Wenn Du alles gibst, ist das Scheitern egal
• Kletter-Profi Herbert Ranggetiner im Gespräch
• Neues Filmprojekt mit Red Bull und ein „Sommer-Partner“ der etwas anderen Art: Urs Imboden
Weltweit sorgt der Pinzgauer Herbert Ranggetiner mit seinen spektakulären Kletter-Aktionen für Aufsehen. Die Entwicklung des Oberpinzgauer Extremsportlers kommt jener eines guten Weines gleich: Je älter er wird, desto besser scheint er. Tatsächlich setzt Herbert Ranggetiner mit 41 Jahren nach wie vor Maßstäbe, was „seinen“ Sport betrifft.
MÜHLBACH. Ranggetiners einzigartige Gabe und die ungebrochene Leidenschaft sorgen dafür, dass er jede nur erdenkliche Spielform des Kletterns bis ins allerletzte Detail perfektioniert. Akribisch tüftelt das Kletter-Genie stets an neuen Routen und Möglichkeiten. Egal ob beim Bouldern, mit oder ohne Seil, Alpin- oder Sportklettern, Onsight- oder beim Cleanklettern - Ranggetiner ist mit Leib und Seele vor allem aber mit Herz bei der Sache.
Ranggetiner begeistert Millionenpublikum
Mit spektakulären Filmen wie „Der Rote Turm“ oder „Licht und Schatten“ wurde er zum Szene-Star. In über 100 Fernsehsendern ausgestrahlt und bei zig Bergfilmfestivals gezeigt, begeisterten die Dokumentationen weltweit ein Millionenpublikum. Zudem ist es auch „Nicht-Kletterern“ möglich, in die Welt des verrückten Bergfexes einzutauchen. Aktuell entsteht mit Ranggetiners Partner Red Bull ein neuer, spektakulärer Streifen. „Wahrscheinlich ist Klettern das einzige, das ich so richtig gut kann“, meint Ranggetiner lakonisch und schießt gleich ein paar Sätze hinterher, bei denen der Gesprächspartner sofort weiß: Dieser Mann kann sehr viel mehr als nur Klettern, seine Ansichten können eine Anleitung für‘s Leben sein, ein Rezept zur perfekten Selbstmotivation. „Im Moment des Kletterns ist für mich alles klar und logisch. Ich sehe es nicht als Kampf gegen die Schwerkraft, sondern eher als ein Bewegen mit dem Fels. Man braucht nicht zu diskutieren ob es Sinn macht ein paar wenige Meter Fels sturzfrei zu klettern oder nicht. Besonders wenn gewisse Projekte Jahre dauern, ohne Gipfel, ohne einen Stempel zum Herzeigen, nicht einmal eine Wandernadel! Das scheinbar Unmögliche zu probieren und das mit all seiner Kraft und seinen Fähigkeiten, das ist der Reiz an der Sache. Wenn Du weißt, Du hast alles gegeben, dann ist Scheitern kein Problem, nicht beim Klettern und nicht im Leben.“
Klettern bis in den 11. Grad
Klettern bis in den 11. Grad, Abschnitte bewältigen, die eigentlich nicht bewältigbar scheinen - das sind die Herausforderungen, die Ranggetiner jeden Tag aufs neue motivieren. Im Sommer war der Oberpingauer öfter mit einem prominenten Partner unterwegs: Skifahrer Urs Imboden, der Schweizer wohnt in den Sommermonaten in Kirchberg. „Durch Zufall lernte ich Urs kennen, der im Klettern seinen optimalen Ausgleich findet. Da Schweizer generell wenig reden und besonders schlecht pinzgauerisch sprechen, konzentrierten wir uns anfangs rein aufs Klettern. Im Handumdrehen wurde Urs aber zu einem meiner wichtigsten Kletterpartner für den Sommer. Und es stellte sich heraus, dass er ein äußerst angenehmer Zeitgenosse ist. Eine sommerliche Partnerschaft die nur Vorteile in sich barg, er hatte immer genug zum Essen mit und ich wusste immer, wo es perfekt zum Klettern ging“, lacht Ranggetiner. Urs Imboden ist ebenfalls begeistert von der „Beziehung“, die im nächsten Sommer ihre Fortsetzung finden soll: ,,Mit einem Profi wie Herbert zu klettern ist einfach genial. Für mich ist faszinierend, wie er punktgenau von lockerer Herumblödlerei zu beinhartem konzentrierten Hochleistungs-Klettern umschalten kann. Eine Fähigkeit die auch im Weltcupzirkus extrem wichtig ist“.
Neuer Film
Die Fachwelt steht auf jeden Fall in freudiger Erwartung des neuen „Ranggetiner-Movies“. Einige Szenen sind bereits abgedreht. Im Moment bereitet sich der Oberpinzgauer auf weitere höchst aufwändige Dreharbeiten vor. Und das ist im wahrsten Sinne des Wortes Knochenarbeit: Im Moment steht Ranggetiner um 4 Uhr morgens auf, nach etwa vier Stunden Krafttraining wird etwa 5 bis 6 Stunden geklettert, das Ganze sechs Tage die Woche. Das Ziel: „Ich will zusammen mit der Unterstützung von Red Bull den Sport, tolle Athleten und spannende Geschichten auf Film bannen.“ Das die Auswahl nicht einfach ist, zeigt die „Zwischenbilanz“ von Ranggetiner: Ihm gelangen dieses Jahr viele Wiederholungen und Erstbegehungen in den oberen Graden. Darunter sicher einige Meilensteine, deren Wert und Schwierigkeit wahrscheinlich erst in den nächsten Jahren erkannt werden. Mittlerweile eröffnete der Mühlbacher mehr als 450 Routen, von denen bis zum heutigen Tag mehr als 50 nicht wiederholt wurden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.