Leserbrief
Familiensilber verschachern für Chaletdörfer
MITTERSILL. Modern ist, was gefällt. Wir halten mit, so heißt jetzt jede Hütte auch bei uns Chalet.
Die Mutter aller Ärgernisse ist wohl die maßlose Gier des Menschen nach immer mehr, dieses nie genug haben und genug kriegen. Die kleine Schwester davon ist das Unvermögen, mit den Menschen zu reden, über sie einfach drüberzufahren, ihre Meinungen ins Lächerliche zu ziehen, kurz – alles zu ignorieren, was von unten/draußen kommt; Gesprächskultur und ein Miteinander sind zum Fremdwort geworden.
„Beim Redn kemman d'Leut 'zamm“ – da müssten wir hin. Immer wieder wird betont, der Bürger hat eine Holschuld, er muss sich selbst dafür interessieren. Es liegt ohnehin alles offen. Das ist blanke Theorie. Die Praxis zeigt, dass die Bevölkerung meistens erst informiert wird, wenn zwar nicht alles, aber vieles bereits unter Dach und Fach ist – und Leute, das geschieht hinter verschlossenen Türen; Holschuld hin oder her.
Doch eines ist auch Tatsache, jedes Chalet-Dorf – ob noch so groß, so klein oder luxuriös und mit und ohne Porsche – kann nur mit Hilfe der Menschen vor Ort entstehen. Es beginnt beim Grundverkauf, egal ob aus privatem oder staatlichem (sprich unserem) Besitz und endet mit den diversen Bewilligungen. Wären Grundbesitzer nicht bereit, Flächen in solchem Ausmaß zu veräußern, könnten diverse in- und ausländische Investoren einpacken.
Hätten dann noch die politisch Verantwortlichen nicht die Hofknicksmentalität, sondern die Courage, dem schnöden Mammon Geld zu widerstehen und auch einmal „NEIN“ zu sagen, würden diverse in- und ausländische Investoren unverrichteter Dinge wieder abziehen. Verkäufe in vernünftigem Ausmaß zu vernünftigen Preisen sind ok, reine Spekulationsgeschäfte hingegen verpönt.
Es darf, nein es muss auch hinterfragt werden, wie es möglich ist, dass ein der Öffentlichkeit gehörendes Grundstück – sozusagen aus dem Bestand unseres Familiensilbers – zum Schnäppchenpreis veräußert wird und nach kurzem Zeitraum um das 16fache mehr wert zu sein scheint, und da geht es um Millionen Euro, keine Erdnüsschen.
Österreichs Grund und Boden ist begehrt. Machen wir so weiter, dann sind wir auf bestem, direktem Weg, unser Land und unser aller Familiensilber zu verlieren. Gute Nacht, Österarm. … dann spätestens dann, wird kein Hahn mehr nach uns krähen.
Renate Ratzenböck,
Uttendorf
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