern der vorangegangenen Bundesregierung, in der begrenzten politischen Handlungsfähigkeit der Expertenregierung und dem Ergebnis der soeben abgeschlossenen Regierungsverhandlungen. Auf EU-Ebene verunsichere der BREXIT-Prozess weiterhin. Mit den Folgen des EU-Bio-Audits und dem von der EU präsentierten Green-Deal seien eine Reihe von weiteren Fragen für die heimische Bauernschaft entstanden. „Sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene sind zügig und konsequent entsprechende politische Entscheidungen zu treffen, um den Bauernfamilien gesicherte wirtschaftliche Perspektiven und die dringend erforderliche Planungssicherheit für Betriebsentwicklungsschritte bieten zu können“, fordert Landwirtschaftskammer OÖ-Präsidentin Michaela Langer-Weninger.
Holzbauoffensive dank Borkenkäfer
Durch die Abkehr von fossilen Brennstoffen und die Stärkung der Bioökonomie werde die Bedeutung der Land- und Forstwirtschaft in Zukunft noch deutlich zunehmen. Besonders den heimischen Wäldern komme als Kohlenstoffsenke und als Rohstofflieferant eine entscheidende Rolle zu. Doch der Wald als solches befindet sich im Umbruch – oder besser gesagt im Umbau. Denn um die Forstwirtschaft an das sich verändernde Klima anpassen zu können, müssen neue Baumarten eingeführt werden – ein Prozess der gerade erst begonnen hat. Gleichzeitig fallen durch den Kampf gegen den Borkenkäfer große Mengen an Schnittholz an, die verwertet werden wollen. Um die Nachfrage zu fördern, startet das Land Oberösterreich deshalb im Jahr 2020 eine Holzbauoffensive. „Gemeinsam mit ProHolz Oberösterreich möchte ich vor allem in den Gemeinden und für öffentliche Bauten auf den Baustoff Holz aufmerksam machen“, kündigt Hiegelsberger an.
Digitaliserung für das Klima
Eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Klimawandel komme auch dem Boden zu – als Nahrungsgrundlage und CO2-Speicher. Effizienzsteigernd soll hier einmal mehr die Digitalisierung wirken. Entsprechende Voraussetzungen will man durch die verstärkte Erhebung von Bodendaten schaffen. „Mit dem 2020 startenden Projekt »Digitalisierung in der Landwirtschaft« leistet das Land Oberösterreich Pionierarbeit. Die resultierenden digitalen Bodenkarten ermöglichen optimierten Betriebsmitteleinsatz, den Erhalt des Kohlenstoffgehaltes der Böden und arbeitstechnische Erleichterungen. Das sind zentrale Anliegen im Lichte des Klimaschutzes.“ Wichtig sei es dabei, so Hiegelsberger, die Einstiegsschwelle für die Landwirte möglichst niedrig anzusetzen.
Regierungsprogramm passt
Zufriedenheit lässt Hiegelsberger angesichts des Programms der neuen Bundesregierung durchblicken: „Es freut mich sehr, dass das Regierungsprogramm wichtige Forderungen der Land- und Forstwirtschaft aufnimmt.“ Zentrale Punkte, wie die verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Fleisch, Milch und Eiern auch in verarbeiteten Produkten, die stabile Finanzierung der EU-Agrarpolitik auf gleichbleibendem Niveau und die Entlastungen der landwirtschaftlichen Betriebe im Steuer- und Sozialversicherungsbereich würden planbare Rahmenbedingungen für die bäuerlichen Familienbetriebe schaffen.
Oberösterreich im Vorsitz
Oberösterreich hat im ersten Halbjahr 2020 den Vorsitz der Agrarreferentenkonferenz inne. In diesem Gremium werden Bundesländer-Anliegen in der Agrarpolitik abgestimmt. Oberösterreich wird in erster Linie die Themen regionaler Lebensmitteleinkauf, Lebensmittelkennzeichnung und Biosicherheitsmaßnahmen verstärkt einbringen, wie Hiegelsberger ankündigt.
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