"Aber was sollen die Kinder tun?"

Anna Haitzmann vor dem Rohbau des Sonderpädagogischen Zentrums in Saalfelden.
  • Anna Haitzmann vor dem Rohbau des Sonderpädagogischen Zentrums in Saalfelden.
  • hochgeladen von Christa Nothdurfter

SAALFELDEN (cn). Anna Haitzmann aus Unken war früher Hauptschullehrerin und wie sie erzählt, hat sie sich auch damals schon gerne jener Kinder angenommen, die sich schwer getan haben - ob beim Lernen oder im Umgang mit anderen Kindern.

„Die Realität ist anders“
Die Pinzgauerin: „Vor 18 Jahren schließlich habe ich die Ausbildung zur Sonderpädagogin absolviert. Ich arbeitete zunächst in Integrationsklassen und war felsenfest davon überzeugt, dass dort wirklich jedes Kind integrierbar ist. Von der Realität bin ich jedoch eines Besseren belehrt worden.“

„Einfach überfordert“
Jetzt, nach verschiedensten Erfahrungen und etlichen Jahren als Lehrerin im Sonderpädagogischen Zentrum in Saalfelden, erläutert Anna Haitzmann mit viel Herzblut ihre aus der Praxis gewonnenen Erkenntnisse: „Manche Kinder sind in einer größeren Gruppe einfach überfordert. Sie halten den Druck nicht aus und werden zu Schulverweigerern. Das ist noch viel dramatischer, als es sich anhört. Solche Kinder leider unter Mobbing, dem Gespött von Mitschülern, haben schreckliche Angst, können nicht mehr schlafen, müssen sich erbrechen, haben Schüttelfrost oder noch andere seelische und körperliche Leiden. Wenn erwachsene Menschen gemobbt werden, wird ihnen geraten, an den Umständen etwas zu ändern. Aber was sollen Kinder tun?“

„Ganz besondere Schulen“
Haitzmann sagt, dass Sonderschulen eben ganz „besondere“ Schulen mit einem besonders geschützten Rahmen sind und bedauert es sehr, dass dieser Schultyp oft so negativ behaftet ist. Doch zahlreiche Eltern sind letztendlich enorm dankbar und froh für die Möglichkeiten und die spezielle individuelle Unterstützung, welche ihrem Nachwuchs hier zuteil werden kann.

Im SPZ Saalfelden gibt es vier ASO-Klassen (Allgemeine Sonderschule) und 3 S-Klassen (Schwer- und schwerstbehinderte Kinder mit teils Mehrfachbehinderungen). Pro Klasse befinden sich zwischen fünf und acht Schüler, die in den S-Klassen zusätzlich zu den Pädagogen auch vom Pflegepersonal betreut werden. Die ASO-Klassen besuchen Kinder mit Lernbehinderungen und - wie Anna Haitzmann erzählt - immer mehr Kinder mit Verhaltens-auffälligkeiten, die in einer Regelklasse von Volks- oder Hauptschule erfahrungsgemäß überfordert sind.

Eine Rüge seitens der EU
Haitzmann und ihre Kollegen befürchten unisono, dass die Sonderschulen nach und nach aufgelassen werden sollen. Von der EU wurde Österreich bereits für die Beibehaltung dieses Schultyps gerügt. Am grünen Tisch wird nun die Beschulung in integrativen oder inklusiven Formen verlangt und betrieben. Auch seitens des Landes und des Bundes gibt es starke Signale, dass die Sonderschule zum Auslaufmodell wird.

In Saalfelden wird das SPZ derzeit erweitert, obwohl die Diskussionen in Richtung Dezimierung am Ende der Planungsphase bereits eingesetzt hatten. „Es heißt, wenn die Sonderschulen aufgelassen werden, wird viel Potenzial - Lehrer und Geld - frei für die Integrationsklassen. Diese Klassen sind ja tatsächlich eine sehr gute Einrichung, aber eben nicht für alle Kinder mit Problemen. Daher hoffen wir vom SPZ Saalfelden sehr, dass im Sinne dieser Kinder die Sonderschule nicht zu einer Restschule degradiert wird.“

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