Kunststoff-Leitmesse in Düsseldorf
Innovation und Hirnschmalz aus Oberösterreich auf der "Messe K"

- Manfred Hackl (CEO Erema und Beiratssprecher Kunststoffcluster OÖ) und Ulrich Wieltsch (Direktor bei Thermo Fischer und Fachvertretungsvorsitzender der chemischen Industrie in der WKOÖ) auf der "Messe K" in Düsseldorf.
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Kunststoff. Aus dem modernen Leben nicht mehr wegzudenken und trotzdem nicht immer gut beleumundet. Diesem Eindruck stellt sich die Branche mit technischen Neuerungen, innovativen Recyclingverfahren und Know-how entgegen. Viele dieser Neuerungen werden noch bis 15. Oktober auf der größten Branchenmesse „K 2025“ in Düsseldorf präsentiert.
OÖ. Mittendrin im Messegetümmel eine oö. Delegation mit Wirtschaftskammer-Vizepräsidentin Angelika Sery-Froschauer und Ulrich Wieltsch, Fachvertretungsvorsitzender der chemischen Industrie in der Wirtschaftskammer OÖ (WKOÖ).
Die Kunststoffindustrie, also Herstellung und Verarbeitung, ist in Oberösterreich ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber: „Insgesamt beschäftigt die chemische Industrie in Oberösterreich 16.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Vorjahr eine abgesetzte Produktion von 5,6 Milliarden Euro. Damit ist sie die drittgrößte Industriebranche in OÖ, der Exportanteil liegt bei 70 Prozent“, so Wieltsch. Auch in Düsseldorf müssen sich die heimischen Betriebe nicht verstecken: „Knapp 50 Prozent der österreichischen Teilnehmer in Düsseldorf kommen aus Oberösterreich“, so Wieltsch.

- Gerold Breuer, Marketingchef von Erema.
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Erema: "Nachfrage nach Recycling-Techologie wird steigen"
Langjähriger Dauergast in Düsseldorf ist die Erema-Group . Das Unternehmen mit Sitz in Ansfelsden beschäftigt 920 Mitarbeiter, setzte im Vorjahr 330 Millionen Euro um und ist weltweit führenden Anbieter von Kunststoffrecyclinglösungen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ermöglichten Erema-Anlagen das Recycling von 26 Millionen Tonnen Kunststoff, schildert CEO Manfred Hackl, der gleichzeitig Beiratssprecher des Kunsstoff-Clusters OÖ ist. Aktuell sei das weltweite Umfeld "sehr herausfordernd", die neue EU-Verpackungsverordnung, die Recycling-Quoten bei Verpackungen vorschreibt, tritt erst 2030 in Kraft und der Preis von Kunststoff-Neuware ist derzeit relativ niedrig. Trotz dieser schwierigen Situation für Recycler, bleibe man auf Kurs in Richtung „Circularity“, also Kreislaufwirtschaft. Das Potenzial sei groß: „Immer mehr hochwertige Produkte bestehen aus Regranulaten. Die Kunststoffbranche hat erkannt, dass die Recyclinganteile weiter steigen müssen, um das Ziel der Circularity zu erreichen“, so Hackl. Die Weiterentwicklung des Kunststoffrecyclings zeigt sich zunehmend auch in neuen Anwendungsfeldern, etwa im Faser-zu-Faser-Recyling, heißt es vom Unternehmen. „Wir sind überzeugt, dass die Nachfrage nach Recyclingtechnologien steigen wird“, so Hackl. Darüber hinaus lasse sich der zunehmende Einsatz von Kunststoff nur durch konsequentes Recycling verantwortungsvoll decken, sagt der Erema-CEO.

- ifw mould tec-Prokurist Harald Schicklgruber.
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ifw mould tec: Innovation statt Produktion in Billiglohnländern
Wie Spritzgussverfahren vereinfacht, kombiniert, im Fachjargon "verdichtet" werden können, zeigt die ifw mould tec aus Micheldorf. Früher seien etwa gewisse Kunststoffelemente für den Sanitärbereich in Billiglohnländern händisch zusammengebaut worden. Mit einer neuen Spritzgussmaschine, die ifw mould tec gemeinsam mit Engel entwickelt hat, wird dieses Kunststoffteil nun in Deutschland produziert – und das günstiger als anderswo. Man müsse mit Innovationen punkten, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können, sagt Prokurist Harald Schicklgruber. Die Auftragslage des Unternehmens, das stark auf Nachhaltigkeit setzt, sei derzeit wieder "sehr gut", so Schicklgruber. Man merke, dass der Baubereich anziehe, die Exportquote der Firma liegt derzeit bei 96 Prozent. Skeptisch blickt er derzeit in die USA, das Zoll-Wirrwarr wirke sich bis hin zum Ersatzteilgeschäft aus. "Wir haben sehr viel Technik, die die Amerikaner haben wollen. Deshalb hoffen wir auf klare Regeln und Planungssicherheit", sagt Schicklgruber.

- WKO-Vizepräsidentin Angelika Sery-Froschauer, SML-Geschäftsführer Karl Stöger und Ulrich Wieltsch (WKOÖ).
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US-Zölle helfen SML Maschinen am US-Markt
Auf das Herstellen von Kunststofffolien spezialisiert ist die Firma SML Maschinen mit Sitz in Redlham (Bezirk Vöcklabruck). Auf der Messe K in Düsseldorf präsentieren die Oberösterreicher neue Maschinen, die Folien noch dünner und ohne Papier-Aufwickelkern produziert. Eingesetzt werden die Folien in erster Linie zum Umwickeln von Transport-Paletten, aber auch im Lebensmittelbereich. Recycling ist auch bei SML ein großes Thema – das Zuführen von 30 Prozent Recyclinganteil sei SML-Maschinen standardmäßig möglich, mit Spezialausrüstungen könne der Recyclinganteil auf 60 Prozent gesteigert werden. Somit erfülle man bereits jetzt die EU-Verordnung, die 2030 in Kraft trete, sagt Geschäftsführer Karl Stöger. Interessanterweise wirken sich die US-Zölle sogar positiv auf das Geschäft aus, schildert Stöger. Die Folienmaschinen von SML seien trotz 15 Prozent Zoll derzeit für die amerikanischen Kunden billiger, als Folien aus Mexiko oder Brasilien zu importieren. Importe von dort in die USA werden derzeit noch höher be-zollt. "Also ist es für den Kunden wesentlich effizienter, eine Maschine von uns zu kaufen und sich dann auf Jahre hinweg den Importzoll für die Folien zu sparen", so Stöger.

- Gerhard Dimmler, CTO von Engel Austria.
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Engel: "Alternative zum chinesischen Wettbewerb"
Einer der größten Player in der Branche ist der Spritzgussmaschinenbauer Engel mit Sitz in Schwertberg. 1,5 Milliarden Euro setzte Engel im abgelaufenen Geschäftsjahr um, das Unternehmen ist in 85 Ländern vertreten. Allerdings ging die Konjunkturdelle der letzten Jahre nicht spurlos an den Mühlviertlern vorbei. Minus sieben Prozent beträgt das Umsatzminus im Jahresvergleich, auch Mitarbeiter wurden abgebaut. Verhalten sei die Investitionsdynamik speziell in Europa und den USA. Ein Plus erzielte Engel aber im Verpackungs- und Medizintechnikbereich. Man profitiere noch immer von der populäre Abnehmspritze, heißt es vom Unternehmen.
Um den Kunden ein "kostenoptimiertes" Angebot zu bieten, werde die für den asiatischen Markt gegründete Marke Wintec, nun global ausgerollt, sagt Engel CTO Gerhard Dimmler. Generell rechnet er mit noch mehr chinesischem Wettbewerb in Europa, da die USA wegen der Zölle kein so attraktiver Markt für China seien. Umso mehr wolle Engel "eine Alternative zum chinesischen Wettbewerb sein", sagt Dimmer. Eine gute Alternative zu Billigware aus Asien ist seit Jahrzehnten das Hirnschmalz aus Oberösterreich: Dementsprechend stellt Engel auf der "Messe K" die erste autonome Maschine für die Produktion von Kunststoffbauteilen vor. Statt aufwendigem Justieren erfolgen Änderungen per Knopfdruck. Die Maschine spare Material, Ausschuss und entlaste Unternehmen, die unter Fachkräftemangel leiden, heißt es.

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Langzauner: Innovation bei Flugzeugbauteilen
Ein gutes Stück kleiner als Branchenprimus Engel, aber auch sehr erfolgreich ist das Innviertler Unternehmen Langzauner, das hydraulische Presssysteme, Automatisierungslösungen und Fertigungslinien individuell für Kunden fertigt.
In den letzten Jahren sei man kontinuierlich zehn bis 20 Prozent pro Jahr gewachsen, sagt Verkaufs- und Marketingchef Alexander Wiesner. Das Wachstum kam stark aus der Automobil- und Luftfahrtindustrie. So hebe etwa alle drei Sekunden ein Flugzeug mit einem Bauteil ab, das mit Langzauer-Maschinen produziert wurde. Beide Branchen hätten sich in den letzten Jahren gut ergänzt, heißt es von den Innviertlern. Lag der Fokus zunächst auf der Autobranche, sei nun die Luftfahrt Wachstumstreiber der Firma mit Sitz in Lamprechten. Zuletzt wurde etwa in Kooperation mit einer englischen Universität ein Presssystem entwickelt, mit dem integrale Flugzeugbauteile in vier anstatt bisher in 40 Stunden hergestellt werden können. Etwa 85 Prozent der Langzauner-Produkte gehen in den Export, im Jänner wurde in den USA eine Niederlassung gegründet. Dort sähe man großes Marktpotenzial, so Wiesner.

- Alexander Wieser (Verkaufs- und Marketingchef Langzauner) und Martin Schachl (Global Sales Manager Langzauner).
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Fill setzt auf recycelbare Partikelschäume
Ebenfalls im Innviertler beheimatet ist das Maschinenbauunternehmen Fill. 1.000 Mitarbeiter beschäftigt der Leitbetrieb, neben dem Stammwerk in Gurten gibt es auch Niederlassungen in China und Mexiko. Auf der "Messe K" fokussiere man stark auf Partikelschäume, erklärt Wilhelm Rupertsberger, Leiter des Kompetenz-Centers bei Fill. "Partikelschäume sind leichte Stoffe, die in der Automobil- und Luftfahrtindustrie verwendet werden", so Rupertsberger. Man habe sich der speziellen Schaumart zugewandt, da diese recycelbar und deshalb nachhaltiger sei. Konkret könne man mit Fill-Maschinen Rotorblätter von Flugtaxis aus solchen Schäumen fertigen. In kleinen Transportdrohnen sei das Material schon im Einsatz. Hauptmarkt von Fill ist derzeit Europa, die Präsenz in den USA wolle man ausbauen und die Zusammenarbeit mit Airbus werde intensiviert, heißt es. Besonderes Augenmerk legt man bei Fill auf die Ausbildung von Lehrlingen. Pro Jahr bewerben sich 200 junge Menschen für eine Lehre bei den Innviertlern, 20 bis 25 werden aufgenommen.

- Wilhelm Rupertsberger, Leiter des Kompetenz-Centers bei Fill.
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Haidlmair: Weltmarktführer bei Werkzeugen für Getränkekisten
Getränkekästen, Logistikcontainer, Paletten und Komponenten für die Automobilindustrie werden weltweit mit Spritzgusswerkzeugen der Firma Haidlmair hergestellt. Die Unternehmensgruppe, mit Hauptsitz in Nußbach, beschäftigt 500 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von etwa 60 Millionen Euro. Bei der Herstellung von Spritzgusswerkzeugen für Getränkekasten, also beispielsweise Bierkisten, sind die Oberösterreicher sogar Weltmarktführer. Besonders stolz ist man auf die Qualität der Produkte, die in Oberösterreich gefertigt werden. Man sei sicher nicht der billigste Anbieter, aber Qualität aus OÖ würde sich langfristig für die Kunden immer rechnen. Haidlmair-Spritzgusswerkzeuge würden schneller, effizienter und fehlerarmer laufen, als beispielsweise Produkte aus Fernost. Das bringe bei hohen Volumina einen Kostenvorteil für Kunden. "Am Ende des Tages fahren unsere Partner mit unserem Werkzeug also billiger", sagt Peter Peschl, Leiter der Unternehmenskommunikation.
Potenzial sehen die Werkzeugbauer aus Oberösterreich noch in Nord- und Südamerika. In US-Bundesstaat Indiana soll 2026 sogar ein eigenes Werk gebaut werden. "Wir sehen den amerikanischen Markt als sehr wichtigen Zukunftsmarkt", sagt Peschl.

- Roland Gradauer (Vertriebsleiter Haidlmair) und Mario Haidlmair (Geschäftsführer).
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