Fachvortrag „Zeitgemäße Fütterung von Rehwild“ in Pfarrwerfen
PFARRWERFEN (ma). Werfenwengs Jagdleiter Josef Seidl und Pfarrwerfens Jagdleiter Thomas Gschwandtner luden zu einem höchst interessanten Fachvortrag von Muraus Amtstierarzt OVR Univ. Doz. Dr. Armin DEUTZ zum Thema „Zeitgemäße Fütterung von Rehwild“ in den Gemeindefestsaal in Pfarrwerfen ein. Viele Jäger aus der Umgebung sind der Einladung gefolgt.
"Fütterungsfehler und deren Konsequenzen vermeiden und die Rehe art- und wiederkäuergerecht zu füttern ist das wichtigste. Zu hohe Eiweißgaben verursachen eine Pansenübersäuerung. Die richtige Fütterung in Form der totalen Mischration ist wäre ideal. Besonders bewährt hat sich in der Rehwildfütterung die Vorlage von gutem Luzerne- oder Rotkleeheu aus der Belüftungstrocknung", so der Vortragende Armin Deutz abschließend.
Hier Wichtiges von Verfasser OVR Univ. Doz. Dr. Armin Deutz:
Grundsätze der Fütterung
Wenn Rehe gefüttert werden, sollten folgende Grundsätze eingehalten werden: regelmäßig, ausgewogen, zeitlich richtig (Beachtung des reduzierten Nährstoffbedarfes im Dezember/Jänner, da sonst die natürliche „Ruhephase“ nicht eingehalten und dem Wild bessere Umweltbedingungen vorgetäuscht werden als sie gegeben sind), keine zu großen Wildkonzentrationen, richtiger Fütterungsstandort (mit ausreichendem Überblick damit sich das Wild sicher fühlt, z.B. in einem Altholzbestand nahe von Einständen), keine Futtervorlage am Boden (Übertragung von Parasitosen und Infektionskrankheiten wie Para- oder Pseudotuberkulose), geeignete wiederkäuergerechte Futtermittel (keine alleinige Fütterung leicht verdaulicher Kohlenhydrate wie Getreide(schrot) oder Mais(bruch) > Gefahr der Pansenübersäuerung, Beachtung und Beobachtung der Futterqualität, sofortiges Entfernen verdorbener Futtermittel (z.B. bei Schimmelbefall), keine abrupten Futtermittelwechsel (ideal wäre gleichbleibende Ration, sonst mindestens 3 Wochen Übergangszeit), Anpassung des Abschusses an das Fütterungsregime, Ruhe in den Einständen und Verminderung bis Vermeidung des Jagddruckes in der Fütterungszeit. Zusammenfassend sollen wir uns, falls wir Rehe weiter füttern wollen, Gedanken in Richtung einer „Ökologisierung“ der Rehwildfütterung machen. Die Tristenfütterung wäre ein Ansatz in diese Richtung.
Sinn und Unsinn der Rehwildfütterung
Sollen wir Rehe überhaupt füttern? Diese Frage wird jeden Heger irritieren, aber Rehwild braucht zur Arterhaltung die Fütterung nicht. Dennoch gibt es gute Gründe zur Fütterung von Rehen. Lokal auftretende Verbissschäden durch Rehwild, Fütterungsfehler, fütterungsbedingte Erkrankungen, Sommerfütterung und Diskussionen um ein Fütterungsverbot von Rehwild im Zuge der Novellierung des deutschen Bundesjagdgesetzes lassen uns aber über die Notwendigkeit, den Sinn und das Wie der Rehwildfütterung nachdenken.
Eigenarten des Rehes
Die Vormägen des Konzentratselektierers Reh weisen ein geringeres Fassungsvermögen, dichtere Pansenzotten, weniger Unterteilungen und größeren Öffnungen auf, die häufigere Äsungsperioden (im Sommer 8-10, im Winter 5-7, relativ gleichmäßig über 24 Stunden verteilt) zur Füllung benötigen als jene anderer Äsungstypen. Im Gegensatz zum Rotwild sind Rehe deutlich wählerischer und suchen sich Knospen, Kräuter, Blüten, junge Blätter usw., die reich an gelösten Zellinhaltsstoffen sind („Konzentratselektierer“), wobei die Äsungswahl hauptsächlich auf geruchlichen Reizen basiert. Bei der Aufnahme von zu kurzem, nicht strukturiertem oder gemahlenem Futter wird wenig gekaut und danach wenig bis nicht wiedergekäut was eine deutlich verringerte Speichelproduktion und damit die Gefahr von Pansenübersäuerung zur Folge hat.
Fütterungsfehler
Unabhängig von anderen Diskussionen rund um die Fütterung sind Fütterungs- und Futterfehler zu berücksichtigen, die eine der häufigsten Verendensursachen bei Rehen im Winter darstellen. Eine noch so gut gemeinte Fütterung von Wildwiederkäuern kann, wenn man die Besonderheiten der Wiederkäuerverdauung nicht berücksichtigt (= Fütterungsfehler) oder verdorbenes Futter (= Futterfehler) vorlegt, mehr Schaden anrichten als der Wildart zum Nutzen zu gereichen. Die häufigsten Fütterungs- bzw. Futterfehler sind Pansenübersäuerung, Schädigungen der Pansenflora nach abrupten Futterwechseln, Pansenfäulnis sowie Mykotoxikosen oder Organmykosen nach Aufnahme von verschimmeltem Futter.
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