Hochkarätige Tagung an der Uni Zürich
Esoterik aus der Sicht der Sprachwissenschaft mit Karl Hohensinner

Karl Hohensinner, Sprachwissenschaftler und Kulturhistoriker aus Grein, die beiden Veranstalter Martin Hannes Graf und Ludwig Rübekeil von der Universität Zürich, Albrecht Greule, Universität Regensburg. Die hochkarätig besetzte Tagung der Deutschen Gesellschaft für Namenforschung an der Universität Zürich  war dem Thema Namenforschung und Altertumskunde gewidmet.  | Foto: Robert Zinterhof
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  • Karl Hohensinner, Sprachwissenschaftler und Kulturhistoriker aus Grein, die beiden Veranstalter Martin Hannes Graf und Ludwig Rübekeil von der Universität Zürich, Albrecht Greule, Universität Regensburg. Die hochkarätig besetzte Tagung der Deutschen Gesellschaft für Namenforschung an der Universität Zürich war dem Thema Namenforschung und Altertumskunde gewidmet.
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Sprachwissenschaftlich ist Vieles nicht haltbar. GREIN, LINZ, ZÜRICH. Die hochkarätig besetzte Tagung der Deutschen Gesellschaft für Namenforschung an der Universität Zürich (Veranstalter Ludwig Rübekeil und Martin Hannes Graf) war dem Thema Namenforschung und Altertumskunde gewidmet.

Der aus Grein stammende Sprachwissenschaftler und Kulturhistoriker Karl Hohensinner referierte zum Thema: „Die Behauptung ‚uralter‘ Namen im esoterischen Diskurs“. Karl Hohensinner erklärte den Unterschied zwischen wissenschaftlicher Namenforschung und der Deutung von Namen in der Esoterik durch „Hobby-Forscher“. Manche Esoteriker meinen, angebliche Kultorte und Kraftplätze könnten durch Deutung von Namen identifiziert werden. Die Wissenschaft will keinen bestimmten Bedeutungsgehalt in Namen hineinzwingen wie die Esoteriker. Keltische Esoterik mit Hexen, Druiden, Schamanen, Baumkreisen und Wyda, das Yoga der Kelten” oder auch das „Yoga der Druiden” lassen sich sprachwissenschaftlich nicht ableiten.

In Steinen, Bäumen das Göttliche suchen

Karl Hohensinner: „Nachdem der christliche Glaube bei uns nach und nach erlöscht, suchen die Leute nach anderen Jenseitsdeutungen. Häufig wird in Steinen oder Bäumen das Göttliche erblickt. Hinweise auf Kraftplätze werden gesucht. In verschiedenen Handbüchern kann man lesen, dass Flurnamen eine Brücke in die Vergangenheit unserer Vorfahren sind. Deshalb kommen dauernd Leute zu mir, weil sie glauben, dass ich alte Geheimnisse sammle. Ich muss jetzt sogar meine Mailadresse und meine Telefonnummer geheim halten. Unlängst ist mir vorgeworfen worden, dass ich im Auftrag der Katholischen Kirche altes Wissen hüte und vor der Allgemeinheit verstecke. Das ist aber nicht wahr. Wenn es dieses alte Wissen denn wirklich gäbe, ich hätte es schon längst gefunden und wäre ein reicher Mann!“

Jetzt hat Karl Hohensinner eine umfangreiche Darstellung zum Thema Namen und Esoterik verfasst.  https://www.researchgate.net/publication/365315625_Wissenschaftliche_Namenforschung_und_Esoterik_

Esoterik & Bezirk Perg
Im Bezirk Perg haben phantastische Ortsnamendeutungen eine lange Tradition. Der Name Sarmingstein soll von der Göttin Serbona kommen. St. Nikola vom Wassergott Nikutz. Schon um 1910 hat auf der Burg Werfenstein in der Gemeinde Sankt Nikola an der Donau der Religionsstifter Jörg Lanz Liebenfels eine Art Kloster gegründet, wo völkische Esoteriker Fackelzüge und Prozessionen veranstalteten. Das Donautal im Osten des Bezirkes Perg wurde damals als mystische Gegend gesehen und die Ortsnamen germanisch gedeutet. Götter namens Nikutz, Odin und Ostara wurden hier gesucht. Auch die Bezeichnung Strudengau stammt aus dieser Zeit. Lanz ist ebenso wie Guido von List ein Vertreter der deutschvölkischen Esoterik. Lanz etablierte den rassistischen „Neutemplerorden“ und hielt Liturgien ab. Die Burg befand sich mehr als fünfzig Jahre im Besitz dieses „Ordens“. Die rituellen Handlungen auf Werfenstein begannen um 1908 und endeten etwa 1942. Im Jahr 1907 wurde auf dieser Burg der „Neutempler“ erstmals das Hakenkreuzsymbol in Zusammenhang mit nationalsozialistischer Terminologie verwendet.
 
Geiseder ist kein keltischer Schwertkäpfer

Aus der Antike gibt es Darstellungen von nackten keltischen Schwertkämpfern, die Geisati genannt wurden. Die Leute wollen in Namen, die mit Geis- beginnen, Stützpunkte und Tempel dieser Geisati finden. Namen wie Geisberg, Geiseder, Geised, Gaisruck werden als Indizen angesehen. Es sind meist aber nur Hinweise auf Geissen, Hühnergeier oder der Personenname Giselher.
Besonders gesucht sind auch Steinformationen, die Geschlechtsteilen ähnlich sehen. Fenessteine und Phallussteine:  Diese Begriffe sind allerdings nicht historisch sondern entstanden erst im 19. Jahrhundert. Im Wald zwischen Sankt Thomas und Klingenberg wird intensiv nach männlichen und weiblichen Steinen gesucht, nachdem es hier einen Phallusstein gibt. Schade, dass Steine nicht reden!

Sinnloses geheimes esoterisches Wissen in Flurnamen
Diese Form der Instrumentalisierung von Namen gewinnt in letzter Zeit vermehrt öffentliche Aufmerksamkeit. Die wissenschaftliche Namenforschung wird mit diesen Formen ideologischer Deutung konfrontiert und konkurrenziert. Die historische Sprachwissenschaft erarbeitet den Bedeutungsgehalt eines Namens meist ausgehend von der Gegenwart auf Basis urkundlicher Belege und Kenntnis der Sprachentwicklung.

„Andauernd suchen mich Leute auf, die geheimes esoterisches Wissen in Flurnamen vermuten. Häufig suchen die Leute nach Plätzen des angeblichen keltschen Feuerkultes. Esoteriker setzen heute Pühringer, Piringer usw. in Verbindung mit Plätzen des angeblichen keltischen Feuerkults. Im Mittelalter bedeutet Pirach ein Birkengehölz, vom Mundartwort für Birke (Bira). Namen wie Pühringer, Piringer, Pühra, Pyhra, Pirat gehen darauf zurück. Namen wurden in der Barockzeit oft von den Pfarrern ein wenig in altgriechischer Art geschrieben, weil sie Bildung beweisen wollten. Das Mundartwort für Birke wurde mit dem griechischen Wort für Feuer (Pyr) vermischt. Wie schon gesagt: Esoteriker setzen heute Pühringer, Piringer usw. in Verbindung mit Plätzen des angeblichen keltischen Feuerkults. Was nicht stimmt.

Jetzt hat Karl Hohensinner eine umfangreiche Darstellung zum Thema Namen und Esoterik verfasst. https://www.researchgate.net/publication/365315625_Wissenschaftliche_Namenforschung_und_Esoterik_    

Die Deutsche Gesellschaft für Namenforschung (GfN) e.V. mit Sitz in Leipzig ist eine gemeinnützige, wissenschaftliche Gesellschaft zur Förderung der Erforschung der Eigennamen.  https://www.gfn.name

Die Universität Zürich gehört zu den besten Forschungsuniversitäten Europas und bietet das breiteste Angebot an Studienfächern in der Schweiz.
https://www.uzh.ch/de.html
https://www.ortsnamen.ch/de/
https://www.idiotikon.ch/Texte/Graf/Graf_Linz.pdf

Referenten der internationalen Tagung an der Uni Zürich - entnommen den Abstracts  

Elia Ackermann (Universität Zürich)
Historische Kontaktonomastik in Unterrätien und die Rekonstruktion des Alträtoromanischen

Mein Projekt untersucht die Integration von alträtoromanischen Substrattoponymen ins Deutsche. Keltische und nichtkeltische Sprachen wurden in Unterrätien nach der römischen Eroberung vom Vulgärlatein abgelöst, das seine Fortsetzung im Rätoromanischen findet. Ab dem 5. Jh. beginnt der germanisch-romanische Sprachkontakt, wobei im 15. Jh. allein das Deutsche übrigblieb. Die Toponyme stellen eine der Hauptquellen für den Sprachwechsel dar. Die in historischen Belegen manifestierte Lautgeschichte wird dabei in einer Matrix ausgewertet. Umgekehrt sind viele Toponyme trotz ihrer Undurchsichtigkeit phonetisch über Jahr-hunderte stabil. Durch die retrospektive Anwendung der bekannten deutschen Lautgesetze können Aspekte der Phonologie früherer rätoromanischer Sprachstufen anhand der Toponyme zuverlässig rekonstruiert werden.

Daria Aeberhard (Universität Zürich)
Die sprach- und kulturhistorische Bedeutung von althochdeutschen Flurnamenvarianten in frühmittelalterlichen Grenzbeschreibungen

Die frühmittelalterlichen Grenzbeschreibungen sowie das in ihnen überlieferte althoch-deutsche Namenmaterial sind herausragende Quellen nicht nur für die Namenforschung, sondern auch für die Sprach- und die Geschichtswissenschaft. In den Grenzbeschreibungen dienen vor allem Flurnamen zur Festlegung und Wiedergabe der Grenzverläufe. Dieser Beitrag fokussiert deshalb auf die sprach- und kulturhistorischen Erkenntnisse, die aus der Untersuchung variierender Überlieferungsformen von Flurnamen gewonnen werden können. Dabei muss sowohl die Interferenz mit der lateinischen Schriftlichkeit wie auch die Nähe zur gesprochenen Sprache in Rechnung gezogen werden. Beide Interferenzbereiche bergen wiederum Hinweise auf die Funktion der Namen sowie den Status der genannten Orte.

Harald Bichlmeier (Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig) Alteuropäisch – oder alles nur geklaut?
Seit Krahe werden zahlreiche Gewässernamen in (Mittel-)Europa der sog. ‘alteuropäischen’ Sprachschicht zugeordnet. Diese sei indogermanisch, aber eben nicht einer bestimmten Einzelsprach(famili)e zuzuordnen. Da sich aus dem ihr zugeordneten Sprachmaterial die später in jenen Gebieten gesprochenen germanischen und keltischen Sprachen nicht entwickelt haben können, müssen die Träger der Sprache(n), in denen diese Namen geprägt wurden, wohl einer anderen Migrationswelle zugeordnet werden als die Träger des nachmaligen Germanischen und Keltischen. Gleichzeitig können aber mittlerweile für viele Namen einzelsprachliche Erklärungen gegeben werden: So ist etwa der Name der Isar sicher keltisch und nicht alteuropäisch zu erklären. Der Vortrag soll einen Überblick zur Thematik/Problematik bieten.

Albrecht Greule (Universität Regensburg)
Zur Toponymie der civitas Helvetiorum. Namenarchäologische Untersuchungen

In der jüngst veröffentlichen Publikation zur Entdeckung des Oppidums von Roggwil, Fryburg (Kanton Bern) findet sich eine Karte, in der die «sicheren und vermuteten spätlatènezeitlichen Oppida innerhalb der helvetischen civitas» eingezeichnet sind (Lanzicher 2022, S.323). Das Namenspektrum erstreckt sich von Genf entlang der Aare über Solothurn bis nach Rheinau. Der in der Karte aufgeführte Namenbestand ist historisch insofern interessant, als Caesar im «Bellum Gallicum» zwar erwähnt, dass die Helvetiervor ihrem Auszug aus dem angestammten Siedlungsgebiet alle zwölf Oppida und etwa 400 ländliche Siedlungen und Gehöfte verbrannt hätten, er aber keine Namen nennt. Bekanntlich wurden die Helvetier nach den Schlachten bei Bibracte und Alesia (58 und52 v. Chr,) in die alte Heimat zurück gezwungen und romanisiert. Es erhebt sich die Frage, ob die nur aus der Römerzeit überlieferten oder rekonstruierten helvetischen Toponyme die alten keltischen Namen sind und sie die Zeit der Auswanderung überdauert haben (wie?), oder ob es sich um Neubildungen unter dem Druck der römischen Verwaltung, also letztendlich um romanische oder um «Mischnamen», handelt. Um die Frage zu klären, ist es notwendig alle auf der Karte von Lanzicher eingezeichneten Oppida bzw. ihre Namen etymologisch zu überprüfen und sie in Bezug zu den archäologischen Befunden zu setzen. Lanzicher, Andrea Francesco: Das Oppidum von Roggwil. Bern 2022, S.323.

Wolfgang Haubrichs (Universität des Saarlandes)
Die Viktoriden. Reflexionen zu einer frühmittelalterlichen ‘genealogia’ der Raetia

Die Herkunft der sogenannten Viktoriden, die im frühen Mittelalter mehrfach hohe Beamte der Raetia Prima und Bischöfe von Chur stellten, ist seit langem in der Diskussion. Dabei spielt die Frage, ob die zu dieser ‘genealogia’ gehörigen Funktionsträger Zacco und Tello einen germanischen oder romanischen Namen trugen, eine nicht unwichtige Rolle. Der Vortrag will an Hand neuer (vor allem oberitalienischer) Quellen und Argumente zeigen, dass es sich auch hier wahrscheinlich um nichtgermanische, im weiteren Sinne ‘romanische’ Personennamen handelt.

Karl Hohensinner, Sprachwissenschaftler und Kulturhistoriker, Grein, Österreich
Die Behauptung «uralter» Ortsnamen im esoterischen Diskurs

Die Behauptung «uralter» Ortsnamen ist eine wesentliche Fundamentierung deutsch-völkischer und neopaganer Esoterik. Angebliche Kultorte einer behaupteten «uralten» Religion könnten durch Deutung von Namen identifiziert werden. Diese Form der Instrumentalisierung von Namen gewinnt in letzter Zeit vermehrt öffentliche Aufmerksamkeit. Die wissenschaftliche Namenforschung wird mit diesen Formen ideologischer Deutung konfrontiert und konkurrenziert. Welche Methoden der Namenanalyse werden hier angewandt? Welchen Sprachen werden die behaupteten Bildungsteile zugeordnet? Sind behauptete Urwörter und Sprach-wurzeln aus Sicht der Wissenschaft glaubhaft? Wie verändert diese Form von Nameninterpretation in der Zeit vom 19. bis zum 21. Jahrhundert Form und Inhalte?

Christoph Hössel (Universität Zürich)
Die altsächsischen Namen der Translatio s. Alexandri

Die Translatio s. Alexandri von Rudolf von Fulda und Meginhard aus dem 9. Jahrhundert ist berühmt für die dort enthaltene einzige nachweisbare Rezeption von Tacitus’ Germania im Mittelalter. Darüber hinaus stellt sie ein wichtiges Zeugnis für die Geschichte Sachsens dar, insbesondere für die Bedeutung von Wildeshausen als neuem Ort der Alexander-Reliquien und für Osnabrück, welches in dem Text erstmalig erwähnt wird. Völlig zu Unrecht ist die Quelle jedoch von der Altsächsischforschung bisher kaum beachtet worden: Die Wunderliste bietet eine Reihe eindeutig sächsischer Namen des 9. Jahrhunderts inklusive Herkunftsnennung ihrer Träger (nicht bei Schlaug 1962, vgl. 33-35).

Emanuel Klotz (Universität Innsbruck)
Slavia Tirolensis – Was die Lautgeschichte über die slawischen Ortsnamen Tirols verrät

Das FWF-Projekt Slavia Tirolensis beschäftigt sich mit den Ortsnamen, die die mittelalterlichen Slawen in Tirol hinterlassen haben. Der Referent präsentiert ein relativchronologisches Raster, mit dem er althergebrachte Etymologien auf ihre lautgeschichtliche Plausibilität hin überprüft und die Eindeutschungszeit der slawischen Entlehnungen bestimmt. Es werden Etymologien besprochen, die dieser Prüfung nicht standhalten und mögliche Alternativen vorgeschlagen. Außerdem stellt der Referent mögliche Etymologien für Osttiroler Ortsnamen vor, die bisher nicht wissenschaftlich behandelt worden sind.

Corinna Salomon (Universität Wien)
Keltische (und rätische) Onomastik in der Schweiz

Der Vortrag gibt einen Überblick über das epigraphisch bezeugte eisenzeitliche Namengut auf dem Gebiet der heutigen Schweiz in Hinblick auf Beleglage und Aussagekraft der Dokumente. Das Material umfasst ca. 40 (vollständige) Namen in Inschriften des cisal-pin-keltischen (lepontischen) Korpus, wobei der Fokus auf rezenten Funden (Giubiasco, Dino, Argnou), überarbeiteten Lesungen und aktuellen Analysen auf Basis von Neuautopsien der Dokumente liegen soll. Ebenfalls diskutiert wird einerseits das Fehlen sicher rätischen epigraphischen Materials in der Schweiz sowie andererseits die Frage nachmöglicher rätischer onomastischer Interferenz in keltischen Inschriften als Evidenz für keltisch-rätische Kontakte im Bündner Raum und eine (linguistisch) rätische Präsenz im eisenzeitlichen Alpenrheintal.

Volker Schimpff
Der Aufwuchs des Namengutes in frühmittelalterlichen Adelsgruppen am Beispiel der Merowinger und Agilolfinger

In der Zeit der Einnamigkeit wurde Zugehörigkeit zu einer Adelsgruppe («Sippe») durch die Namengebung – Nachbenennung und Namenvariation – sichtbar gemacht, d. h. es wurde aus einem Vorrat von Namen und von Namenbestandteilen geschöpft. Dieser Vorrat blieb nicht unveränderlich; es traten nicht nur Namen in den Hintergrund, sondern es traten auch neue Namen und Namenbestandteile hinzu. Der Vortrag verfolgt diesen Aufwuchs des Namengutes an Beispielen bei den frühmittelalterlichen Adelsgruppen der Merowinger und Agilolfinger.

Luzius Thöny (Universität Bern)
Schüss und Susch

Der Name des Flusses Schüss/La Suze bei Biel (Kanton Bern) wird von der Forschung auf einen keltischen Flussnamen *Segusiā ‘die überwältigt hat’ zurückgeführt. Damit lässt sich vielleicht der von der Forschung ebenfalls als keltisch betrachtete Siedlungsname Susch GR, dt. Süs, < Susis 1161 im Unterengadin vergleichen. Nach J. U. Hubschmied gehören diese Namen zu einer ganzen Gruppe von Toponymen im Alpenraum, die auf die Wurzel idg. *seǵh- ‘überwältigen’ zurückgehen. Rund 80 Jahre nach Hubschmied sind diese Herleitungen im Lichte der neueren Sprachwissenschaft kritisch zu prüfen.

Jürgen Udolph (Göttinger Akademie der Wissenschaften)
Alemannisch-nordgermanische Namenparallelen und die Lössbörde Mitteldeutschlands

Die seit langem bekannten Wortparallelen zwischen dem Alemannischen und dem Nordischen (F. Maurer, E. Schwarz, E. Kolb) können durch Nachweise der entsprechenden Appellativa in der Toponymie entscheidend ergänzt werden. Dabei lassen sich nicht zuletzt durch das Projekt «Ortsnamen zwischen Rhein und Elbe - Onomastik im europäischen Raum», im Rahmen dessen ein «Niedersächsisches Ortsnamenbuch» und ein «Westfälisches Ortsnamenbuch» entstehen, fundierte Aussagen über die Bedeutung der entsprechenden Ortsnamen machen. Es lässt sich zeigen, dass die in Frage kommenden Namen offenbar in einem Zusammenhang mit den Lössböden Mitteldeutschlands stehen. Der Vortrag versucht zu zeigen, welche Aussagen sich daraus für die Besiedlung der betroffenen Region machen lassen.

Christian Zschieschang (Sorbisches Institut, Cottbus)
Alte Namen in der Deutsch-slavischen Kontaktzone. Das Hersfelder Zehntverzeichnis und seine siedlungsgeschichtliche Einordnung

Die ältesten Schriftquellen mit einer nennenswerten Namenüberlieferung stammen in der deutsch-slavischen Kontaktzone erst aus der Karolingerzeit. Eine besondere Rolle spielt hierbei das Hersfelder Zehntverzeichnis. Da es für ein eindeutig abgegrenztes Areal zahlreiche Siedlungsnamen auflistet, wurde es immer wieder gern analysiert und interpretiert. In einer unlängst abgeschlossenen Studie lag der Fokus weniger auf etymologischen und sprachgeschichtlichen, sondern auf strukturellen Aspekten. Hinsichtlich des Charakters der damaligen Grenzlandschaft ging es um die Frage, ob die im Hersfelder Zehntverzeichnis stehenden Namen chronologisch anders zu bewerten sind als diejenigen, die in derselben Region anzusiedeln sind, aber in dieser Quelle nicht verzeichnet sind

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