"Meine Heimat ist Unken"
UNKEN. Mai 2014: Das Bezirksblatt besichtigt eine neu eröffnete Unterkunft für Asylwerber in Unken. Die Redakteurin kommt ins Gespräch mit einem Bewohner, der aus Syrien geflohen ist.
Er wirkt bedrückt und berichtet, dass seine Frau und sein Sohn noch dort sind. Salim Chreiki erzählt auch, dass er in seiner Heimat ein bekannter Schauspieler im Theater, Kino und Fernsehen war. Er hatte ein gutes Leben, das nicht mehr existiert. Die Realität ist jetzt eine Gemeinschaftsunterkunft in einem kleinen Dorf, eine Sprache, die er nicht kennt und eine ungewisse Zukunft.
Die Katastrophe
Februar 2017 im Gemeinschaftsraum in Unken: Der Saal ist bis auf den letzten Steh- und Sitzplatz voll. Auf der Bühne lehnt ein Mann an einem Obelisk und berichtet von Heimat, Krieg und Vertreibung. Salim Chreiki hat die Geschichte seiner traumatischen Flucht aufgeschrieben und als Theaterstück inszeniert. "In der Mitte der Welt" wurde im Jänner bereits in Salzburg in der Arge Kultur aufgeführt, aber es war ihm ein Anliegen, es auch in seiner neuen Heimat Unken zu zeigen. Er entschuldigt sich dafür, dass es eine traurige Geschichte ist, aber was er erlebt hat, sind schreckliche Erfahrungen, eine Katastrophe, die er kaum beschreiben konnte.
Im Gefängnis gelandet
Er berichtet von endlosen Stunden am Meer, voller Angst und Sorge. Von tagelangen Märschen bei Schnee und Regen, von Kriminellen, die die Situation der Flüchtlinge ausnutzten und sie sogar beraubten. "In jedem Land, das ich erreichte, war der Empfang ein Gefängnis. Niemand verstand den Grund für unsere Flucht, obwohl sie vom Krieg in meinem Land wussten. Sie behandelten uns wie Verbrecher, einige sahen in uns Parasiten und eine Belastung. Dabei haben doch alle Länder schon die Schrecken des Krieges erlebt," klagt der Schauspieler auf der Bühne. "Ich hasse das Meer. Früher bedeutete es für mich Freiheit, ich liebte den unendlichen Horizont. Jetzt ist es zu einem Friedhof für mein Volk geworden", heißt es weiter.
Zukunft in Österreich
Der ehemalige Flüchtling hat in Österreich Asyl erhalten und ist dabei, hier Fuß zu fassen. Er konnte seine Frau Hindia und Sohn Samer nachholen, die Familie lebt nun in einer Wohnung in Unken. Samer besucht die Neue Mittelschule in Lofer. Hindia war in Syrien Lehrerin für Arabische Grammatik und hilft nun der Diakonie in Salzburg mit Übersetzungen für andere Flüchtlinge.
Neue Karriere
Der Künstler hat dank Reinhold Tritscher, dem aus Saalfelden stammenden Leiter des Theater ecce, die Möglichkeit, wieder auf der Bühne zu stehen. Er ist bereits in einigen erfolgreichen Inszenierungen, wie der "Schneekönigin" und "Gullivers Reisen" aufgetreten und hat auch schon den Odysseus gespielt. "Ich habe auch in Syrien viele verschiedene Rollen gespielt, sogar einen katholischen Priester", erzählt der Neo-Pinzgauer. Sein Traum ist es, auch hier in der Filmbranche erfolgreich zu sein. Nicht nur, weil er gern wieder spielen würde, er wünscht sich vor allem, dass sein Sohn Samer stolz auf ihn sein kann.
Hoffnung auf Rückkehr
Sie sprechen zwar arabisch, damit das Kind die Muttersprache nicht verlernt. Aber Chreiki ist offen für alle Traditionen und interessiert sich für die Bräuche, die in der neuen Heimat üblich sind. So war er zu Ostern mit einer Weihe in der Kirche und die Familie hatte auch einen großen Christbaum. "Viele Leute haben mir geholfen und ich habe hier gute Freunde gefunden. Ich danke euch", spricht der Schauspieler und Regisseur am Ende seines Stücks. "Am wichtigsten ist, dass wir zurückkehren werden", heißt es darin auch.
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