„Vielen Kindern muss man Nähe geben“

- Pädagoge Karl Leopoldseder (re.) und Dave bei der Touchscreen-Tafel.
- hochgeladen von Michael Köck
Pädagoge Karl Leopoldseder sieht die Sonderschule als einzigartige Ausbildungsstätte im Bezirk Perg
Lern-, verhaltens- und schwerstbehinderte Kinder werden in der einzigen selbstständigen Sonderschule im Bezirk mit großem Erfolg betreut. Der Computer ist eine enorme Lernhilfe für die Kinder.
LANGENSTEIN. „Viele Kinder, die bei uns gelandet sind, können in der Organisation Schule nicht überleben“, sagt Pädagoge Karl Leopoldseder. Er ist seit vielen Jahren an der Allgemeinen Sonderschule in Langenstein als Lehrer tätig: „Manchen Schülern muss man zunächst einmal Zuneigung bieten. Ein Zuhause und einen geschützten Raum. Das fehlt den Kindern von daheim.“
Schwerstbehindert, lernschwach oder mit Gewaltvergangenheit
Schüler mit Behinderung, Lernschwäche, Down-Syndrom, aber auch Schüler, die den Hauptschul-Stoff vermittelt bekommen, besuchen die Sonderschule. Einige Schüler waren in der Vergangenheit gewalttätig.
In sechs Klassen werden derzeit 48 Kinder von sechs Klassenlehrern unterrichtet. Teilzeitlehrer sowie Schulassistenten sorgen dafür, dass der Schulalltag bewältigt wird. „In drei Klassen gibt es schwerstbehinderte Kinder, grundsätzlich wird aber eine Durchmischung angestrebt“, informiert Direktor Erich Pammer.
In einer Klasse gibt es acht bis zehn Schüler zwischen 6 und 18 Jahren. Viele landeten im Baby- oder Jugendalter schon in einer Wohngemeinschaft und haben oft viel menschliches Leid erfahren. Normalerweise bleiben die Kinder bis zum Pflichtschulende, sie können aber bleiben, bis sie 18 sind – wenn sie wollen.
Die große Frage ist dann, wie es nach der Schule weitergeht. „Wir arbeiten da eng mit der Clearing Stelle zusammen, es wird aber zusehends schwieriger“, so Direktor Pammer. Eine Lehre sei für viele zu schwierig, oft versuche man es mit Anlehre oder verlängerter Lehre. Für die Lebenshilfe sind die meisten etwas zu gut. Ein Schüler hat eine Lehre in einer Fleischerei in St. Georgen an der Gusen begonnen, eine Schülerin im Unimarkt in Ried und eine andere in einem SPAR-Markt. Darüber spricht man gern, das sind echte Highlights. Es ist sicher nicht immer leicht, aber schöne Momente gibt es auch hier: „Es ist erfreulich, wenn Kinder mit dem Bescheid oder besser gesagt Stigma ‚untragbar‘ zu uns kommen und nach einigen Wochen hat man ein gutes Verhältnis aufgebaut“, so Medienfachmann Karl Leopoldseder, der von Problemen beim Lesen und Schreiben spricht. Der Computer stellt da eine große Erleichterung dar, die einfache Symbolik ist schnell erlernt.
Mundartschreiben bei Facebook kommt Kindern sehr zu Gute
Auch das Mundartschreiben bei Facebook kommt ihnen zu Gute“, lacht Leopoldseder. Eine Vorreiterrolle nimmt die Schule im Bereich des E-Learnings ein. Viele Lernprogramme unterstützen die Schüler in Fächern wie Mathematik oder Deutsch. „Die Notebooks helfen den Schülern mit Tönen und Videos. Sie brauchen die beste Ausstattung, weil sie sowieso schon benachteiligt sind“, sagt Direktor Erich Pammer. Für ihre vorbildliche Arbeit hat die Schule schon eine Reihe von Auszeichnungen erhalten. Der Leitspruch der Schule – „Der Wert einer Gesellschaft ist daran abzulesen, wie sie zu den schwächsten Mitgliedern steht“ – wird täglich gelebt.


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