Diskussion zur Raumplanung: "Unfassbar schiache Verhunzungen"

- HTL Direktor Franz Höller
- hochgeladen von Gudrun Dürnberger
"Bauen mit Qualität" lautete das Thema einer Podiumsdiskussion in der HTL Saalfelden. Es hagelte heftige Kritik.
SAALFELDEN. Riesiger Andrang herrschte in der Aula der HTL Saalfelden. Die Themen Architektur, Tourismus und Raumplanung stießen pinzgauweit auf großes Interesse. Im Publikum saßen viele Bürgermeister, Gemeindevertreter und Tourismusverantwortliche. Der Grundtenor lautete: Touristisch genutzte Bauten bedrohen die knappen Bodenressourcen und sind meist ästhetisch wenig ansprechend. "Viele Gebäude sind so schiach, dass sie unser Auge beleidigen", meinte der grüne LAbg. Josef Scheinast, der für die erkrankte LH-Stv. Astrid Rössler einsprang. "Man sieht im Pinzgau viele Gebäude wie aus dem Musterhauspark", findet Architekt Wolfgang Sitka. Hotelier Gerhard Altenberger vom Krallerhof sagte jedoch er habe eine gutes Gewissen und stehe zur Architektur seines Hauses.
Problem Zweitwohnsitz
Viel Kritik wurde an der geltenden Raumordnung und an den Bürgermeistern als Baubehörde laut. Vor allem die Praxis der Zweitwohnsitze wurde intensiv diskutiert. Alois Gadenstätter, Bürgermeister von Maria Alm, das einen sehr hohen Anteil an Zweitwohnsitzen aufweist, fragte die Podiumsgäste: "Wie sollen wir Bürgermeister uns verhalten? Das ist nicht einfach." Architekt Heinz Pöderl äußerte zwar Verständnis für den Druck, der auf den Ortschefs lastet, führte allerdings an, dass es genügend Gestaltungselemente gäbe, und auch die Bürger stärker eingebunden werden müssten. Als positives Beispiel wurde Saalfelden gelobt, das einen Gestaltungsbeirat eingerichtet hat.
Ende des Hortens
Die geplante Novelle des Salzburger Raumordnungsgesetzes soll eine weitere Zersiedelung der Landschaft abwenden, und vor allem bereits bestehendes Bauland wieder zur Verfügung stellen. "Das Horten von Bauland nach dem Motto 'Grundbuch statt Sparbuch' muss aufhören", meinte Scheinast. "Wenn große Flächen als Bauland gewidmet sind, wie in Neukirchen, öffnet das der Verschwendung Tür und Tor", so der Experte. Der Neukirchner Bürgermeister Peter Nindl konterte: "Wir haben genügend Baugrund für Einheimische, daher bauen wir Chalets für touristische Zwecke". Es handle sich dabei um keinen Ausverkauf der Heimat, rechtlich sei alles in Ordnung. "Chaletanlagen sind deplatziert und nicht zeitgemäß", kritisierte Pöderl.
Touristen wollen kein Ruhrgebiet
Wolfgang Kuhn vom Salzburg Land Tourismus betonte, dass für Gäste die Architektur im Urlaubsland ein wichtiges Entscheidungskriterium sei: "Touristen wollen keine Bauten wie im Ruhrgebiet sehen. Ein Gewerbegebiet muss ja nicht immer schiach sein, die könnte man schöner bauen". Das Thema Raumplanung müsse in den Tourismusschulen aufgegriffen werden.
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