Schuhmacher Handwerk
Schuster-Exotin arbeitet wie vor hundert Jahren
In ihrer Lehrzeit war die Orthopädieschuhmacherin Sonja Mild eine „Exotin“ im männerdominierten Handwerk, die kaputte Schuhe anderer Leute in die Hand nimmt, um diese frisch aufpoliert und repariert wieder zurück zu geben.
BAD HOFGASTEIN (rok). Mit Vater und Großvater in der Werkstatt entstand die Liebe zum Handwerk und zum Werkstoff Leder. Diese Verbundenheit in Verbindung mit einer erstklassigen fachlichen Lehrausbildung zur Orthopädieschuhmacherin bei der Werkstätte Maichel in Salzburg ist es auch, was ihr das Rüstzeug mitgegeben hat, sich als Frau in einer Männerdomäne durchzusetzen. Seit 1991 arbeitet die Schuhmacherin hauptberuflich bei der Firma Pondorfer in Bischofshofen.
Frauenanteil nun gestiegen
Es ist ihr auch ein wichtiges Anliegen, das vom Großvater und Vater aufgebaute Unternehmen in Bad Hofgastein für die Kunden im Gasteinertal achtsam und mittlerweile über zehn Jahre, weiterzuführen. „In den 30er-Jahren gründete mein Großvater die Schuster-Werkstätte Mild, die mein Vater Anton dann weiter aufbaute. Meine jüngere Schwester Claudia und ich folgten der Familientradition,“ ist die Schuhmacherin stolz und fügte hinzu: „Früher gab es einmal sieben Werkstätten alleine in Bad Hofgastein, nun sind es nur mehr zwei im ganzen Tal.
Sportler zählen auf Qualität
Heute hätten immer mehr Menschen Fußprobleme, welche die Zahl der sogenannten Zurichtungsarbeiten am Konfektionsschuh steigern und das Handwerk aufleben lassen. Sonja Mild repariert jedoch nicht nur Schuhe, auch Gürtel, Handtaschen, Rucksäcke, Pferdegeschirr, Hundeleinen und sonstige Lederwaren werden wie neu gemacht. Hobby- und Profisportler, speziell im nordischen Bereich, wie auch der Gasteiner Nordische Kombinierer Bernie Gruber, zählen auf die Arbeit der Schusterin. In der Kletterszene hat sich die selbst sehr sportliche Schuhmacherin mit ihren Reparaturen und klebenden kantigen Sohlen auch über das Gasteinertal hinaus einen guten Namen gemacht.
Maßschuhe erfüllen Ansprüche
„Ob rahmengenäht, holzgenagelt oder geklebt, meine Leidenschaft für individuelles Design und ein hoher Qualitätsanspruch weisen meine unverkennbare Handschrift aus,“ erzählt Mild und ergänzt: „Wer auf Langlebigkeit setzt oder unter überlasteten oder deformierten Füßen leidet, findet in handgefertigten Maßschuhen die ideale Lösung. Gute Schuhe haben ihren Preis: Für das erste Paar mit dem eigenen Leisten sind um die 800 bis 1.000 Euro fällig. Es geht auch teurer, je nach Leder. In einem Paar Maßschuhe stecken cirka 40 Stunden Arbeit – Beratung und Anprobe nicht eingerechnet. Maßschuhe sind so teuer, weil sie gemacht werden wie vor 100 Jahren", sagt Sonja Mild, die ihren Beruf und den Kontakt zu ihren Kunden liebt: „Jeder Schuh erzählt seine eigene Geschichte. In der Freizeit halte ich mich mit Bergsteigen und Mountainbiken fit, damit ich meinen kreativen Beruf noch lange ausüben kann."
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