Armin BERNHARD in Saalfelden, Schloss Ritzen
„Gut leben auf dem Land“ – Bildungs- und Kulturarbeit als Motor für nachhaltige Regionalentwicklung

Armin Bernhard | Foto: copyright: SHauser

Was erzählt ein Südtiroler aus dem Obervinschgau den Pinzgauern, wenn es um „gut leben auf dem Land“ geht – bei uns, in einer Region, die zu den schönsten und lebenswertesten Regionen Europas gehört?

Doch – es gibt was zu sagen. Denn wenn man unter gut leben nicht nur wirtschaftlichen Wachstum sieht, dann gibt es einige Themenbereiche, an denen auch Pinzgauer noch wachsen können. Es geht darum, das Leben in der Region selber in die Hand zu nehmen. Die eigenen Bedürfnisse zu hinterfragen und zu erkennen, sich damit zu beschäftigen, wie man in Zukunft hier leben will. „Hier“ schließt auch ein, dass man in der Region bleiben will, und das Thema Landflucht ist auch im Pinzgau kein Fremdwort.

Armin Bernhard ist Vorstandsmitglied der Bürgergenossenschaft Obervinschgau. Europaweit erregte der Zusammenhalt der Bürger von Mals schon vor etlichen Jahren Aufsehen, als man sich vehement gegen den Einsatz von Pestiziden in den Monokulturen (Apfelanbau) in Südtirol einsetzte. Der Zusammenschluss der Bürger zu einer Genossenschaft ist heute belebender Faktor in der Region und findet in Landwirtschaft genauso wie Kultur- Bildungs- und Sozialprojekten Fortsetzung.

Bernhard weist darauf hin, dass viele Prozesse schleichend voran gehen. Man sieht oft erst spät, dass Änderungen gravierend zu Buche schlagen. Wie bei der Architektur, der Abwanderung der Jugend oder natürlich auch beim Klimawandel. „Seit 50 Jahren wissen wir: wir wirtschaften (wachsen) uns zu Tode. Aber es passiert nichts.“ Wissen und Handeln sind im Alltag oft Gegensätze. Was tun dagegen? Bernhard setzt darauf, dass man in der Region die man beeinflussen kann sich Mögliches statt Gegebenheiten vor Augen hält. In Südtirol waren es anfangs „Paradiesplätze“, die den Leuten näher gebracht wurden. Ein Bauernhof mit guten Produkten, in malerischer Landschaft, mit eigenen Produkten – diese und andere Plätze wurden „bespielt“ mit Kultur, mit Begegnungen, mit Austausch und Ideen. Nur wer die Vision hautnah erfährt, wer Emotionen dazu entwickelt, macht sich auf den Weg. Dazu kommt noch die Erkenntnis nach Marx: „Interessen gewinnen immer gegenüber Ideen“ – die Lösung dazu: aus Ideen Interessen machen. So entstand auch die Genossenschaft, deren Ziel immer auch ist, schlussendlich von den Projekten zufriedenstellend leben zu können.

Alles kann man ja nicht selber machen. Also gehört zu neuen Projekten auch, dass man Verantwortung abgibt, die Leute selber werken lässt. Dass ein gewählter Weg nicht immer der richtige sein muss oder kann, ist auch hier anerkannt. Deshalb lohnt es sich, mehrere Wege gleichzeitig Richtung Ziel zu beschreiten. Einer der Wege wird der richtige sein.
Regionalität sieht Bernhard im Gegensatz zum großformatigen Empire. Wirken kann man nachhaltig nur dort, wo es Grenzen gibt: soweit ich sehe, soweit ich mit dem Rad gelange, wo ich persönlich einen Ruf habe – dort bin ich handlungsfähig. Vorteil nebenbei: das Wissen bleibt im Ort.

Wichtig ist es auch, die Dinge zu bündeln und maximale Kooperation zu praktizieren. Nicht alles in kleinen Orten kann im großen Stil aufrecht erhalten werden. Ein Ansatz dazu ist das mehrfache Nutzen von vorhandenen Infrastrukturen. So kann ein Raum einmal zur Nutzung für den Friseur passen, ein andermal für Begegnungs-Cafes, Tauschbörsen, für Food Coops, für Kultur- und Bildungsveranstaltungen – den Möglichkeiten sind hier kaum Grenzen gesetzt.

Die Gemeindeentwicklung im Salzburger Bildungswerk beschäftigt sich derzeit mit dem Projekt „Dritte Orte“ – also Begegnungsorten in Gemeinden, an denen ohne Konsumzwang Platz für Begegnungen aller Art, für Bildung, Kultur und Soziales ist. Auch für Co-Working Plätze, als Raum zur Vernetzung lokaler Vereine und Institutionen oder Freiwilligenarbeit sowie als Plattform für regionale Produkte kann so ein Dritter Ort fungieren.

„Je mehr wir Beispiele eines solidarischen, eines nachhaltigen Wirtschaftens in der Region Wirklichkeit werden lassen, desto zukunftsfähiger wird unsere Region und desto mehr zeigen wir, dass der nötige Wandel möglich ist.“ Armin Bernhard

(Text: Sabine Hauser, Salzburger Bildungswerk)

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