Kamera-Skandal in Deutschkreutz weitet sich aus
Erhebungen wegen „Porno-Darstellungen Minderjähriger“
Blankes Entsetzen. Sprachlosigkeit. Kopfschütteln. Unverständnis gepaart mit Verachtung. So der Stimmungsparameter in der Marktgemeinde Deutschkreutz. Der Skandal um eine versteckte Kamera im Umkleideraum des Sportvereines erschüttert den ganzen Ort. Und weitet sich aus. Gegen den Täter, ein Vereinsmitglied, wird seitens der Staatsanwaltschaft bereits ein Ermittlungsverfahren geführt. Auch wegen Kinderporno-Aufnahmen. Vom Sportclub wurde er suspendiert und mit einem Platzverbot belegt.
DEUTSCHKREUTZ. Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt hat bereits eine Anzeige erhalten. „Ein Ermittlungsverfahren ist eingeleitet. Einerseits wegen unbefugter Bildaufnahmen mit einem Strafrahmen von bis zu 6 Monaten Haft und 360 Tagessätzen. Andererseits wegen pornographischer Darstellungen Minderjähriger mit einem Strafrahmen von bis zu 3 Jahren Haft“, erläutert Staatsanwältin Mag. Nathalie Melounek. Und ergänzt: „Aus ermittlungstaktischen Gründen können wir derzeit keine weiteren Aussagen machen.“ Fest steht aber, dass als einer der nächsten Schritte die gespeicherten Videoaufnahmen auf dem beschlagnahmten Kamera-Chip gesichtet und analysiert werden.
„Netter, freundlicher, gescheiter Bursch“
Bürgermeister Andreas Kacsits im Interview mit den Regionalmedien Burgenland: „Unfassbar. Zuerst habe ich Gerüchteweise von der versteckten Kamera in der Umkleidekabine gehört. Kurz darauf setzten mich Verantwortliche vom Sportverein in Kenntnis. Seitens der Polizei bekam ich bis dato keine Information.“ Der Ortschef weiter: „Ich kenne den Verdächtigen, auch privat. Grundsätzlich ein netter, freundlicher und gescheiter Bursch.“
Suspendierung und Betretungsverbot
„Was da passiert ist, gehört voll inhaltlich aufgeklärt. Für diese Tat muss er, übrigens ein Vereinsmitglied, volle Verantwortung übernehmen und die Konsequenzen tragen. Als Erstmaßnahme wurde der Mann vom Sportclub suspendiert und mit einem Betretungsverbot belegt“, resümiert der Bürgermeister die unrühmliche Causa. Wir berichteten bereits.
„Ich weiß, wer der Spechtler vom Fußballplatz ist“
In der Marktgemeinde Deutschkreutz ist dieser Skandal zum Tagesgespräch mutiert. Präsentiert sich der Ort an der Oberfläche mit einem beschaulichen Straßenbild unauffällig normal, gärt es in der Bevölkerung. Ob im Kaffeehaus oder in der Gaststätte, überall ist diese Geschichte Thema Nummer 1. Stammgäste begrüßen einander mit: „Hast schon von dem Kamera-Spionierer gehört“ bzw. „Ich weiß, wer der Spechtler vom Fußballplatz ist, nämlich der ……..“.
„Der Verbrecher gehört eingesperrt!“
Dazwischen folgen derb und eindeutig formulierte Klarheiten, was die Männer und Frauen von dem Vorfall halten. Da bleibt für den vermeintlichen Täter kein gutes Haar über. „Der Verbrecher gehört eingesperrt“ duelliert sich mit der Feststellung: „Unscheinbar nach außen, aber sonst ein Schw…“. Manche haben „immer schon gewusst, dass mit dem …….. etwas nicht stimmt“, andere erklären: „Der Typ war mir nie sympathisch!“
Auch Mädchen und Buben in der Kabine
Sportobmann Robert Strobl tief erschüttert: „Auch die 110 Kinder und Jugendlichen unserer Nachwuchs-Mannschaften haben sich in jener Kabine geduscht bzw. umgezogen, in der die versteckte Kamera positioniert war. Also nicht nur die Erwachsenen-Spieler. Daher kann ich punkto Aufnahmen zum jetzigen Zeitpunkt nichts ausschließen…!" Der engagierte, ehrenamtliche Vereinschef weiter: "Die Buben, die wir hier trainieren, sind im Alter von 5 bis 16 Jahren, die Mädchen von etwa 9 bis 14 Jahren."
Spieler legten sich auf die Lauer
Aufgeflogen ist der Skandal vergangenen Montag. Da haben 5 Spieler der Kampfmannschaft in einem Karton eine versteckte Kamera gefunden, deren Objektiv nicht nur den Umkleideraum ausspionierte, sondern auch den Duschbereich. Nachdem sie die Kamera entdeckt hatten, legten sich die Spieler auf die Lauer. Und tatsächlich. Schon nach kurzer Zeit schnappte die Falle zu. Sie hörten, wie jemand zu dunkler Stunde die Kabine betrat und sich Richtung Kamera bewegte. In diesem Moment verließen die Sportler ihr Versteck und ertappten das besagte Vereinsmitglied in flagranti.
Schockierende Bilder-Sequenz
Während der Voyeur fluchtartig die Sportstätte verließ, spulten die Spieler, die auf einem Chip gespeicherten Videoaufnahmen zurück und stellten fest, dass die Aufzeichnungen mit 10. Juni beginnen. Nach einer schockierenden Sequenz der Bilder drückten die Sportler verstört und entsetzt die Stopp-Taste und marschierten direkt zur Polizei. Danach alarmierten sie Obmann Robert Strobl.
"Es ist nicht meine Absicht gewesen"
"Im ersten Moment konnte ich es nicht glauben. Immerhin ist der Täter ein aktives Vereinsmitglied. Ich habe ihn zur Rede gestellt. Zuerst hat er alles mit den Worten ,stimmt nicht' und ,habe ich nicht' bestritten. Dann versuchte er seine Tat kleinzureden. Erst nach einiger Zeit hat er es zugegeben und kam zu dem Schluss ,es ist nicht meine Absicht gewesen'. Ich habe ihm daraufhin seinen Schlüssel abgenommen und ihm den Zutritt zu unserem Sportgelände verboten sowie jede weitere Aktivität im Verein untersagt!"
Automatisch alle 10 Minuten Videoaufnahmen
"Parallel dazu haben wir als Verein einen Anwalt eingeschalten, der direkt die Staatsanwaltschaft kontaktiert hat. Ich musste gestern, Mittwoch, bei der Kriminalpolizei als Zeuge aussagen. Angeblich wurde an diesem Tag auch der Verdächtige verhört", schildert Obmann Strobl. Unverzüglich über den Skandal und die eingeleiteten Schritte gegen das Vereinsmitglied informiert hat der Sportclub alle Funktionäre, Trainer, Spieler und Eltern. "Jetzt müssen wir auf die Auswertung der Aufnahmen warten. Unserer Kenntnis nach hat die Kamera alle 10 Minuten automatisch Videoaufnahmen aus dem Kabinen- und Duschraum gemacht."
Verdächtiger derzeit "nicht erreichbar"
Wir haben das private und berufliche Umfeld des Beschuldigten durchleuchtet. Dabei kam Unglaubliches zutage. Aus medienrechtlichen Gründen - ob eines laufenden Strafverfahrens - dürfen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht darüber berichten. Unabhängig davon gilt für den Mann die uneingeschränkte Unschuldsvermutung, bis zur Verurteilung durch ein ordentliches Gericht. Auch haben wir versucht, mit dem Verdächtigen in Kontakt zu treten. Am Handy jedoch ist das suspendierte Vereinsmitglied nicht erreichbar, auf eine WhatsApp-Nachricht hat er noch nicht reagiert.
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