LESERPOST: Senioren WG - ist das wünschenswert?
Diese kritischen Zeilen stammen von Renate Ratzenböck aus Uttendorf
Als neuester Trend in der Versorgung der Senioren wird nunmehr die Form einer Wohngemeinschaft angepriesen. Was für Studenten wichtig ist, soll auf die „Alten“ übertragen werden. Schon die Studierenden haben keine allzu große Freude mit einer WG, jedoch ist in dieser Zeit die Finanzierung einer eigenen, wenn auch noch so kleinen Wohneinheit, nicht möglich.
Der eine steht um 5 Uhr auf, der andere will bis 9 Uhr schlafen
Jetzt wird diese Wohnform wärmstens für Senioren empfohlen. Der Alltag sieht dann so aus: Zehn oder mehr Senioren in einer WG, der eine wacht bereits um 5 Uhr auf, und macht Krach, weil die leisen Sohlen im Alter halt nicht so einfach sind, die andere will aber bis 9 schlafen und findet dies störend. Der eine will partout Kaspressknödel zu Mittag, die andere kann diesen Geruch nicht ausstehen. Der eine will unbedingt Mittagssiesta, andere jedoch Karten spielen und das mit Emotion. Der eine pocht auf extreme Ordentlichkeit, die andere lässt alles liegen und stehen. Man könnte dies noch beliebig fortsetzen. Ich frage mich, ist das wünschenswert? Meine Begeisterung darüber hält sich in Grenzen.
Hört auf mit dieser Zwangsbeglückung...
Mit der Krankenhausreform hat man zuerst die Altersheime in Pflegeheime umfunktioniert, danach kam das betreubare und betreute Wohnen, von dem auch manche enttäuscht sind und nun als letzte Weisheit die Senioren-WG. Hört endlich auf mit dieser Zwangsbeglückung, die nur funktionieren kann, wenn man relativ gesund ist. Bin ich krank und auf andere angewiesen, dann will doch jeder professionelle Hilfe und nicht Hilfe auf Basis der Ehrenamtlichkeit meiner mehr oder weniger bunt zusammengewürfelten MitbewohnerInnen.
Mein Vorschlag: Parlamentarier sollten diese Wohnform selbst ausprobieren; wenn das funktioniert, lasse ich mich eines besseren belehren. Ehrlich: „Könnte sich das irgendjemand vorstellen?“
Renate Ratzenböck,
5723 Uttendorf
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