Forschungsarbeit zu Nazi-Plänen
Die Drohung mit der Aussiedlung
„Das Aussiedlungsthema war in den burgenländisch-kroatischen Ortschaften in dieser Zeit allgegenwärtig“ fasst Historiker MMag. Michael Hirschler seine Recherchen zusammen.
GROSSWARASDORF/VELIKI BORIŠTOF. Hirschlers Vortrag in der KUGA stieß denn auch auf großes Interesse.
Umfassende Recherchen
In den vergangenen 5 Jahren hatte der Historiker und Lehrer an der HAK Oberpullendorf zum diesem Thema recherchiert – dem Plan der Nationalsozialisten, die Burgenländischen Kroatinnen und Kroaten aus den damaligen Gauen Niederdonau und Steiermark nach Kroatien zu übersiedeln.
„Ich habe im Zuge meiner Recherchen die Ausgaben der kroatischen Wochenzeitung „Hrvatske Novine“ von 1938 – 42 durchgearbeitet", so Hirschler.
Auffällige Zensur
"Auffällig ist die starke Zensur, daher finden sich Hinweise hauptsächlich in Leserbriefen oder Mitteilungen aus den Ortschaften, nicht in Leitartikeln oder Ähnlichem. Und auch das nur in den Jahren 1938-39, da wurden sie scheinbar noch übersehen“, vermutet Hirschler. Nach Dezember 1939 sei dann kein Wort mehr zu diesem Thema in den Ausgaben zu finden – die Zensur hatte die „Schlupflöcher“ entdeckt“.
Gespräche in Berlin
Ein wissenschaftlicher Artikel zu diesem Thema in deutscher Sprache wurde von Michael Hirschler in den Burgenländischen Heimatblättern (84, Jahrgang, Heft 3/2022) publiziert und ist online unter www.bibliotheken.at verfügbar.
In der damaligen "Volkstumsstelle" in Eisenstadt habe es ab 1941 Informationen über Gespräche zwischen der kroatischen Führung und den Verantwortlichen in Berlin über einen Aussiedlungsvertrag gegeben, referiert Hirschler. Wie wir wissen, wurden diese aber zum Glück nicht mehr umgesetzt.
Provokationen vor Ort
Besonders auf lokaler Ebene habe es jedoch viele Provokationen gegeben, es seien mit Aussagen wie „Ihr werdet eh bald ausgesiedelt, packt euch schon mal zusammen, es wird bald soweit sein.“ regelmäßig Ängste geschürt worden.
Dies sei aber eher im Auftrag von lokalen oder regionalen Funktionären geschehen und von der Kreisleitung ldiglich provoziert und geduldet worden.
Große Verunsicherung
Abstimmungen, in denen sich die verunsicherte burgenländisch-kroatische Bevölkerung zum Deutschtum bekannt hat, um negative Konsequenzen zu vermeiden, seien aber nur im Südburgenland, das damals dem „Gau Steiermark“ zugeschlagen war, belegt. So weit sei es in den mittelburgenländischen Ortschaften nicht gekommen.
Auch nach dem Krieg blieben die Geschehnisse nicht ohne Folgen und die Ängste, sich zur eigenen Volksgruppe zu bekennen, wirkten noch jahrzehntelang nach.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.