Umstrittene Umwidmung
Heftiger Schlagabtausch über Baulandsicherungsmodell
SAALFELDEN. Man kennt sich bereits. Alle Beteiligten haben die Argumente der Gegenseite schon -zigmal gehört. Dementsprechend geladen ist die Stimmung bei der Info-Veranstaltung im Rathaus Saalfelden betreffend die Umwidmung von Grünflächen im Ortsteil Bsuch.
Die Stadtgemeinde Saalfelden beabsichtigt, den Flächenwidmungsplan im Bereich „Bsuch Süd“ abzuändern. Hier sollen ca. 2,45 Hektar Grünland in Bauland umgewidmet werden. Hier sollen Wohnbauten entstehen, rund die Hälfte der Fläche soll als Baulandsicherungsmodell umgesetzt werden.
Nerven liegen blank
Das Verfahren läuft seit fünf Jahren. Gemeinde und Anrainer wirken entsprechend genervt. Alles schon mal gehört, alles schon mal vorgebracht, aber durch eine Entscheidung vom Land heißt es zurück an den Start. Die Aufsichtsbehörde erteilte den Auftrag, fehlende Aspekte wie Wasserversorgung, Verkehr und Sanierung der bestehenden Altlast zu klären, bevor ein neuer Antrag auf Umwidmung gestellt werden kann. Der Prozess muss daher wieder von vorne beginnen.
Die Gemeinde startet also mit der Öffentlichkeitsarbeit und lädt Anrainer und Interessierte zur Vorstellung des Projekts durch Architekten und Techniker.
Wasserversorgung und Müllentsorgung scheinen inzwischen soweit geklärt. Es gibt Lösungen, die allerdings aufwändig und teuer sind. Einige Anrainer äußern daher die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Projekts.
Heißes Eisen Verkehr
Brennpunkt bleibt die verkehrsmäßige Erschließung. Hier ist Klaus Schlosser vom Büro für Verkehrs- und Raumplanung am Wort, der die Ergebnisse einer Zählung des Verkehrsaufkommens präsentiert. Demnach seien im Schnitt rund 1500 Fahrten täglich aufgezeichnet worden. Dieses Verkehrsaufkommen sei mit den derzeitigen Zufahrtsstraßen gut bewältigbar. Diese Aussage stößt auf heftige Kritik seitens der Anrainer.
Wolfgang Sitka, der in Bsuch wohnt, betont, dass die Fahrbahn mit zum Teil nur 4,20 Meter Breite viel zu schmal für dieses Verkehrsaufkommen sei. Hier seien auf jeden Fall sechs Meter notwendig. "Es gibt hier auch viel landwirtschaftlichen Verkehr, und es sind keine Ausweichmöglichkeiten vorhanden. Das ist eine mangelhafte Planung", so Sitka und erntet dafür starken Applaus der Zuhörer. Viele Bsucher berichten, dass im Winter auf der engen Straße kaum Platz für einen PKW sei.
Insel der Seligen
Schlosser verweist darauf, dass gesetzlich nur vier Meter vorgeschrieben sind. "Ein Verkehrsaufkommen unter 5000 Fahrzeugen ist nicht relevant. Ihr seid unter 2000, damit seid ihr hier eine Insel der Seligen", belehrt er die Anwesenden. "Das ist doch alles kein Problem, dann muss eben langsamer gefahren werden" fügt er hinzu. Anrainerin Daniela Mayer meldet sich zu Wort: "Es gibt hier weder einen Geh-, noch einen Radweg. Das erste Kind, das es dort erwischt, ist relevant.". Ihr elfjähriger Sohn mache gerade den Radschein. "Würden Sie Ihrem Kind zutrauen nach Saalfelden zu radeln", fragt sie Richtung Podium.
Bürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ) appelliert daraufhin, nicht mit Emotionen zu spielen. "Ich weiß wie jeder hier argumentiert, und ich verstehe das auch zum Teil, aber es muss Platz für Familien geschaffen werden. Warum habt ihr dort gebaut?" fragt er die Anrainer. Er gehe davon aus weil es leistbar war. "Nein es war einfach verfügbar", entgegnet Mayer.
Aufkommen von Gänsehaut
Der Schlagabtausch geht munter weiter. Ein Anrainer meint, diese Planung sei nicht Stand der heutigen Technik, da bekomme er richtig Gänsehaut. Der Bürgermeister kritisiert, dass viele Anrainer hier zu schnell unterwegs sind, und verweist auch darauf, dass die Gemeinde einen Stundentakt für den öffentlichen Bus nach Bsuch eingerichtet hat. Den benutzt allerdings niemand. Er würde sich wünschen, dass der Bus besser angenommen wird, so Rohrmoser. Die Anrainer sehen es als Versäumnis der Gemeinde, dass 20 Jahren nach Entstehung der neuen Siedlung noch immer kein Radweg errichtet wurde.
Eine Verbreiterung der Straßenfläche scheint nicht möglich, weil die Grundbesitzer nicht bereit sind Flächen abzutreten. Landwirt Josef Hirschbichler bestätigt, dass er keinen Boden hergeben will. "Wir brauchen das Futter für die Tiere", meint er und äußert Bedenken, dass er in der Landwirtschaft behindert werde, weil auf der bestehenden Zufahrtsstraße auch sein Viehtrieb stattfindet.
Alle Standpunkte wurden somit wieder aufgewärmt und das Verfahren geht in die nächste Runde, das heißt in der Sitzung der Gemeindevertretung am 16. Mai wird darüber abgestimmt, dann erfolgt die Kundmachung, und die Bürger können ihre Einwände erheben.
Fortsetzung folgt ...
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