Hochwasser
Geringe Mittel sollen großen Schutz im Oberpinzgau bieten
Der Hochwasserschutz schlägt seit einigen Wochen wieder Wellen im Oberpinzgau. Um nun die Bevölkerung noch einmal zu informieren, wurde im Nationalparkzentrum in Mittersill eine Informationsveranstaltung organisiert, welche von mehr als 500 Oberpinzgauern besucht wurde.
MITTERSILL/PINZGAU. Das große Hochwasser vom Juli 2021 hat tiefe Eindrücke bei der Bevölkerung hinterlassen und zeigte zudem: Mehr Schutz ist nötig. Nicht nur war der Schaden an der Infrastruktur enorm, sondern auch landwirtschaftliche Flächen und Gebäude wurden beschädigt. Das Land hätte bereits 60 Millionen Euro in die Sicherheit investiert und eigentlich wäre man davon ausgegangen, dass dies ausreichen wäre, erklärt Landesrat Josef Schwaiger, die Vergangenheit würde jedoch zeigen, dass es mehr braucht um die Region abzusichern.
Effektiver Schutz
Der Plan, Rückhaltebereiche in fünf der Tauerntäler zu errichten sei bereits seit einiger Zeit im Gespräch. Schwaiger erklärt dazu: „Wir haben im Talboden in den vergangen zwei Jahrzehnten alles Menschenmögliche gemacht. Diese Rückhaltebereiche wären in Extremfällen eine effektive Zusatzversicherung für die Region Oberpinzgau." Betont wird vom Land außerdem, dass alle Alternativen ausführlich geprüft worden sind und keine andere Lösung so effektiv wäre.
Kritik am Hochwasserschutz
Bisher hatten Naturschutzorganisationen als auch der Bundesrechnungshof in Wien Kritik am Ausbau geübt. Seitens der Landesregierung wurde darauf betont, dass der Schutz der Menschen ganz oben stehen würde. Es würde hier um die Existenz und die Zukunft tausender Familien gehen. Die Rückhaltebecken bedeuten zwar einen gewissen Eingriff in die Natur des Nationalparks, dieser soll jedoch so klein wie nur möglich gehalten werden, indem bereits vorhandene Geländeformen genutzt werden. „Betroffen sind unter dem Strich zwei Promille des gesamten Nationalparks Hohe Tauern, was aus meiner Sicht absolut verkraftbar ist", betont Landesrat Schwaiger.
Heute statt Morgen eine Lösung finden
Momentan sei geplant, im Felbertal zu starten. 2025 und 2026 würden dann die anderen Täler fertig sein. Vor allem der Zeitplan war es, der bei der Informationsveranstaltung Interesse weckte. Sepp Kröll aus Bramberg erklärte dabei, dass die Pinzgauer auf eine schnelle Lösung hoffen, die „lieber heute als morgen" umgesetzt wird, da die Zeit drängt.
Potential im Tal sei ausgeschöpft
Projektleiter Martin Zopp meinte zudem, dass bis auf einen kleinen Bereich in Hollersbach alle Möglichkeiten im Talboden bereits ausgeschöpft wurden. Somit würden die Seitentäler die Chance bieten, mit geringen Mitteln einen großen Effekt zu bieten. Die Dämme wären naturnahe und würden nach dem Bau kaum als solche erkennbar sein, so Zopp. Weiters wird betont, dass die momentanen Retentionsräume am Talboden bestehen bleiben und es würden auch keine Straßen für das Projekt gebaut werden müssen.
Expertenmeinungen
Auch Professor Johannes Hübl von der Universität für Bodenkultur in Wien erkläre, dass er die Alternativen geprüft hätte und dabei nicht fündig wurde. Die kleine Möglichkeit in Hollersbach würde nicht ausreichen, um den erwünschten Effekt zu erzielen. Metreorologin bei GeoSphere Austria Claudia Riedl erklärt, dass inzwischen der Niederschlag auch weiter oben als Regen fällt. Früher fiel der Niederschlag im Hochgebirge auch im Sommer als Schnee und schmolz dann langsam ab. Auch beim Hochwasser 2021 regnete es bis weit über das Gipfelniveau und durch die wärmere Atmosphäre wird mehr Wasser aufgenommen. Somit regnet es dann intensiver.
Neue Flächen fassen Sieben Millionen Kubikmeter
Nationalparkdirektor Wolfgang Urban betont weiters, dass Alternativen geprüft werden und man somit auch den Forderungen des Rechnungshofberichts aus Wien folgen würde. Die neuen Retentionsräume in den Tauerntälern wurden noch einmal rund sieben Millionen Kubikmeter Potential zur Verfügung stellen. Momentan würden die Flächen im Tal rund 20 Millionen Kubikmeter umfassen.
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