Am 3. September 1841 war es soweit:
Die "weltalte Majestät" - 180 Jahre Erstbesteigung des Großvenedigers

Diese Darstellung von der Erstbesteigung des Großvenediger am 3. Sepember 1841 von Franz Pracher ist derzeit in der Kunstausstellung "Alpenliebe" auf der Franz-Josefs-Höhe an der Großglockner Hochalpenstraße zu sehen. | Foto: Alpenvereins-Museum Innsbruck
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  • Diese Darstellung von der Erstbesteigung des Großvenediger am 3. Sepember 1841 von Franz Pracher ist derzeit in der Kunstausstellung "Alpenliebe" auf der Franz-Josefs-Höhe an der Großglockner Hochalpenstraße zu sehen.
  • Foto: Alpenvereins-Museum Innsbruck
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Heute eine lohnende Hochgebirgs-Tour, damals eine beachtliche Herausforderung: Vor 180 Jahren, am 3. September 1841, wurde der Großvenediger zum ersten Mal erstiegen. Eine Spurensuche.

NEUKIRCHEN. "Am Nachmittag waren die nöthigen Ausrüstungen zur Gletscherreise zu treffen", so der Salzburger Jurist und Alpinist Dr. Anton von Ruthner, einer der Erstbesteiger, in seiner eindringlichen Schilderung der Erstbegehung von 1841. "Da ließen wir die Eisenschäfte unserer Bergstöcke und die Zacken der Steigeisen spitzen, die Bergschuhe wurden mit tüchtigen Nägeln beschlagen, (....), auch bestellten wir uns, weil wir einsahen, dass die Eisluft der Gletscher unsere Röcke gar zu empfindlich kalt durchdringen würde, jeder einen der Pinzgauer Röcke, Joppen genannt (...)."
Mit einer für unsere Begriffe unglaublich einfachen Ausrüstung machten sich die Erstbegeher am frühen Nachmittag des 2. September von Neukirchen auf, um den schon lang umworbenen Schneegipfel im Obersulzbachtal zu besteigen.

"Eine nationale Angelegenheit" für den Oberpinzgau

Schon 1810 hatte der Bramberger Förster Paul Rohregger eine Begehung des Großvenedigers gewagt, die aber wegen starken Nebels und einer unüberwindlichen Gletscherspalte scheiterte. Nach einer ebenfalls erfolglosen Tour unter Erzherzog Johann 1828 initiierte der Mittersiller Gerichtspfleger Iganz von Kürsinger 1841 eine Expedition mit 40 Mann, darunter auch von Ruthner und drei Wiener Alpinisten. Kürsinger ließ eine Einladung an alle, die sich dem Versuch anschließen wollten, "in die Salzburger Zeitung einrücken", so Ruthner, damit die "weltalte Majestät, die höchste Zinne des Landes, von den Söhnen unseres Tales erklommen wird", wie Kürsinger enthusiastisch schrieb.

Ohne Goretex und Sonnenmilch

Als einheimischer Bergführer wurde Josef Schwab, genannt "Hausstetter Sepp", erkoren.
Nach einer gemeinsamen Übernachtung auf der Hollausalpe (auf dem Gebiet der heutigen Postalm) wurde um halb zwei Uhr morgens aufgebrochen.
Ruthner beschreibt schön die feierliche und erwartungsvolle Stimmung der Bergfahrer im Mondschein und das gemeinsame Morgengebet.

Von Steinschlag bedroht und auch vom "langsamen Gang (...) der minder geübter Bergfahrer" gebremst, erreichte die Gruppe schließlich um halb sieben den Gletscher. Steigeisen wurden angelegt und "Schneeflöre" bzw. dunkle Brillen "vor die Augen, und (wir) schwärzten uns die Wangen und die Nase mit Schießpulver, um die Wirkung der Sonnenstrahlen auf die Augen und das Gesicht zu vermindern", schreibt von Ruthner.
Die Gefährdung durch Gletscherspalten war allgegenwärtig: Einheimische übernahmen daher unter Todesgefahr die Erkundung des Gletschers, bevor die ganze Expedition folgte.

Die Schar lichtet sich

"Bereits stellte sich bei vielen die Folgen der Einwirkung der feinen Luft auf den menschlichen Organismus ein: (...) Brustschmerzen, Herzklopfen, Beklemmung des Athmens, Augenschmerzen (...)", beschreibt von Ruthner den Zustand einiger Expeditionsteilnehmer nach sechs Stunden auf dem Berg.
Er selbst aber ging stetig und ohne Beschwerden weiter – und erreichte mit dem Führer Hausstetter Sepp um 10 Uhr vormittags den Gipfel: "Der Venediger aber, die noch jungfräuliche höchste Spitze Salzburgs, war erstiegen", notierte er in seinen Aufzeichnungen - und machte sich dann daran, die umliegenden Bergspitzen und Gebirgsketten festzuhalten und "das Problem der Sichtbarkeit Venedigs möglichst zu lösen."
Den legendären "Blick bis nach Venedig" erhaschte er jedoch nicht - nicht nur wegen des einsetzenden Nebels, sondern weil, wie er richtig vermutete, dieser Ausblick auch bei guter Sicht nicht gegeben wäre.

Nach dem Abstieg nach Neukirchen noch am selben Tag, wo Ruthner mit seinen Begleitern um 10 Uhr abends anlangte, wurde tags darauf "in Bräu Rupp's Hause in Mittersill" nachgeforscht, wer von den 40 Bergsteigern den Gipfel erreicht hatte.
24  Gipfelsieger gab es schließlich: Neben den Schullehrern aus Wald und Neukirchen waren darunter auch von Ruthners Begleiter, der Besitzer des Weyerhofes Peter Meilinger, und der mittlerweile 65-jährige Paul Rohregger mit seinen Söhnen, der schon 1810 den ersten Begehungsversuch unternommen hatte und der bei der versuchten Besteigung von 1828 mit 14 anderen von einer Lawine verschüttet worden war.

Erstbesteiger-Tour heute

Wer heute auf den Großvenediger gehen will, tut das am besten unter fachkundiger Führung.
So bietet der Neukirchner Bergführer Emil Widmann in seinem Bergführer Büro-Alpinschule Neukirchen geführte Touren auch auf der Route der Erstbesteiger an.

Ob das für einen "Durchschnitts-Bergsteiger" machbar ist?
"Heute ist der Großvenediger technisch gesehen sicher einer der leichteren Dreitausender", so Emil Widmann. "Aber es wird einem konditionell einiges abverlangt, auch wegen der großen Höhe. Eine entsprechende Vorbereitung ist absolut wichtig, und es wird auch eine professionelle Führung empfohlen."
"Meist geht man heute eine zweitägige Tour mit Übernachtung auf der Kürsingerhütte," erklärt er weiter. "Der Weg ab dort ist fast derselbe wie bei der Erstbegehung, auch der Weg über den Gletscher ist ähnlich, auch wenn der Gletscher seit damals natürlich zurückgegangen ist. Und natürlich ist der Weg heute auch viel stärker begangen. Die Möglichkeit zur Übernachtung hatte man 1841 noch nicht, die Tour war also viel kräfteraubender."

Von der Kürsingerhütte bis zum Gipfel beträgt die Gehzeit ca. 5 Stunden, eine Stunde braucht man bis zum Gletscherrand.

Mehr Informationen:

Bergführer-Büro-Alpinschule Neukirchen
info@bergfuehrer-buero.at,
www.bergfuehrer-buero.at

Übrigens: Seinen Namen verdankt der mit 3657 m höchste Berg Salzburgs nicht dem fiktiven Gipfel-Ausblick bis nach Venedig (nach dem sich auch von Ruthner nach seinem Gipfelsieg sogleich umsah), sondern wahrscheinlich den von den Einheimischen "Venediger" genannten nach Oberitalien durchziehenden Händlern.

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