Wandern & sich kennenlernen
HAK-Schüler präsentierten ihr ehrgeiziges Integrationsprojekt „(A)mico“
Fünf angehende Maturanten der HAK Zell am See setzten sich ein hehres Ziel für ihr Maturaprojekt. Sie wollten ein starkes Zeichen für die Integration setzen. Herausgekommen ist das ehrgeizige Projekt „(A)mico.“ Auf lateinisch ist das eine Abkürzung für „Gemeinsam wandern“ und auf italienisch heißt es „Freund“.
PINZGAU/ZELL AM SEE. Bei Maturaprojekten geht es oft darum, für einen Betrieb Analysen zu erstellen und eine professionelle Website zu gestalten.
Auftraggeber: Migrationsstelle
Eine Website - noch dazu in sieben Sprachen - kreierten auch Constanze Hellmann, Petra Hofer, Marko Moka sowie Kilian Altenberger und Dominik Wallner. Doch als Auftraggeber suchte das engagierte Quintett kein Unternehmen, sondern die Migrationsstelle des Landes Salzburg. „Wir wollten uns unbedingt einem sozialen Thema widmen“, erläutert Constanze Hellmann, übrigens die Tochter von Landesrätin Tina Widmann. Franz Erwin Eiersebner von der Migrationsstelle: „Zunächst war ich fast überfordert, als sich die jungen Leute von mir einen Auftrag wünschten.“
Vorurteilen entgegentreten
Herausgekommen jedenfalls ist das ehrgeizige Projekt „(A)mico“. Dessen Ziel ist es, durch gemeinsames Wandern von Einheimischen und Menschen mit Migrationshintergrund gegenseitigen Abneigungen und Vorurteilen entgegenzutreten und damit die Integration zu fördern.
Zahlreiche Sponsoren
Insgesamt werden heuer und 2012 13 verschiedene geführte Gratis-Wanderungen angeboten. Ermöglicht wurde dies durch das großzügige Entgegenkommen von Tourismusverbänden, Gemeinden, dem Nationalpark Hohe Tauern und anderen Sponsoren wie zum Beispiel der Schmittenhöhebahnen AG, der Jägerschaft oder den Soroptimistinnen. Bei diesen Wanderungen gilt es teilweise auch, kleine Aufgaben gemeinsam zu lösen, wobei die Migranten auf die Einheimischen angewiesen sind bzw. umgekehrt. Zu den Wanderungen gesellen sich auch noch ein „Tag der offenen Türen“ von verschiedenen Institutionen wie der Bezirkshauptmannschaft, der Polizei, der Caritas, dem AMS usw. Als Auftakt für das Projekt wird am 29. Juni 2011 in Zell am See ein „Fest der Kulturen“ über die Bühne gehen.
Website in sieben Sprachen
Zurück zur Website (www. a-mico.at): In den Sprachen Deutsch, Englisch, Kroatisch, Türkisch, Ungarisch sowie in Rumänisch und Albanisch findet man dort alle Termine und viel Wissenswertes über die verschiedenen Wanderstationen. Bei den Übersetzungen arbeiteten Menschen mit Migrationshintergrund mit.
Bei der Präsentation des Maturaprojektes, die in der Bezirkshauptmannschaft stattfand, gab es viel Lob für die fünf Schüler. Besonders stolz zeigten sich HAK-Prof. Berthold Posch, Franz Erwin Eiersebner von der Migrationsstelle sowie Landesrätin Tina Widmann. Sie alle hoffen auch auf einen „Schneeballeffekt“, der das Ganze auch nach 2011 weiterleben lässt.
DIE 13 WANDERUNGEN:
Stadterlebnisse am 14. 7.: Geführte Wanderungen durch den Ortskern von Zell/See. Steinerlebnisse: Schmittenhöhe (Termin noch unbekannt).
Geschichtenerlebnisse am 1. 10. in Piesendorf.
Kräutererlebnisse: Frauenwanderung in Maishofen.
Schneeschuherlebnisse am 21. 1. 2012 in Rauris (Bartgeierstation).
Fluchterlebnisse am 2. 7.: Alpine Peace Crossing, Krimml.
Tiererlebnisse am 16. 12.: Schaufütterung Habachtal.
Grenzerlebnisse am 7. 9.: Kallbrunnalmen, Weißbach.
Wassererlebnisse am 9. 7.: Kneippen & Wandern, Fusch.
Blumenerlebnisse am 21. 8.: Tal der 1.000 Orchideen, Fusch.
Baumwipfelerlebnisse: In Saalbach Hinterglemm.
Tiererlebnisse: Wanderung durch den Wildpark Ferleiten.
Smaragderlebnisse am 17. 7.: Smaragdwanderweg Bramberg.
Der „Tag der offenen Türen“ in verschiedenen Institutionen findet am 18. 10. in Zell am See statt.
Mehr Infos: www.a-mico.at
UMFRAGEERGEBNISSE:
Im Zuge der Projektausarbeitung führten die fünf Schüler im Pinzgau auch eine Umfrageaktion durch und zwar bei jeweils 60 Einheimischen und 60 Migranten. Nachfolgend einige der Ergebnisse:
Einheimische: 65 % haben Freunde mit Migrationshintergrund. 58 % halten die Integration für gut gelungen, 32 % für nicht so gut und 7 % für schlecht gelungen. Interesse am Akzeptieren fremder Kulturen zeigen 80 %. 37 % würden sich aktiv an Integrationsprojekten beteiligen. 48 % sehen Konflikte zwischen den Kulturen, 59 % machten jedoch gute Erfahrungen mit Migranten.
Migranten: 70 % fühlen sich im Pinzgau nicht fremd. Die restlichen 30 % sehen die Hauptgründe für ihr Fremdfühlen in Sprachdefiziten und im Heimweh. 43 % haben Probleme bei der Arbeitssuche und 50 % der Schüler haben Probleme in der Schule. 53 % würden sich aktiv an Integrationsprojekten beteiligen.
Lesen Sie den Kommentar von BB-Redakteurin Christa Nothdurfter
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