Appell an Politik
Jugendsozialarbeiter fordert Pflichtausbildung statt Jugendknast

Jugendsozialarbeiter Uwe Braun will jugendlichen "Problemfällen" helfen, mittels Ausbildung ins echte Leben zurückzukehren. | Foto: Alexander Holzmann
  • Jugendsozialarbeiter Uwe Braun will jugendlichen "Problemfällen" helfen, mittels Ausbildung ins echte Leben zurückzukehren.
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Jugendsozialarbeiter Uwe Braun will straffällig gewordenen Jugendlichen mit seiner Initiative eine neue Chance geben.

BISCHOFSHOFEN (aho). Ein Projekt, um straffällig gewordene Jugendliche wieder leichter resozialisieren zu können, entwickelte Jugendsozialarbeiter Uwe Braun in den vergangenen Monaten. Der Deutsche, der viele Jahre lang in Bischofs-hofen das Jugendtreff Liberty geleitet hat, kennt die Probleme genau: "Es gibt zu viele, die straffällig werden, weil sie nichts tun und auch keine Perspektive haben. Aus dieser Abwärtsspirale kommen sie ohne echte Aufgabe nicht heraus."

Eigenständig leben lernen

Klar ist, dass der Arbeitsmarkt durch die Corona-Situation derzeit mit anderen Problemen überlastet ist. Dennoch waren die Jugendarbeitslosigkeit und die daraus resultierenden jugendlichen "Problemfälle" lange eine ungelöste Herausforderung. Genau hier setzt Brauns Projekt an – es sieht vor, den Jugendlichen eine Chance zu geben:

"Statt ins Gefängnis zu gehen, sollen sie eine Ausbildung in einem Mangelberuf samt Internat absolvieren. So lernen sie, eigenständig zu leben und bekommen Werte vermittelt. Das Ganze muss natürlich mit Betreuung ablaufen."

Rasches Anlernen möglich

Durch die Ausbildung hätten sie im Anschluss einen sicheren Job, damit sei allen geholfen. "Das Projekt soll wie auf Bewährung funktionieren – wenn die Jugendlichen erneut auffällig werden, müssten sie die Haftstrafe antreten", erklärt Braun. Von den Nachwuchsproblemen in vielen Branchen, etwa in der Gastronomie, hat er sich zuletzt selbst ein Bild gemacht. Über seinen Bekannten – den Koch Thomas Ellwanger von der Paulerei in Flachau – erfuhr er von ersten Ansätzen, wie man ungelernte Jugendliche rasch als Gehilfen anlernen könne. "Unter Anleitung machen sie alles, was ihnen möglich ist, ziemlich gut. Man muss ihre Fähigkeiten fördern, anstatt die Kritik in den Vordergrund zu stellen. Wichtig ist, das Positive hervorzuheben", kann sich auch Ellwanger eine derartige Initiative gut vorstellen.

In Südeuropa im Gespräch

Bei jüngeren "Problemfällen" gäbe es die Variante als Pflichtpraktikum mit verpflichtendem Schulabschluss. Dieses Projekt müsse freilich bundespolitisch aufgearbeitet werden, weiß Braun. Er weiß auch, dass sein Vorhaben in Balkanländern – er arbeitete die letzten Monate in Albanien, Nordmazedonien und Bosnien-Herzegowina als Jugendsozialarbeiter – bereits diskutiert wurde. "In diesen Ländern ist es einfacher, einen Kontakt zu Entscheidungsträgern herzustellen", berichtet Braun. Sobald das Konzept dort ausgearbeitet ist, könne es für Österreich, Deutschland oder andere EU-Staaten adaptiert werden. Auch in Österreich war Braun bereits in Gesprächen mit Verantwortlichen in der Tourismusbranche:

"Es braucht diesen Anstoß zum Nachdenken. Die rechtlichen Möglichkeiten muss aber die Politik schaffen."

Schwerer Abschied vom Jugendtreff

Während der Jugendsozialarbeiter Uwe Braun in den vergangenen Monaten in diversen Ländern in Südosteuropa tätig war und nebenbei sein Projekt entwickelte, um jugendliche Problemfälle wieder resozialisieren zu können, hat er auch Abschied von seiner jahrelangen Arbeit im Jugendtreff Liberty in Bischofshofen genommen. "Ich bin keiner, der nachkatert oder irgendwie nachtreten will", sagt Braun, dem die Trennung von seinem Herzensprojekt aber doch sehr schwer gefallen ist. Schließlich gewann er als Leiter des Jugendtreffs unter anderem auch den prestigeträchtigen Anton-Tesarek-Preis, mit dem der Bundesvorstand der Kinderfreunde Brauns eingereichtes Projekt "Jobbörse" prämierte.
Dem Wahl-Bischofshofener ist es wichtig, sich von den Jugendlichen im Liberty und deren Eltern noch nachträglich zu verabschieden und seinen Dank auszusprechen: "Ich freue mich enorm über den unglaublichen Zuspruch, den ich von der Bischofshofener Bevölkerung auch nach meinem Abschied vom Liberty bekommen habe. Viele der Jugendlichen haben mir in sozialen Netzwerken geschrieben. Auch zahlreiche Eltern haben sich auf der Straße bei mir bedankt, mich in den Arm genommen oder mir Briefe geschrieben. Das ist einfach schön und zeigt, dass die geleistete Arbeit nicht verkehrt war", ist Braun stolz. Nicht zuletzt haben ihm die vielen positiven Rückmeldungen auf seine Arbeit im Jugendtreff Liberty auch viel Motivation für sein neues Projekt gegeben, an dem er in den letzten Monaten intensiv gearbeitet hat: "Für all das gilt der Bevölkerung mein größter Dank", sagt Braun.

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