Priestermangel
Nachbarschaftshilfe für verwaiste Pfarren
Wie geht's jetzt weiter nach der Versetzung von Michael Blassnigg? Die Bezirksblätter haben recherchiert - es gibt eine vernünftige Übergangslösung.
NIEDERNSILL. "Jede Pfarre braucht eine Leitung, der Pfarrer ist der Chef", erklärt Generalvikar Roland Rasser im Gespräch mit den Bezirksblättern über die Nachfolge von Michael Blassnigg. Im August heißt es Abschied nehmen von dem Pfarrer von Niedernsill, Kaprun, Uttendorf und Piesendorf. 18 Jahre war der Geistliche im Pinzgau tätig, nun wird er nach Kufstein versetzt. Ein Nachfolger wird vorerst nicht kommen, die Katholiken im Pfarrverband der vier Gemeinden werden in Zukunft hauptsächlich von Diakonen seelsorgerisch betreut werden.
Gesundheitliche Probleme
Eigentlich hätte Pfarrer Thomas Bergner die Stelle von Blassnigg übernehmen sollen. Er war seit 2011 in Kufstein tätig, ist nach einem Krankenstand jedoch gesundheitlich noch nicht stabil genug, um die neue Aufgabe zu übernehmen, erklärt Rasser. Als Stellvertreter von Erzbischof Franz Lackner wird er nun selbst in der Übergangszeit den Pfarrverband leiten, bis sich Bergner gesundheitlich erholt hat. Roland Rasser war 21 Jahre lang Stadtpfarrer in Saalfelden, bevor er 2016 als Dompfarrer nach Salzburg berufen wurde und ein Jahr später als Generalvikar zum persönlichen Vertreter des Erzbischofs ernannt wurde.
Auf die Frage, ob er denn wirklich Zeit habe, sich persönlich um die verwaisten Gemeinden zu kümmern, meint er: "Der Dom ist gut versorgt, im Oberpinzgau werde ich sicher dringender gebraucht." Schmunzelnd fügt er hinzu: "Der Erzbischof segnet und weiht, der Generalvikar bellt und beißt." Wer den engagierten ehemaligen Regionaldechanten für den Pongau, Pinzgau und Lungau kennt, weiß, dass er kein Mensch ist, der bellt und beißt. Er packt an, wo er gebraucht wird. In der Praxis werde er einmal pro Monat im Pinzgau sein, in einer der vier Pfarren den Gottesdienst halten und für Beichtgespräche zur Verfügung stehen, so Rasser.
Weniger Verwaltung
"Die Diakone und die Pfarrassistenten machen ihre Arbeit sehr gut. Ich kenne die Leute, sie sind in den Gemeinden bestens verankert, darum gehe ich davon aus, dass diese Lösung gut funktionieren wird." In das Alltagsgeschehen werde er sich daher nicht einmischen. "Die Geistlichen des Pfarrverbandes Mittersill, Stuhlfelden und Hollersbach leisten abwechselnd 'Nachbarschaftshilfe', dadurch ist eine regelmäßige Eucharistiefeier in jeder Gemeinde möglich", betont der Generalvikar.
Man werde sich ohnehin daran gewöhnen müssen, dass die Einsatzgebiete für Priester noch größer werden. Diese könnten dann eben weniger Verwaltungsaufgaben übernehmen. Kranken- und Geburtstagsbesuche würden ohnehin schon seit langem von engagierten Pfarrmitgliedern übernommen.
Abwärtstrend
"1:1-Nachbesetzungen werden in Zukunft nicht mehr möglich sein. In der Erzdiözese gibt es derzeit 130 Priester, 50 von ihnen erreichen in den kommenden Jahren das Pensionsalter," schildert der Generalvikar. Es werde aber höchstens ein neuer Priester pro Jahr geweiht: "Es ist nicht absehbar, dass dieser Trend sich ändert." Er appelliert daher an die Gemeinschaft, sich aktiv einzubringen und Aufgaben zu übernehmen. "Als beispielsweise in einer Pfarre die Mesnerin ausgefallen ist, haben sich sofort acht Personen bereit erklärt, das Amt zu übernehmen. Sie wechseln sich nun dabei ab." Rasser hofft, dass auch in den betroffenen Pfarren im Pinzgau die Gemeinden zusammenhalten.
Aufgaben der Diakone
Der Diakon bekleidet ein geistliches Amt innerhalb der Kirche. Er kann verheiratet sein oder sich zum Zölibat entschließen. Diakone übernehmen liturgische Aufgaben; sie dürfen bei der Heiligen Messe predigen, die Kommunion und den Segen spenden, Beerdigungen abhalten, die Taufe spenden sowie Wortgottesdienste leiten. Bei Eheschließungen darf der Diakon assistieren. Die Feier der Eucharistie bleibt aber dem Priester vorbehalten. Auch das Bußsakrament kann der Diakon nicht spenden - darum hat er auch keine Vollmacht zur Spendung der Krankensalbung.
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