Friedhöfe im Bezirk Oberwart
Grabräuber stahl Kreuze, Vasen, Statuen von 48 Ruhestätten
Grabraub an 48 Ruhestätten in insgesamt 4 Friedhöfen. Der ungarische Täter stahl Marienstatuen, Kreuze, Schalen, Vasen... Insgesamt an die 100 Gegenstände „im Wert von mehr als 50.000 Euro“, so die Staatsanwältin. Urteil im Landesgericht Eisenstadt: 20 Monate Gefängnis!
BEZIRK OBERWART. Mehrfach vorbestraft, wegen einschlägiger Delikte, ist der angeklagte Ungar (39), ledig, Vater dreier Kinder, mit Schulden von 75.000 Euro und einem Hausmeister-Job mit monatlich 600 Euro netto. Der „in der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober 2022 nach Österreich eingereist ist. Mit dem Plan, von Friedhöfen alles zu stehlen, was nicht niet- und nagelfest ist!“, beschrieb die Staatsanwältin die kriminellen Taten des Beschuldigten.
Seine verbrecherische Tour führte den Ungar zu den Friedhöfen Oberwart, Pinkafeld, Pinggau und Rohrbach an der Lafnitz. Teils mit roher Gewalt wurden rund 100 Grabbeigaben entwendet. Meist aus Kupfer oder Stahl, da sich diese Gegenstände am leichtesten zu Geld machen lassen. Das größte gestohlene Kreuz hatte eine Höhe von 1,2 Meter. Die Beute lud der Dieb in ein Auto und fuhr nach Ungarn zurück.
Gestohlenes Kreuz mit 1,2 Meter Höhe
Vor einem Schöffensenat im Landesgericht Eisenstadt bekannte sich der in Handschellen vorgeführte U-Häftling „teilweise schuldig“. Widersprach sich bei seiner Befragung mehrmals, speziell bei Erklärungsversuchen, warum 4 Handys an den Tatorten aktiv waren. Warfen ihm nämlich die Erhebungsbehörden vor, dass vier Personen an den Verbrechen beteiligt waren, bestritt dies der Ungar vehement. Er gab lediglich einen Komplizen zu, der zwischenzeitlich in Ungarn in Haft sitzt.
Als Ausrede brachte er zwei „Dual-Handys“ ins Spiel, also Mobiltelefone mit je zwei SIM-Karten. Auf Vorhalt, dass er sich dann auf seinem Handy 13 Mal selber angerufen haben muss, weil laut polizeilicher Auswertung bei allen vier Nummern Gespräche während der Diebstähle geführt worden sind, meinte der „Hausmeister“: „Vielleicht waren auch drei Handys vor Ort. So genau weiß ich das nicht mehr!“ Und blieb dabei, trotz eindeutiger Hinweise, nur mit einem Mittäter auf den Friedhöfen gewesen zu sein.
Auch wisse er nicht, was mit den gestohlenen Gegenständen passiert sei, denn „ich habe den Pkw bei der Arbeitsstelle meines Komplizen abgestellt und bin dann nachhause gegangen. Es war ja seine Idee. Ich habe für meine Hilfe von ihm 100.000 Forint (rund 260 Euro) bekommen!“ Denn er, also der Angeklagte, war ja eigentlich nur der „Fahrer“, wie er immer wieder betonte. Diesbezüglich kam der Beschuldigte kurz darauf in Erklärungsnot, denn die Richterin las aus einem Brief vor, den der Ungar an seine Lebensgefährtin geschrieben hatte.
"Leider sind wir aufgeflogen"
Darin fanden sich aussagekräftige und verräterische Passagen, in denen es unter anderem hieß: „Leider sind wir aufgeflogen. Sie wissen alles!“ In Richtung seines in Ungarn inhaftierten Komplizen meinte er: „Er soll mich aus der Sache rausbringen und sagen, dass ich nur der Fahrer war und im Auto mehrere Handys waren!“ Und weiter: „Ich betone, dass sie alles wissen, haben mir aber geglaubt, dass ich nur der Fahrer war!“ Eine logische Begründung für diese Zeilen blieb der Ungar schuldig, meinte lediglich, dass ihm leidtue, was da passiert ist.
20 Monate Gefängnis
In ihrem Abschlussplädoyer forderte die Staatsanwältin eine Verurteilung wegen des gewerbsmäßig schweren Diebstahls im Rahmen einer kriminellen Vereinigung. Führte aus, dass der Grabraub an 48 Ruhestätten in vier Friedhöfen stattgefunden hat und in der Zeit von zirka 21 Uhr bis 2.44 Uhr früh dutzende Beigaben, vor allem aus Eisen und Kupfer, entwendet worden sind. Nach 15 Minuten Beratung verdonnerte der Schöffensenat den Angeklagten zu bereits rechtskräftigen 20 Monaten Gefängnis. Auf dem Weg zurück zu seiner Zelle meinte der Ungar: „Das war ein Geschenk, da bin ich bald wieder zu Hause!“
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