Aschermittwochsgespräch
„Eine Pandemie verändert die Welt“
Die Sparkasse Oberösterreich wollte auch in Zeiten der Pandemie nicht auf die liebgewonnene Tradition des Aschermittwochsgesprächs verzichten. Und selbst wenn alle Anwesenden zur Sicherheit getestet wurden, war das Corona-Virus anwesend – als zentrales Thema am Podium.
OÖ. Mit dem Motto „Wirtschaft & Ethik: Eine Pandemie verändert die Welt“ stand das heurige Aschermittwochsgespräch der Sparkasse OÖ voll im Zeichen Coronas. Sparkasse OÖ-Vorstandsvorsitzende Stefanie Christina Huber, Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, Industriellenvereinigung OÖ-Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch, Jugendforscher Simon Schnetzer und Professorin Katja Winkler von der Katholischen Privatuniversität Linz sowie Barbara Guwak, Geschäftsführerin der GUPA organisationsberatung GmbH, erläuterten ihre Sicht auf die derzeit vorgehenden Umwälzungen und die aufgekommenen Chancen wie Herausforderungen.
„Kommende Monate bleiben herausfordernd“
Zentral waren dabei vor allem die Herausforderungen für die (heimische) Wirtschaft. Als Bank ist die Sparkasse OÖ in vielerlei Hinsicht betroffen und spürt die Veränderung unmittelbar in den Kundenbedürfnissen, etwa im Bezug auf das Bezahlen und Erledigen von Bankgeschäften aber auch im Wohnbau-Bereich. „Die kommenden Monate werden für einige Branchen und Unternehmer herausfordernd bleiben. Jedoch bringt die Covid-19-Pandemie auch Chancen mit sich, die für die nächsten Jahre zukunftsweisend sind“, betonte Stefanie Christina Huber.
„Beschleunigter Strukturwandel“
Und auch Joachim Haindl-Grutsch schlug in diese Kerbe und versuchte, Positives in den Vordergrund zu stellen: „Die Corona-Pandemie sorgt für einen nachhaltig beschleunigten Strukturwandel in diesem Jahrzehnt“, meinte er und bezog sich dabei auf Schlagwörter wie Flexibilisierung und Digitalisierung im Spannungsfeld von Arbeit und Wertschöpfung. Er sprach jedoch auch Probleme in Arbeit und Ausbildung an und erklärte, dass die Folgen der Krise „nur mit hoher Eigenverantwortung, Leistungsbereitschaft, Innovation und Zusammenhalt aller Generationen“ zu bewältigen sei – „und keinesfalls mit lethargischem Warten auf die Unterstützung des Staates.“
„Gesundheit schützen“
„Das Coronavirus hat weltweit, in Europa, in Österreich und auch in Oberösterreich zu Veränderungen in nahezu all unseren Lebensbereichen geführt“, sagte Christine Haberlander – egal ob mit dem Distance-Learning bei den Kindern und Jugendlichen, dem Homeoffice in vielen Branchen oder den enormen Belastungen der Mitarbeiter im Gesundheitswesen. In ihrer Funktion als Gesundheitsreferentin in der Landesregierung holte Haberlander aber schließlich auch den in einer Pandemie naturgemäß zentralen Kampf auf die Bühne: „In erster Linie arbeiten wir aber weiterhin mit ganzer Kraft daran, unser aller Gesundheit zu schützen“, so Haberlander – und eines sei ganz klar: „Wer die Gesundheit schützt, sichert Arbeitsplätze.“
„Ein Sowohl-als-auch“
Ob die Krise Probleme oder Chancen mit sich bringt, sei keine Frage von Entweder- oder, sondern eine von Sowohl-als-auch, so Barbara Guwak. Es gebe ernstzunehmende Probleme durch die Covid-19-Krise – wie zum Beispiel eine weitere soziale Polarisierung der Gesellschaft – die jedenfalls ernst genommen werden müssen. Aber es gebe auch große Chancen, „die Stimme brauchen und genährt werden wollen“, fand Guwak versöhnliche Worte.
„Es ist alarmierend“
Jugendforscher Simon Schnetzer sah an der aktuelle Situation nicht viel Positives. Er legte dar, dass sich für mehr als 30 Prozent der jungen Österreicher sowohl finanzielle Lage, als auch berufliche Perspektive und psychische Gesundheit verschlechtert haben: „Das ist alarmierend. Aus meiner Sicht ist akutes und entschiedenes Handeln geboten, weil ein Scheitern in der Phase der beruflichen Übergänge lebenslange soziale Narben und finanzielle Einbußen bedeutet.“ Um junge Menschen zu Unterstüzten, aber auch um sie zu motivieren, aktiv Teil einer Lösung zu werden, fordert Schnetzer ein „Corona-Stipendium“. Für etwa 1.000 Euro pro Monat soll dabei an gezielten Projekten gearbeitet werden.
„Erhebliche Solidaritätslasten“
Universitätsprofessorin Katja Winkler wies auf die wichtige Rolle der gesellschaftlichen Solidarität in der aktuellen Situation hin. So würden Steuerzahlende derzeit „erhebliche Solidaritätslasten“ zugunsten von Unternehmen tragen, weil letztere hohe steuerfinanzierte Unterstützungen erhalten. Gleichzeitig würden aber aber auch viele Steuerzahler von diesem gut ausgebauten Wohlfahrtsstaat profitieren, was wiederum stabilisierend auf die Stimmung wirke. An eine Kürzung von Sozialleistungen sei jedenfalls nicht zu denken, sondern vielmehr an eine „Besteuerung der Gewinne der Krise“.
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