Importierte Pflanze macht Bauern und Allergikern das Leben schwer
Ragweed Befall im Bezirk wird immer mehr zum Problem
Das hochallergene Kraut der "Ambrosia artemisiifolia" hält Einzug im Burgenland. Eine gesetzliche Regelung zur Melde- und Vernichtungspflicht des "Ragweeds" wird heuer im burgenländischen Landtag behandelt. Ab 2020 soll es in Kraft treten. Strafen bis zu 3.000 Euro drohen Betroffenen. Die Ausbreitung werde durch das wärmer werdende Klima begünstigt. Durch den Befall entstehen volkswirtschaftliche Schäden durch Allergien und Arbeitsausfall sowie Ertragsverluste in der Landwirtschaft.
BEZIRK. Ragweed löst Allergien aus und ist kaum zähmbar, die Bezirksblätter sprachen mit Experten und betroffenen Bauern. Landtagsabgeordneter der GRÜNEN, Wolfgang Spitzmüller, gab Auskunft: "Es wurde wie bei vielen Klimathemen viel zu lang ignoriert. Ragweed wurde von Nordamerika eingeschleppt und wird durch den Straßenverkehr immer weiter verbreitet. Die Pflanze kann bis zu zwei Meter hoch werden und richtet in der Landwirtschaft große Schäden an. Wir kämpfen nun um eine gesetzliche Melde- und Vernichtungspflicht und hoffen dadurch auf verstärkte Eindämmung ."
Allergiekraut Nummer eins
Ragweed hat sich im Burgenland rasant entlang der Verkehrswege ausgebreitet und dringt nun vom Straßenrand in die Äcker der landwirtschaftlichen Betriebe ein. Leidtragende und Betroffene sind nicht nur Allergiker sondern auch die Bauern. Neben den hohen Kosten für die Gesundheit verursacht das Traubenkraut "Ambrosia artemisiifolia" massive Ernteausfälle.
Pestizide eher unwirksam
"Eine nachhaltige Bekämpfung mit chemisch synthetischen Herbiziden funktioniert ausschließlich in frühen Entwicklungsstadien des Ragweeds. Dennoch aber kann es hier zu einem Wiederaustrieb kommen. Von Pflanzenschutzmittelanwendungen kurz vor der Blüte und später kann abgeraten werden. Sowohl biologisch als auch konventionell wirtschaftende Betriebe sind in gleicher Weise betroffen. Hat man die Ambrosia-Samen erstmal am Feld ist eine Bekämpfung zwar sehr mühsam, jedoch nicht unmöglich. Zur ausreichenden Vorbeugung im landwirtschaftlichen Sektor sind der Einsatz von Ragweed-freiem Saatgut aus kontrollierten Quellen und die Reinigung der Maschinen bei der Überstellung von Feld zu Feld unabdinglich", so Dominik Schober, Fachexperte für Nutzpflanzenwissenschaften der BOKU Wien aus Buchschachen.
Bedachte Fruchtfolge und konsequentes Ausreißen
"Um die Pflanze zurückzudrängen, sollen Bio-Bauern auf eine ausgewogene Fruchtfolge und eine ausgefeilte Harktechnik in Frühjahrskulturen wie Kürbis, Mais, Sojabohnen, Sonnenblumen und Zuckerrüben setzen. Gegen widrige Witterungsbedingungen und Ragweed fördernde Klimabedingungen gefolgt von Spätverunkrautungen ist aber kein Kraut gewachsen", so Franz Traudtner, Obmann von BIO AUSTRIA Burgenland.
3.000 Euro Strafe geplant
"Ragweed breitet sich rasend schnell aus. Kein Landwirt hat dieses Unkraut bewusst gepflanzt und möchte es auf seinem Feld haben. Leider können alle Mühen wie Harken und Ausreißen keine Wunder vollbringen und sind eine Zumutung auf hektargroßen Bio-Feldern. Ein Mähen der betroffenen Felder hätte entsprechende Ernteausfälle für die Bauern zur Folge. Sämtliche Arbeit einer ganzen Saison würde zunichte gemacht. Seitens des Landes wünschen wir uns Unterstützung, damit wir dieses Unkraut mit realistischen Maßnahmen bzw. vereinten Kräften bekämpfen können. Geldstrafen laut neu geplantem Gesetz im Burgenland von bis zu 3.000 Euro sind unfair und keine Lösung – wer Ragweed auf seinen Feldern hat, ist ohnehin gestraft genug", so ein Bio-Bauer aus dem Bezirk.
Derzeit gibt es noch keine gesetzliche Meldepflicht, entdeckte Ragweed-Stauden sollen jedoch unbedingt unter www.ragweedfinder.at gemeldet werden.
Zur Sache
Das Beifußblättrige Traubenkraut (bekannt als Ambrosia oder engl. Ragweed) ist ein aus Nordamerika stammender "invasiver Neophyt", der vor allem über verunreinigtes landwirtschaftliches Saatgut und Vogelfutter nach Europa gekommen ist. In Österreich breitet sich die Pflanze seit dem Jahr 2000 entlang linearer Korridore (z.B. Straßen) sehr rasant aus. Dies dürfte auch auf eine Erbgutveränderung zurückzuführen sein, wodurch die Samen weniger frostempfindlich wurden. Als einjährige Pflanze überwintert die Ambrosia ausschließlich durch Samen, welche bis zu 40 Jahre keimfähig im Boden verbleiben können. Während der Blüte produziert sie hoch allergene Pollenkörner, die bereits bei geringen Konzentrationen ein großes Problem für viele Menschen darstellen. Aus landwirtschaftlicher Sicht kommt der Ambrosia als sehr konkurrenzstarkes Unkraut immer größere Bedeutung zu. Besonders betroffen sind Frühjahrskulturen wie Sojabohne, Ölkürbis oder Mais dessen Konkurrenzkraft vor allem in ihrer Jugend wesentlich geringer ist als jene der Ambrosia. Bei flächigem Auftreten des gefürchteten Unkrauts können große Ertragsverluste bis hin zum Totalausfall der Kultur drohen.
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