Ordensklinikum Linz
Broken-Heart-Syndrom: Wenn das Herz bricht
Tako-Tsubo? Was wie eine japanische Kampfsportart klingt, ist eine lebensbedrohliche Herzschwäche des Herzmuskels, bei der die Pumpfunktion des Herzens plötzlich massiv beeinträchtigt wird.
OÖ. Doch während bei einem Herzinfarkt wichtige Herzkranzgefäße verschlossen sind und das Blut nicht mehr fließen kann, sind bei einer Tako-Tsubo-Kardiomyopathie alle Herzkranzgefäße offen.
Entdeckt und beschrieben wurde das Herzinsuffizienz-Syndrom erstmals 1990 von japanischen Ärzten. Sie gaben ihm auch den Namen, weil die Verformung der linken Herzkammer an einen traditionellen japanischen Tonkrug („Tako-Tsubo“) erinnert. „Auch am Ordensklinikum Linz Elisabethinen haben wir zirka zwei bis drei Tako-Tsubo-Patientinnen im Monat, mit den Barmherzigen Schwestern sind es etwa vier“, weiß die zuständige Kardiologin Veronika Eder. „Das Herzschwächesyndrom ist nicht so selten, wie viele glauben. Weder im EKG noch im Herzultraschall ist es von einem akuten Herzinfarkt zu unterscheiden. Erst bei der Herzkatheter-Untersuchung wird der Unterschied deutlich.“ Die Betroffenen leiden unter Herzinfarkt-ähnlichen Symptomen wie plötzlichen heftigen Schmerzen im Brustkorb oder akuten Herz-Rhythmus-Störungen, die von Atemnot oder Ohnmacht begleitet werden.
Ursache: Emotionaler Stress
Hervorgerufen wird die akute Herzschwäche bei zwei Drittel der Patienten durch großen negativen oder positiven emotionalen Stress. Viele Betroffene berichten, dass sie kurz davor einen geliebten Menschen verloren haben. Deshalb wird die Erkrankung auch Broken-Heart-Syndrom genannt. „Rund ein Fünftel der Patienten kann in der Akutphase lebensbedrohliche Komplikationen entwickeln“, weiß Eder. „Besonders häufig sind ein plötzliches Pumpversagen des Herzmuskels und Herzrhythmusstörungen, die unbehandelt zum plötzlichen Herztod führen können, oder ein Gerinnsel in der Herzkammer, das einen Schlaganfall verursachen kann. Deshalb ist es sehr wichtig, die Patientinnen in den ersten Tagen intensivmedizinisch zu überwachen. Danach ist die Prognose sehr gut. Bei über 90 Prozent erholt sich der Herzmuskel vollständig.“ Neun von zehn Betroffenen sind Frauen über 65 Jahren. Zirka die Hälfte hat vorher an psychischen Erkrankungen gelitten, vor allem an Depressionen. Eder: „Es ist allerdings noch nicht geklärt, warum Frauen in diesem Alter häufiger betroffen sind als jüngere Frauen oder manchmal auch Männer. Unter Experten wird über einen Zusammenhang mit einem Mangel an Östrogen diskutiert. Es bedarf daher noch weiterer Studien, um die Erkrankung verstehen und kausal therapieren zu können.“
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