Portrait: Der mit den Steinen tanzt
SAALFELDEN. Abwäscher, Skilehrer, Fernfahrer, Liftwart, Kellner, Elektrotechniker, Lokalbetreiber - das sind nur einige der zahlreichen Betätigungsfelder von Herbert Pasterer. Als Geschäftsführer einer Time-Sharing Gruppe war er international tätig und ist viel gereist. Auch privat war er oft in fernen Ländern unterwegs.
Im Steinernen Meer
Ich bin jetzt stabilisiert und verspüre kein Bedürfnis mehr, mein Leben ständig umzukrempeln", schildert Pasterer. Die frühere Unruhe sei verflogen. Seit 2001 arbeitet er als Schulassistent an der Sonderschule Saalfelden und verbringt bereits den vierten Sommer am Ingolstädterhaus, wo er in der Küche beschäftigt ist. Der Aufenthalt in den Bergen tue ihm gut, trotz der stressigen Arbeit. Im Steinernen Meer hat er einen Kraftplatz mit Edelweiß entdeckt, wo er oft liegt und die Aussicht genießt. "Am Anfang der Saison stolpert man nur herum, aber am Ende tanzt man mit den Steinen", beschreibt er.
"Staune gern"
Ein wichtiger Ausgleich zu seiner Arbeit in der Schule, wo er als Bezugsperson schwierigen Kindern zugeteilt ist. "Der Job ist manchmal sehr herausfordernd, man kommt dabei an seine Grenzen", schildert Pasterer. Der gebürtige Saalbacher ist ein spiritueller Mensch, der sich auch viel mit alternativen Behandlungen wie Bioresonanz, Kinesiologie, Lomi Lomi etc. beschäftigt. "Ich staune gern und finde neue Sachen faszinierend", erklärt er seine vielen Interessen. Diese Woche wird er daher auch als Schauspieler beim Theaterfestival Volxommer zu sehen sein. Er wird bei den Aufführungen allerdings nicht persönlich anwesend sein, weil er ja am Ingolstädterhaus unabkömmlich ist.
"Video-Auftritt"
Seine Rolle wird per Video zugespielt, ein kreativer Kunstgriff von Regisseur Reinhold Tritscher, der Pasterer unbedingt im Team von "Heimatabend" haben wollte. Der Saalfeldner Kameramann Hans Fuchs hat daher alle Szenen mit ihm in einem Stück gedreht. "Ich bin der bettlägerige Altbauer, dessen Familie den Hof in einen modernen Hotelbetrieb umfunktioniert hat", schildert er seine Rolle. Die Familie denkt, der Alte sei nicht ganz dicht, dabei ist er nur ein bissl "zwider", verrät Pasterer. Durch Zufall gerät ein Tablet in seine Hände und er kommt dahinter, dass er damit die ganze Elektronik des Hauses steuern kann. Boshaft nützt er das weidlich aus - mehr wird hier nicht verraten. Den alten Grantler zu spielen, hat dem sanftmütigen Pasterer viel Spaß gemacht. "Reinhold und Hans haben sich hinter der Kamera zerkugelt", berichtet er schmunzelnd. "Das Stück ist ein Hammer. Ich bin ja kein Schauspieler, aber das hat mir wirklich getaugt." (Zu sehen vom 2. bis 4.8. im Nexus)
Kritischer Blick
Der kritische Blick des Stücks auf die Auswirkungen des Tourismus ist für ihn ein wichtiges Thema. Da er bereits viele verschiedenen Funktionen in den unterschiedlichsten touristischen Bereichen ausgeübt hat, sind ihm die Gefahren bewusst. Pasterer ist in Saalbach geboren, Vater Herbert war Vizebürgermeister und hat die Schönleitenbahn gebaut. "Als Kind hab' ich noch händisch die Karten gezählt", berichtet er von der Zeit, als sich das kleine Dorf in eine Tourismushochburg verwandelte. "Wir sollten schon sehr achtsam mit unserer Landschaft umgehen." Die nächste Herausforderung wartet bereits: Er hat sich an der Fernuni in Psychologie eingeschrieben, denn: "Ich will wissen, wie wir ticken."
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