30 Jahre Roma-Attentat
Ausstellung "Man will uns ans Leben" im OHO

Stadträtin Manuela Horvath (Romapastoral), Herwig Wallner (Obmann VHS-Roma), Vizebürgermeister Michael Leitgeb, Emmerich Gärtner-Horvath (Obmann Roma-Service), Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Tina Nardai, Horst Horvath, Cornelia Kogoj (Initiative Minderheiten), OHO-Geschäftsführerin Nora Demattio und Mitwirkende der Ausstellung  | Foto: Landesmedienservice/Fenz
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  • Stadträtin Manuela Horvath (Romapastoral), Herwig Wallner (Obmann VHS-Roma), Vizebürgermeister Michael Leitgeb, Emmerich Gärtner-Horvath (Obmann Roma-Service), Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Tina Nardai, Horst Horvath, Cornelia Kogoj (Initiative Minderheiten), OHO-Geschäftsführerin Nora Demattio und Mitwirkende der Ausstellung
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Die Ausstellung „Man will uns ans Leben – Bomben gegen Minderheiten 1993 – 1996“ wurde im Offenen Haus Oberwart (OHO) - gemeinsam mit drei weiteren Ausstellungen - am Freitagabend von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil eröffnet. Sie ist Teil einer Veranstaltungsserie, die in den kommenden Wochen im OHO in Erinnerung an das Rohrbombenattentat von 1995 in Oberwart stattfindet.

OBERWART. Am 4. Feber 1995 wurden die Angehörigen der Volksgruppe der Roma Josef Simon, Karl Horvath, Peter Sarközi und Erwin Horvath durch eine Sprengfalle in Oberwart ermordet. Um der Opfer des Anschlags zu gedenken, Hintergründe zu beleuchten und die damaligen Ereignisse aufzuarbeiten, zeigt das Offene Haus Oberwart (OHO) die Ausstellung „Man will uns ans Leben – Bomben gegen Minderheiten 1993 - 1996“, die Freitagabend, von Landeshauptmann Hans Peter Doskozil im Beisein von Bundesministerin Leonore Gewessler und zahlreichen weiteren Interessierten eröffnet wurde.

 „30 Jahre nach dem Attentat von Oberwart ist es immer noch wichtig, die Ereignisse von damals weiter aufzuarbeiten und sich kritisch damit auseinanderzusetzen - sowohl in der Kultur als auch in der Politik.“
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil betonte: „Gegen Hass und Hetze muss ein starkes Bewusstsein als wesentliche Voraussetzung geschaffen werden, um rassistischer Diskriminierung entgegenzuwirken. Es ist auch 30 Jahre nach dem Bombenattentat immer noch wichtig, die Ereignisse von damals aufzuarbeiten und sich kritisch damit auseinanderzusetzen. Das Burgenland stellt das Miteinander an oberste Stelle. Unsere Volksgruppen sind Teil unserer Identität. Es gilt, sie zu schützen und zu fördern.“

Volksgruppenbeiratsvorsitzender Emmerich Gärtner-Horvath (Obmann Verein Roma-Service), Autor und Regisseur Peter Wagner, Bundesministerin Leonore Gewessler, Horst Horvath, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Cornelia Kogoj (Initiative Minderheiten) | Foto: Landesmedienservice/Fenz
  • Volksgruppenbeiratsvorsitzender Emmerich Gärtner-Horvath (Obmann Verein Roma-Service), Autor und Regisseur Peter Wagner, Bundesministerin Leonore Gewessler, Horst Horvath, Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Cornelia Kogoj (Initiative Minderheiten)
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Attentat war Bewährungsprobe

"Ich habe gelernt, Menschen sollen im Mittelpunkt stehen. Somit lässt sich das schreckliche Attentat so beschreiben: Vier Menschen mussten sterben, weil ein Mensch sie nicht hier haben wollte", analysierte Herwig Wallner, Obmann der Roma Volkshochschule Burgenland (VHS-Roma).

"Das Begräbnis für die vier ermordeten Josef Simon, Peter Sarközi, Erwin und Karl Horvath mit über 10.000 Menschen wurde zu einem Staatsakt. Dieses Attentat war ausschlaggebend für die weitere Entwicklung der Volksgruppe in der Gesellschaft."
Emmerich Gärtner-Horvath, Volksgruppenbeiratsvorsitzender

Emmerich Gärtner-Horvath, Volksgruppenbeiratsvorsitzender und Obmann des Roma-Service, ergänzte: "Die schrecklichen Ereignisse in Oberwart waren Schicksalstage für die Volksgruppe der Roma und wurden gleichzeitig zur Bewährungsprobe für die Republik. Für die Volksgruppe der Roma war das Attentat die schwerste Stunde seit dem Völkermord durch die Nationalsozialisten."

Emmerich Gärtner-Horvath, Volksgruppenbeiratsvorsitzender und Obmann des Roma-Service
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Wichtige Errungenschaften

1993 erfolgte die Anerkennung der Roma als Volksgruppe, 1995 wurde der Volksgruppenbeirat eingerichtet. "Danach folgten Projekte zur Förderung der Sprache und Musik. Als Volksgruppenbeirat beraten wir die Regierung, was den Volksgruppen wichtig ist. Das größte Problem ist noch immer die Diskriminierung - vor allem in den Köpfen. Die Geschichte der Volksgruppe muss weiter aufgearbeitet werden", so Gärtner-Horvath.

"Ein großartiges Zeichen ist das in der Umsetzung befindliche zukünftige Volksgruppenhaus in Oberwart. Dafür gebührt dem Landeshauptmann ein großes Dankeschön. In diesem werden die burgenländischen Volksgruppen zusammenarbeiten und unterstützen. Mein Appell lautet, unterstützen Sie derartige Projekte weiterhin, um ein neues Bild der Roma und Romnija zeichnen zu können", so der Vorsitzende des Volksgruppenbeirates.

Susanne Horvath erinnerte sich an die Tage nach dem Attentat. | Foto: Michael Strini
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Erinnerungen an Attentat

Susanne Horvath (Radio Burgenland) und Tina Nardai (Radio Mora), blickten im Rahmen der Eröffnung auf die schrecklichen Ereignisse zurück. "Wenn ich an die Tage des Attentats zurückdenke, ist da nur Schmerz", fasst Horvath zusammen. "Damals lebten in der Siedlung 111 Romnija und Roma, davon waren 50 unter 18 Jahren - also Kinder und Jugendliche. Aufgewachsen in der Siedlung erlebte ich eine unbeschwerte Kindheit, mit dem 5. Feber war diese vorbei", so Nardai, die anmerkte, dass "Franz Fuchs kein Einzeltäter gewesen sei", sondern die Bombenserie "ein Ergebnis einer Gesellschaft, die uns und andere Minderheiten nicht als Teil der Gesellschaft anerkennen wollte". Als Nachsatz betonte die Moderatorin: "Wir lassen uns nicht unterkriegen! Wir kämpfen weiter."

Viele Menschen kamen zur Ausstellungseröffnung ins OHO. | Foto: Michael Strini
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Ausstellungen in memoriam

Die Ausstellung „Man will uns ans Leben – Bomben gegen Minderheiten 1993 – 1996“ wurde von der Initiative Minderheiten in Kooperation mit dem Offenen Haus Oberwart, dem Volkskundemuseum Wien und dem kärnten.museum sowie der Roma Volkshochschule Burgenland zusammengestellt. Sie erinnert an den Schrecken des rechtsextremen Terrors und die Angst, die Österreichs Minderheiten vier Jahre lang begleitete - von den ersten der insgesamt 25 Anschläge 1993 bis zum Ende der Brief- und Rohrbombenserie 1996 und der Verhaftung des Bombenlegers Franz Fuchs.

Weitere Ausstellungen widmen sich dem "Attentat von 1995". | Foto: Michael Strini
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Sie gedenkt der Opfer, lässt Betroffene zu Wort kommen und beleuchtet die Rolle des politisch-gesellschaftlichen Klimas der 1990er-Jahre für die Gewalttaten mit Fotos und Filmbeiträgen. Videointerviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie Expertinnen und Experten kommentieren Facetten der Geschehnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. „Das Attentat von 1995 hat die Volksgruppe der Roma nicht gebrochen, sondern sie für uns als Teil von uns endlich sichtbar gemacht“, so der Landeshauptmann.

Gleichzeitig mit der Ausstellung „Man will uns ans Leben“ präsentiert das OHO auch die Ausstellung „Letters of Fear“ von Andreas Lehner sowie den Zyklus „Oberwart im Feber 1995“ des Künstlers Wolfgang Horwath und "Zeichnen gegen das Vergessen" von Manfred Bockelmann, die sich mit dem Roma-Attentat beschäftigen. Alle Ausstellungen sind von 11. Feber bis zum 23. März im OHO zu sehen.

Emmerich Gärtner-Horvath und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil | Foto: Landesmedienservice/Fenz
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Neues Kapitel in der Volksgruppenpolitik

In den vergangenen 30 Jahren konnten im Bereich der Chancengleichheit für Romnija und Roma viele Forderungen wie Förderung von Kultur und Sprache sowie Erinnerungs- und Gedenkarbeit umgesetzt werden. Laut Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bedürfe es dennoch weiterer Anstrengungen, um gleiche Rechte und Möglichkeiten für alle Romnija und Roma sicherzustellen:  "Diskriminierung, Vorurteile und soziale Ausgrenzung sind immer noch Realitäten, mit denen viele Romnija und Roma täglich konfrontiert sind. Das Land Burgenland stellt sich seiner Verantwortung."

"Auch im neuen Regierungsprogramm, dem "Zukunftsplan 2030", haben wir den Zusammenhalt an oberste Stelle gestellt. Wir bekennen uns zum respektvollen Umgang mit unserem reichhaltigen kulturellen Erbe und fördern die Volksgruppenvereine im Burgenland und Projekte zur Pflege von Volksgruppenkultur und Brauchtum. Einen wichtigen Beitrag dazu wird das "Haus der Volksgruppen Burgenland" in Oberwart leisten. Diese Einrichtung stellt für das Burgenland und seine Volksgruppen ein Jahrhundertprojekt dar, mit dem ein neues Kapitel in der Volksgruppenpolitik aufgeschlagen wird. Es wird ein einzigartiger Ort der kulturellen Vielfalt und Begegnung sein", betont Doskozil.

Die Band "Romano Rath" begleitete die Eröffnung musikalisch. | Foto: Michael Strini
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