Wegweisungen
Frauen trauen sich mehr
55 Fälle von Wegweisungen beziehungsweise Betretungsverbote gab es 2018. Bezirkspolizeikommandant Josef Nothdurfter und Bezirkshauptmann Harald Wimmer erklären das Vorgehen bei solchen Fällen im Pongau.
PONGAU. Die Zahl der Wegweisungen bzw. Betretungsverbote ist 2018 angestiegen. Die Zahl von 55 Fällen sei nicht nur negativ zu sehen. "Wir glauben nicht, dass das jetzt eine Steigerung ist, sondern eher so dass die Frauen selbstbewusster geworden sind und sich leichter trauen etwas zu sagen", sagt Wimmer. "Es ist nicht mehr wie früher, dass Frauen das einfach hingenommen haben, sondern jetzt sagen sie: 'Das lasse ich mir nicht mehr bieten. Ich gehe zur Polizei und zeige das an.' Dann muss der Mann eben mit diesen Konsequenzen rechnen", fährt Wimmer fort.
Stadt und Land
Spricht ein Partner "nur" eine gefährliche Drohung aus, dann kann er von der Polizei weggewiesen werden und darf 14 Tage die Wohnung nicht mehr betreten. "Früher waren die Frauen am Land sehr eingeschüchtert. In der Anonymität der Stadt wurde eher eine Anzeige gemacht und am Land nicht. Das ist bei uns jetzt auch anders, es trauen sich immer mehr die Polizei zu rufen", kommt von Nothdurfter. Wegweisungen fänden eher in den Ballungsräumen statt. "Man kann den ländlichen Bereich nicht ganz ausschließen, vielleicht ist da auch die Hemmung noch immer etwas höher", lenkt Wimmer ein.
Gefährder muss weg
Für ein Frauenhaus bestünde im Pongau noch kein Bedarf, aber besonders wenn Kinder betroffen sind, kommt von der Bezirkshauptmannschaft eine intensive Betreuung. Die erste Sicherheit ist, dass der Gefährder des Platzes verwiesen wird. "Der Gefährder wird festgenommen, das ist ja keine Bettlerei", zeigt sich Nothdurfter rigoros: "Wir haben da klare gesetzliche Verfügungsmittel. Wenn der Weggewiesen nicht geht, wird er festgenommen." Wird ein Betretungsverbot erteilt, muss die Person ein Aufklärungsgespräch führen. "Dafür haben wir besonders ausgebildete Beamte, die demjenigen die Folgen seines Verhaltens vor Augen führen. Dabei wird auch auf die psychischen Aspekte eingegangen", erklärt Nothdurfter. Sind Kinder im Spiel machen die Sozialarbeiter der BH sofort eine Gefährdungsabklärung. Die Polizei muss solche Fälle nicht nur der Bezirkshauptmannschaft melden sondern auch an eine eigenständige Interventionsstelle, die von anderer Seite Zugang zu dem Fall sucht.
Ein Einsehen haben
Die Hoffnung der Bezirkshauptmannschaft sei es, dass sich solche Fälle herumsprechen und in weiterer Folge die Männer auch ein Einsehen bekämen. "Wenn ihnen bewusst wird, dass sie auf einmal Probleme bekommen – gerade wenn Kinder da sind – kommt oft das Umdenken", sagt Wimmer.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.