Fischwanderhilfen verbinden Lebensräume
PINZGAU. Wanderhilfen für Fische sichern die Durchgängigkeit der Gewässer. Ein ökologisches Monitoring beweist die Funktionsfähigkeit und Akzeptanz der Anlagen.
Der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) zielt auf die Erhaltung und Verbesserung des ökologischen Zustandes der heimischen Gewässer ab. Die erste Stufe sieht bis Ende 2015 die ungehinderte Wandermöglichkeit von Fischen in sogenannten „prioritären Gewässerstrecken“ vor. In Salzburg betrifft dies u.a. die Salzach flussaufwärts bis Mittersill sowie Teile der Saalach. Aktuell werden deshalb Fischwanderhilfen bei einigen Salzach-Kraftwerken ergänzt oder erneuert. Die Funktion dieser Wanderhilfen ist über wissenschaftliche Monitorings nachzuweisen.
Kraftwerke sind - wie alle Querbauwerke - Hindernisse für Fische und andere Wasserlebewesen, die flussauf- oder flussabwärts wandern. In Österreichs Gewässern gibt es laut NGP rund 28.000 Wanderhindernisse, wobei nur rund 10 Prozent Kraftwerke sind. Für die Wasserkraftbetreiber Salzburg AG und VERBUND bedeuten die Vorgaben des NGP einen erheblichen finanziellen Aufwand, da in den kommenden Monaten neue Fischwanderhilfen errichtet bzw. bestehende Anlagen an die vorgegebenen Standards angepasst werden müssen: Wehr Högmoos, KW Wallnerau, KW St. Veit (VERBUND) sowie KW Bischofshofen und KW Urreiting (Gemeinschaftskraftwerke Salzburg AG und VERBUND).
Ökologische Begleitung und Überprüfung der Anlagen
Die Einhaltung der verbindlichen Standards für die ökologische Durchgängigkeit ist mit strengen Sanktionen – bis hin zur Stilllegung von Anlagen – bedroht. Daher muss die Funktionsfähigkeit und Akzeptanz der Fischwanderhilfen durch wissenschaftliche Untersuchungen überprüft und belegt werden. Die Fischökologen Dr. Regina Petz-Glechner und Prof. Helmut Mader verantworten das Monitoring der neuen Anlagen in Urreiting und Bischofshofen. Dabei werden die vorbei schwimmenden Fische per Video aufzeichnet. „Der Vorteil der Dokumentation mittels Videoanlage liegt in einer störungsfreien Erfassung der aufwärts und abwärts wandernden Individuen“, betont Univ.-Prof. Mader von der BOKU in Wien. „Die Fischpässe, die hier errichtet werden, sind von der Bauweise auf die typischen Fischarten der Salzach ausgerichtet. So ist einerseits der Huchen mit 90 bis 100 cm Körperlänge größenbestimmend, andererseits muss auch die schwimmschwache Koppe in der Lage sein, den Aufstieg zu bewältigen.“
Die Salzach wird seit Jahrhunderten verändert und geformt
Für den Hochwasserschutz sowie für die Urbarmachung und Gewinnung von landwirtschaftlichen Flächen wurde die Salzach seit Jahrhunderten verändert und geformt. Die Nutzung der Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle ist dabei einer der neueren Einflüsse. Bei entsprechender Gestaltung kann der ökologische Zustand der jeweiligen Gewässerabschnitte profitieren. „Man hat mittlerweile erkannt, dass Maßnahmen ergriffen werden können, um die Lebensraumsituation für die Fische zu verbessern“, erläutert Regine Petz-Glechner. „Neben entsprechenden wasserbaulichen Maßnahmen, wie der Schaffung von Uferstrukturen und der Berücksichtigung ökologischer Kriterien beim Hochwasserschutz spielen die Fischwanderhilfen eine wichtige Rolle. Sie verbinden die Lebensräume, ermöglichen Zugang zu Laichplätzen und fördern den genetischen Austausch.“
Wissen über das Wanderverhalten der Fische
Entscheidend ist, dass die Anlagen auch den Ansprüchen der Flussbewohner entsprechen. Das Wissen darüber, was die einzelnen Fischarten benötigen oder bevorzugen, hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. So wurden bei den Kraftwerken in Bischofshofen und Urreiting bereits beim Bau vor 30 Jahren naturnahe Umgehungsgerinne angelegt. Diese eher ruhigen Bächlein sind aber nicht für alle Fischarten attraktiv, weshalb sie bei beiden Kraftwerken durch Fischwanderhilfen nach neuen Standards ersetzt werden.
Umleitung am Kraftwerk vorbei
Um ihre Wanderung fortzusetzen, müssen Wasserlebewesen am Kraftwerk vorbei. Eine Fischwanderhilfe ist daher eigentlich nichts anderes als eine Umleitung - inklusive passender Beschilderung. Statt den aus dem Straßenverkehr bekannten Schildern dienen den Fischen akustische Reize, Druckwellen und die Strömung als Orientierungshilfe, wo der Weg flussaufwärts weiter führt. Deshalb ist die Gestaltung der Strömungsverhältnisse auch entscheidend für die Akzeptanz der Wanderhilfen.
Wasserkraft und Ökologie
Wasserkraft bildet das nachhaltige und emissionsfreie Rückgrat der Salzburger Stromversorgung. Die ökologische Verträglichkeit der Anlagen spielt dabei eine große Rolle. Angesichts der über Jahrhunderte veränderten Salzach bieten sich Kraftwerksbauten auch an, um ökologische Verbesserungen umzusetzen. Ein besonders positives Beispiel dafür ist die Ökofläche beim Kraftwerk Kreuzbergmaut, auf der sich 20 Jahre nach ihrem Entstehen eine Vielzahl ansonsten bedrohter Pflanzen und Tieren angesiedelt hat. Beim Kraftwerk Schwarzach wurde der Fischlebensraum im Bereich der Restwasserstrecke durch gezielte Maßnahmen attraktiver gestaltet. Ein weiteres Beispiel ist das Kraftwerk Sohlstufe Lehen. Hier im dicht bebauten Salzburger Stadtteil Lehen bietet der renaturierte Glanspitz Rückzugsmöglichkeiten für Mensch und Tier. Durch eine Fischwanderhilfe und ein naturnahes Umgehungsgerinne ist die Salzach hier erstmals seit den 60er Jahren wieder durchgängig.
Text und Foto: Salzburg AG
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