Frauenfussball in Österreich
St. Pölten Herbstmeister - Sturm Graz dran
So spannend war das Duell um die Winterkrone schon lange nicht mehr. Auch in der Abstiegszone gibt es im Frühjahr noch viel Brisanz.
ÖSTERREICH. Die Herbstsaison in der Planet Pure Frauen Bundesliga ist abgeschlossen. Der große Favorit setzte sich dabei die Winterkrone auf, aber es war schwieriger als die Jahre zuvor.
Im Kampf um den Klassenerhalt hat sich für die Rückrunde ein Dreikampf herauskristallisiert. Deshalb wird es auch in dem Bereich viel Spannung im Frühjahr geben.
Champion trägt Krone weiter
Auch heuer ging der SKN St. Pölten als klarer Favorit ins Rennen und beeindruckte in den meisten Spielen auch mit einem deutlichen Klasseunterschied. Mit 48 Toren erzielte das Team von Liese Brancao mit Abstand die meisten Treffer und musste in neun Spielen nur einen Gegentreffer hinnehmen - jenen von Sophie Hillebrand beim 1:1 in Graz gegen Sturm.
Damit gab es auch erstmals seit langer Zeit wieder einen Punkteverlust am Konto der Niederösterreicherinnen, die mit Stefanie Enzinger (11 Toren) und Mateja Zver (10 Toren) auch die besten Torjägerinnen der Bundesliga stellen. Dazu feierten die Wölfinnen drei Kantersiege mit zumindest sechs erzielten Treffern - darunter das 14:0 gegen den FC Südburgenland.
Mit Meister auf Tuchfühlung
Den nächsten Schritt machten die jungen Talente von Sturm Graz. Ohne Niederlage erkämpften sie auch gegen Liga-Krösus St. Pölten einen verdienten Zähler. Somit liegt das Team von Christian Lang punktegleich mit St. Pölten und einem absolut tollen 30:8-Torverhältnis auf Tuchfühlung.
Somit lässt sich zur Halbzeit schon eines Sagen, das Frühjahr bleibt auch im Kampf um den Titel spannend und könnte im direkten Duell erst entschieden werden. Mit vielen jungen Talenten rund um Kapitänin Annabel Schasching - mit 7 Treffern beste Torschützin - gespickt, haben die Grazerinnen sowohl defensiv, als auch offensiv ordentlich aufgezeigt. Das 6:0 beim FC Südburgenland bedeutete im letzten Spiel den höchsten Sieg im Herbst.
Mit zwei Niederlagen "nur" Dritter
Austria Wien hatte Ambitionen, zumindest den Vizemeister zu wiederholen und auch St. Pölten ein wenig zu ärgern. Doch bereits im ersten Spiel folgte ein kleiner Dämpfer mit dem 0:1 bei Sturm Graz. Zwar gab es für die Veilchen nur noch eine weitere bittere Niederlage (0:4 bei St. Pölten), aber auch mit dem 1:1 bei Altach/Vorderland einen weiteren punktuellen Dämpfer.
Damit wird das Ziel Platz 2 im Frühjahr mit sechs Punkten Rückstand aufs Spitzenduo schwierig, aber in neun Spielen noch machbar. Mit Laura Krumböck (8 Tore) und Karina Bauer (7 Treffer) stehen zudem zwei Offensivkräfte im Kader, die in jedem Spiel für Tore gut sind. Das bewiesen sie auch bei den Kantersiegen in den letzten drei Runden. Den höchsten Sieg gab es für die Austrianerinnen im letzten Match mit dem 7:0 gegen Bergheim.
Als Aufsteiger top
Für die Vienna war als Aufsteiger ein Mittelplatz vorprogrammiert. Die Erwartungen erfüllte das Team von Trainer Aschot Movsesian auch voll und ganz - trotz einiger Ausfälle. Nach erfolgreichem Start gab es zwar eine knappe 1:2-Niederlage in Graz und ein Remis in Neulengbach. Mit dem 7:0 gegen Südburgenland (höchster Sieg) zeigte das Team ordentlich auf, ehe zwei bittere Niederlagen bei der Austria (1:2) und gegen St. Pölten (0:3) den Aufschwung wieder einbremsten.
Danach ließen Neo-Teamspielerin Lainie Fuchs & Co. mit drei klaren Siegen nichts mehr anbrennen. Fürs Frühjahr könnte noch ein Kampf um Platz 3 anstehen. In Lauerstellung ist das Team allemal - vor allem, wenn die im Herbst Verletzten wieder fit sind.
Neulengbach im "Niemandsland"
Als Ziel war vor der Saison unter die Top 3 nach vor zu drängen. Mit dem 5:1-Auftaktsieg gegen Südburgenland schien die Marschroute zu stimmen. Doch bereits nach den Punkteverlusten gegen Austria, Vienna und Altach war klar, dass die Zielsetzung herunterzuschrauben ist. Dazu kamen auch immer wieder verletzte Spielerinnen im Kader. Vor allem die beiden Niederlagen am Saisonende gegen Sturm Graz (1:4) und St. Pölten (0:4) taten weh.
Damit überwintert Neulengbach mit 14 Punkten als Fünfter im Mittelfeld und sozusagen im "Niemandsland". Zwar liegt die Vienna nur zwei Punkte davor, aber Platz 3 ist bereits fünf Punkte entfernt. Realistisch kommt von hinten wohl kaum mehr Gefahr. Somit wird eine solide Frühjahrssaison Hauptziel beim langjährigen Serienmeister sein. Den höchsten Sieg feierte das Team von Katja Gürtler mit dem 7:1-Triumph gegen den FC Bergheim.
Altach/Vorderland hinter den Erwartungen
Die neue Spielgemeinschaft zwischen Altach und Vorderland trat mit großen Ambitionen an. Die Verpflichtungen von Pinther und Kofler sorgten für Aufsehen vor Saisonbeginn. Doch bereits in Runde 1 mussten die Vorarlbergerinnen in Altenmarkt (1:1) zwei Punkte liegen lassen. Auch im Südburgenland verpasste das Team von Iskender Iscakar mit dem 1:1 den eingeplanten Sieg.
Mit lediglich zwei Siegen gegen Bergheim (3:1) und Innsbruck (2:1) und vier Remis blieb Altach/Vorderland klar hinter den Erwartungen zurück. Somit wird es wohl im Frühjahr neue Anstrengungen geben, um zumindest irgendwie noch in den vorderen Mittelfeldbereich - unter die Top 5 vorzustoßen. Der Kader ist mit Sicherheit dafür stark genug.
Altenmarkt als Überraschung
Mit dem Sieg im letzten Spiel gegen Horn in der letzten Saison noch von der "Abstiegsschaufel gesprungen", galt Altenmarkt - auch ob einiger Abgänge in Richtung Vienna - als ein Abstiegskandidat. Neo-Trainer Mario Graf formte aber ein kompaktes Team, das im Herbst als Überraschung der Liga rasch die Abstiegssorgen abschüttelte. Bereits in Runde 1 gab es einen Punkt gegen Altach. Danach folgte ein überraschender 1:0-Sieg in Innsbruck, sowie ein 3:1 gegen Bergheim.
Den 3. Sieg servierte Südburgenland mit dem 0:5-Selbstfaller, womit Altenmarkt mit tollen zehn Punkten dasteht und als Siebenter in recht sicheren Gewässern überwintert. Mit dem sieben-Punkte-Polster auf Platz 10 wird es im Frühjahr Ziel sein, relativ rasch die letzten theoritischen Abstiegsszenarien in den Papierkorb zu befördern.
Sieg im Sechspunktespiel für Platz 8
Ein Platz im Mittelfeld und keine Abstiegssorgen - lautete das Ziel beim FC Südburgenland. Doch noch vor Meisterschaftsbeginn wurde Trainer Vujanovic nach nur einem Monat durch das Duo Maximilian Senft/Benjamin Posch ersetzt. Wenig Vorbereitungszeit, keine wirklichen Verstärkungen und eine schwere Auslosung zu Beginn machten diesem Ziel einen Strich durch die Rechnung. Ein Lichtblick war die Leistung in Neulengbach bis zur Pause (1:1), die aber nach einem Doppelschlag in einem 1:5 endete.
Diesem folgte ein 0:14 bei St. Pölten, ein 1:7 gegen Austria und ein 0:7 bei der Vienna. Danach war die Freude über den Punktegewinn gegen Altach groß (1:1). Statt Aufschwung gab es zwei weitere Pleiten in Innsbruck (0:4) und gegen Altenmarkt (0:5). Erst der 3:2-Sieg in Bergheim katapultierte die "Unabsteigbaren" auf Rang 8 nach vor. Die nächste hohe Niederlage setzte es dann mit dem 0:6 gegen Sturm. Mitten im Abstiegskampf soll nur eine gute Vorbereitung im Winter folgen und auch einige Verstärkungen kommen - zumal mit Planer bereits ein Abgang in Richtung Neulengbach fix ist - damit im Jubiläumsjahr erneut der Klassenerhalt geschafft wird.
Direktes Duell zugunsten von Bergheim
In der Vorsaison im guten Mittelfeld hatte der FC Bergheim einige schmerzliche Abgänge zu verkraften. Mit stets guten Leistungen war aber oft das Quentchen Glück nicht auf der Seite der Salzburgerinnen. Lediglich einen Sieg vermochte das Team von Trainer Dragan Terzic zu verzeichnen. Mit dem glücklichen 2:1 gegen Innsbruck in Runde 3 blieb Bergheim stets vom letzten Platz verschont.
Mit dem 2:3 zuhause gegen "Heim-Angstgegner" Südburgenland rutschte das Team auf Platz 9 zurück, aber die "Rote Laterne" blieb den Salzburgerinnen durch den Sieg im direkten Duell erspart. Fürs Frühjahr wird das Ziel in erster Linie sein, in den direkten Duelle gegen die Konkurentinnen zu punkten und vielleicht auch gegen Teams mit Mittelfeld zu überraschen.
Innsbruck mit "Roter Laterne"
Wie bereits in der Vorsaison überwintert Innsbruck als Letzter. Im Winter ordentlich verstärkt, waren die Tirolerinnen die Abstiegssorgen allerdings rasch los. Zahlreiche Abgänge im Sommer ließen diesen Aufwärtstrend allerdings stoppen. Vor allem die Niederlagen in Bergheim und gegen Altenmarkt waren ein Rückschlag in der Hinrunde.
Lediglich das klare 4:0 gegen Südburgenland ließ das Team von Fuad Djulic jubeln und einen Umschwung hoffen. Danach folgten aber die schweren Spiele bei der Austria (1:6) und gegen die Vienna (0:3). Eine Runde vor Schluss auf den letzten Platz gerutscht, blieb die "Rote Laterne" durch die späte Niederlage bei Altach (1:2) den Innsbruckerinnen über den Winter erhalten. Fürs Frühjahr lautete damit erneut die Devise - den Klassenerhalt erkämpfen, ob wieder mit etlichen Neuzugängen wird sich weisen.
Tabelle
- spusu SKN St. Pölten Frauen - 48:1.25
- SK Sturm Graz - 30:8.25
- FK Austria Wien - 29:11.19
- First Vienna FC 1894 - 23:11.16
- SoccerCoin USV Neulengbach - 24:16.14
- SPG SCR Altach / FFC Vorderland - 11:16.10
- SKV Der-Poolbauer Altenmarkt - 13:22.10
- FC SKINY Südburgenland - 6:51.4
- FC Bergheim - 9:39.3
- FC Wacker Innsbruck - 9:27.3
Top-Torschützinnen
- 11 Tore: Stefanie Enzinger (St. Pölten)
- 10 Tore: Mateja Zver (St. Pölten)
- 8 Tore: Laura Krumböck (Austria Wien)
- 7 Tore: Karina Bauer (Austria Wien), Annabel Schasching (Sturm Graz), Sarah Mattner-Trembleau (Vienna)
- 6 Tore: Linda Mittermair (Neulengbach)
Team der Herbstsaison 2021
Larissa Haidner (Austria Wien) - Anna Bereuter (St. Pölten), Julia Magerl (Sturm Graz), Lainie Fuchs (Vienna) - Linda Mittermair (Neulengbach), Annabel Schasching (Sturm Graz), Mateja Zver (St. Pölten), Sophie Hillebrand (Sturm Graz) - Stefanie Enzinger (St. Pölten), Sarah Mattner-Trembleau (Vienna), Laura Krumböck (Austria Wien)
Die Spielerin der Herbstsaison wird aus dem Online-Voting und einem internen Ranking gemäß einem Punktesystem gewählt.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.