Impulsgespräch in Piesendorf
Konflikte um Naturnutzung: "Wir brauchen mehr Aufklärung"
Nutzungskonflikte im Naturraum: Bauern, Jäger, Politiker und Touristiker trafen sich zum Erfahrungsaustausch.
PIESENDORF.
"Jeder will in die Natur. Aber die Natur ist gleichzeitig auch Lebensraum für Tiere und unser Arbeitsplatz. Die Konflikte, die daraus entstehen, werden immer mehr – und das im ganzen Land",
so Landesbäuerin Claudia Entleitner zum Auftakt eines Impulsgespräches mit Vertretern des Landes und der Gemeinde. Nicht erst seit den "Kuhattacken" ist die Selbstverantwortung derer, die sich im Naturraum bewegen, wieder Thema. Auch die Problematik der Hundehaltung und der Störung des Lebensraumes der Wildtiere wirft immer wieder die Frage auf, wie die "zehn oder zwanzig Prozent der schwarzen Schafe", die sich nicht an Regeln halten, sensibilisiert werden können.
Christoph Burgstaller von "Respektiere Deine Grenzen" sprach sich "als Jäger und Bauernsohn" gegen "Zusperren und Einzäunen" aus, regte aber an, Einzelne zu strafen, die Ruhezonen und forstliche Sperrgebiete bewusst ignorieren.
"Was diese Ignoranz mit dem Wild macht, dafür fehlt bei vielen einfach das Bewusstsein."
Auch die Bauern seien immer wieder mit Grenzüberschreitungen konfrontiert:
Die Achtung vor dem Eigentum geht zunehmend verloren", so Claudia Entleitner. "Ich gehe ja auch nicht einfach durch einen fremden Garten. Viele wissen nicht mehr, wie Landwirtschaft funktioniert und dass nicht überall alles erlaubt ist."
Das betreffe "Wildparker" genauso wie Wanderer und Hundehalter – und sei oft auch ein Problem der Haftung. Einer der anwesenden Landwirte brachte es auf den Punkt:
"Wieso werde ich zur Verantwortung gezogen, wenn die Leute keinen Hausverstand mehr haben? Wenn einer ins Meer schwimmen geht und es beißt ihn ein Hai - wer ist dann schuld?"
Salzburger Almpaket
Dietmar Emich als Vertreter der Landesforstdirektion verwies in Bezug auf die Haftung auf das Salzburger Almpaket, eine subsidiäre Haftpflichtversicherung, die dann zum Tragen kommt, wenn die eigene Versicherung nicht mehr greift. Trotzdem:
"Auch die Bauern sind verantwortlich für ein eventuelles Gefahrenpotenzial auf ihrem Grund."
Emich verwies auch auf das "Recht auf Freizeitnutzung" und den Wert der Natur für die Gäste: "Nicht jeder hat eine Wiese zuhause." Fehlverhalten sei oft auch schlicht Unwissenheit.
Aufklärung tut not
"Werbung – Stichwort 'Freiheit auf dem Berg' – und Soziale Medien tragen manchmal dazu bei, eine unrealistische Erwartungshaltung bei den Leuten zu fördern",
ergänzt Christoph Burgstaller.
"Gerade Tourengeher oder Freerider verbreiten 'Geheimtipps' im Internet, und das Wild wird dabei aus seinem natürlichen Lebensraum verdrängt."
Es brauche Aufklärung auf allen Ebenen und, wenn nötig, auch eine klare Handhabe: Leider sei das in der Praxis oft nur schwer möglich:
"Wanderer haben leider kein Kennzeichen",
so Dietmar Emich. Die Kontrolle durch Jagdschutzorgane, Security, die Schaffung von Parkflächen gegen "wildes Parken" seien ein Weg – eine noch stärkere Aufklärung und ein entschlossenes Miteinander aber das wichtigste Gebot der Stunde.
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