Vorgestellt-Büchertipps zu Weihnachten
Das literarische Jahr 2023

Edith Kammerlander sprach auch dieses Jahr über die Literatur.  | Foto: RegionalMedien Salzburg
  • Edith Kammerlander sprach auch dieses Jahr über die Literatur.
  • Foto: RegionalMedien Salzburg
  • hochgeladen von Sabine Bramberger

Beinahe jeden letzten Donnerstag im Monat fand in Bischofshofen auch im laufenden Jahr der literarische "Vorgestellt"-Abend von und mit Edith Kammerlander statt. Von neuer österreichischer Literatur, bis nach Afrika war alles dabei. 

BISCHOFSHOFEN. Das ganze Jahr über lud Mag. a Edith Kammerlander zu "ihren" Vorgestellt-Abenden um 18:30 Uhr im Weltladen in Bischofshofen ein. Jetzt gibt sie einen Einblick zum erfolgreichen Literatur-Jahr und die Abende, die auch heuer gefüllt waren mit Musik von Anton Kammerlander und der Gastfreundschaft des Teams vom Weltladen.

Jänner bis Juni

Das Jahr begann wie immer mit den PreisträgerInnen des Vorjahres. Die französische Nobelpreisträgerin Annie Ernaux wurde dabei mit ihren autobiographischen Texten vor den Vorhang geholt. Das aufsehenerregende „Blutbuch“ von Kim de L´Horizon, ausgezeichnet mit dem Deutschen und Schweizer Buchpreis, sorgte auch bei der Buchpräsentation für Staunen und Nachdenklichkeit. Zum Lachen wiederum brachte die österreichische Schriftstellerin Verena Roßbacher ihr Publikum mit ihrem schräg-skurrilen sozialutopischen Roman: „MonChérie und unsere demolierten Seelen.“

Der Februar war Kriminalromanen gewidmet. Mit „DerWachsblumenstrauß“ von Agatha Christie stand ein echter Klassiker mitHercule Poirot auf dem Programm. Die kanadische Autorin Margaret Atwood hat in „Alias Grace“ den bis heute nicht gänzlich geklärten Doppelmord eines Dienstmädchens aus der Mitte des 19.Jahrhunderts mit der Vermischung von Fakt und Fiktion literarisch behandelt. Charlotte Link ist eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen des deutschen Sprachraums. Mit „Die Suche“ hat sie einen spannenden Roman voller Überraschungen über verschwundene Mädchen im schaurig-düsteren
Nordengland geschrieben. 

Auf das weite Feld der Gefühle wurden die Gäste im März des Jahresgeführt. Ein belletristischer Text von Christoph Ransmayr über den Verdacht eines Sohnes, sein Vater habe mehrere Menschen ermordet, erzählt von Schuld, Liebe und den Übergang von der „alten“ Zeit in eine dystopische der Zukunft (Der Fallmeister). Ein Psychotherapeutenpaar (Udo Baer und Gabriele Frick-Baer) widmet sich im „Großen Buch der Gefühle“ vielen unterschiedlichen Emotionen. Der Theologe Anton A.Bucher schreibt ein Plädoyer für die „Vorzüge der Melancholie“, die erals das „Glück des Traurigseins“ bezeichnet. Lone Frank spricht ausneurobiologischer und psychotherapeutischer Sicht über „Liebe. Vom Höchsten der Gefühle“. J. Wertheimer und N.Birnbaumer stellen in„Vertrauen. Ein riskantes Gefühl“ eine scheinbar hehre und idealisierteEmotion zur Diskussion. Ein eher seltener Abend über Sachbücher lockte 30 Interessierte in den Weltladen.

Wie DichterInnen mit Politik umgehen, wurde im April verhandelt. DerSchweiz-Italiener Giulani da Empoli versuchte, sich dem Phänomen Putin über seinen langjährigen Vertrauten, den sogenannten „Magier im Kreml“anzunähern. Die Ukrainerin Tanja Maljartschuk schreibt in Wien kurze Texte über ihre verloren gegangene Heimat und das Leid in den Kriegsjahren. Der österreichische Schriftsteller Robert Menasse hat mit „Die Erweiterung“ seinen zweiten EU-Roman geschrieben, in dem erbildhaft und witzig die Beitrittsversuche Albaniens beschreibt.

„Außenseiter“ waren Ende Juni das Thema der Buchpräsentation. DreiBücher aus 200 Jahren brachten lauter HeldInnen auf die Bühne, die aus ganz unterschiedlichen Gründen außerhalb der sozialen Umgebung lebten. „Michael Kohlhaas“, eine der berühmtesten literarischen Figuren von Heinrich von Kleist, entwickelt sich aus seinem stark ausgebildeten Gerechtigkeitsgefühl zu einem maßlosen Rächer. Der Grazer Clemens J. Setz begibt sich auf die Spuren der historischen Figur Peter Bender, der mit seiner Verschwörungstheorie von der Hohlwelt philosophiert und dabei die Realität komplett aus den Augen verliert („Monde vor der Landung“).Die Slowenin Ana Marwan hat für ihren kurzen Text „Die Wechselkröte“2022 den Bachmann –Preis verliehen bekommen. Es ist die mosaikhaft erzählte Geschichte einer Frau, die aus ihrem gewohnten Alltag fällt und fortan im Ungefähren lebt.

... und im zweiten Halbjahr

Nach einer kurzen Sommerpause im Juli ging es mit neuer österreichischer Literatur weiter. Teresa Präauer ist eine vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin mit vielen anderen Talenten dazu. Ihr „Kochen im falschen Jahrhundert“ erzählt die Geschichte einer namenlosen Gastgeberin, die sich bei den Tischgesprächen zunehmend in der falschen Zeit wähnt, dazu gibt es Anekdoten über das Kochen und auch Rezepte. Reinhard Kaiser-Mühlecker beschreibt mit eigener Kenntnis der Landwirtschaft ein bäuerliches Leben, das nur kurze Momente des Glücks kennt, sehr wohl aber seelische Abgründe. Karin Peschka berichtet in wunderbar tröstlicher Art und ganz ungewöhnlicher Sprache von der langsamen Integration des Serben Dschomba. Er erreicht in Eferding, zumindest bei einigen Mitmenschen, die längst fällige Aufarbeitung der Geschichte eines Kriegsgefangenenlagers.

Weit weg bewegen wir uns im September. Der kenianische Schriftsteller und Journalist Dipo Faloyin räumt in seinem aktuellen Buch „Afrika ist kein Land“ mit vielen Klischees zu dem Kontinent auf. Unheimlich großesWissen über Geschichte, Kunst, Politik und Vielfalt menschlicher Lebensweise sind auf spannende Art in dem Werk versammelt. Die junge Autorin NoViolet Bulawaya aus Simbabwe überträgt die Geschichte der Diktatur unter Mugabe und Nachfolger in die Tierwelt – beeindruckend. Anthologien wie die von Margaret Busby (Neue Töchter Afrikas) präsentieren Texte aus unterschiedlichen Ländern und zu verschiedensten Themen, erzählt von erfolgreichen Schriftstellerinnen.

„Widerstand“ – ein riesiges Thema. Besonders ausführlich beschäftigtsich damit ein Tagungsband von Heidi und Wolfgang Beutin und vielen anderen ForscherInnen mit dem schönen Titel: „Widerstand ist nichts als Hoffnung“. Als Kenner der osteuropäischen Geschichte ist der US-AmerikanerTimothy Snyder auch ein exzellenter Beobachter der Politik
von Donald Trump. Aus diesem Wissen entwickelt er „Über Tyrannei. 20 Lektionen für den Widerstand“. Die junge russischeWiderstandskämpferin Nadja Tolokonnikowa ist seit Jahren eine heftige und vor allem unheimlich einfallsreiche Kritikerin von Wladimir Putin. Das
ehemalige Mitglied von „Pussy Riot“ setzt sich aus eigener Erfahrung für bessere Haftbedingungen in den Gefängnissen ein. Auch von den eigenen Erfahrungen dort berichtet sie in unnachahmlicher Form in ihrem Buch. In dem Roman „Macht und Widerstand“ setzt sich der bulgarischstämmige Autor Ilja Trojanow mit der Geschichte seines Heimatlandes
zwischen dem Ende des 2.Weltkriegs und dem Fall des Eisernen Vorhangs auseinander. Erzählt werden die Leben des Widerstandskämpfers Konstantin und seines langjährigen Gegenspielers auf der Seite des Staatsicherheitsdienstes, Metodi Popov.

„Im Verborgenen“ handelt Tomas Nevinson als englischerGeheimdienstmitarbeiter. Seiner Frau Berta Isla ist der erste Band dieses ausführlichen Romanwerks gewidmet. Wie lebt es sich in verschiedenen Identitäten mit ständiger Bedrohung? Wie kann eine Ehe funktionieren, wenn ein Partner monate- oder jahrelang untertaucht und nichts von seinen Aufgaben erzählen darf? Javier Marias hat diese und viele andere Fragen in seinen beiden Büchern meisterhaft beantwortet. Einen „Thriller in Slow Motion“ hat sie die berühmte Literaturkritikerin Sigrid Löffler genannt. Die palästinensische Autorin Ibtisam Azem aus Israel entwirft im „Buch vom Verschwinden“ eine unheimliche Szenerie.Nach der plötzlichen Abwesenheit aller Palästinenser begibt sich der israelische Journalist Ariel auf eine Spurensuche, vor allem anhand eines Tagebuches seines Freundes Alaa, der darin die Geschichte seiner palästinensischen Großmutter erzählt.

Ein Überblick übers Jahr

Im Jahr 2023 gab es 9x Vorgestellt mit insgesamt 213 Besuchern.Es waren anspruchsvolle Vorträge vor einem sehr aufmerksamen und treuen Publikum. Abgerundet werden die Abende mit Musik von Anton Kammerlander, der mit Klassik, Jazz und Gospels den gemütlichen Teil der Veranstaltung begleitet. Dazu gibt’s Getränke, süße Kleinigkeiten und vor allem die Bücher, alles bereitgestellt vom Team des Weltladens. 

"Danke auch an den Kulturverein, der die Literaturreihe organisatorisch und finanziell erst möglich macht." - Edith Kammerlander

Direkt zu einem Vorgestellt-Abend: 

Vorgestellt: Über Afrika
Literaturabende finden virtuell statt
Zwischen Seidenpapier und Stacheldraht
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.